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Sensationssieger bei bizarrer Ski-Party

10.Jänner 2022

Als Johannes Strolz so ganz allein auf dem Thron des Führenden Platz nahm, flossen beim 29-jährigen Vorarlberger, der so lange auf diesen Moment hatte warten müssen, Tränen der Freude. Um ihn herum feierten tausende Schweizer ein völlig losgelöstes Ski-Fest, das unter dem Eindruck stand, Corona sei abgeschafft worden.

12.300 Fans hatten schon am Samstag unter (vermeintlicher) Einhaltung der 3G-Regel Lokalmatador Marco Odermatt als Riesentorlaufsieger sprichwörtlich auf Händen getragen, der Sonntag stand dann sportlich ganz im Zeichen der Österreicher: Sensationsmann Strolz, der zuvor einen zehnten Rang als bestes Weltcup-Ergebnis zu Buche stehen gehabt hatte, triumphierte im Slalom vor Manuel Feller, der zwei Kuhglocken für zwei zweite Plätze mit nach Hause nahm.

Premierensieg für Strolz vor Feller

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Bild 1/18 Bildergalerie: Sensation in Adelboden: Premierensieg für Strolz vor Feller

Spurlos ging das Spektakel auf dem Chuenisbärgli nicht am Tiroler vorbei. Feller staunte nicht schlecht über die Kulisse. Wo andere die Schotten dicht machen, kuscheln die Eidgenossen – mit Landesfahnen "bewaffnet" und über weite Strecken maskenfrei – auf der ausverkauften Steiltribüne. "Die Schweizer gehen da einen anderen Weg. Die versuchen an einem Wochenende gleich alles durchzuseuchen", sagte der 29-Jährige mit einem breiten Grinser auf den Lippen.

Nicht alle hatten das Szenario im Berner Oberland so lustig empfunden. Nach Interventionen – unter anderem von ÖSV-Herrenrennsportleiter Andreas Puelacher – fiel die für den Samstagabend anberaumte Siegerehrung auf der großen Bühne in Adelboden aus. Eine vernünftige Entscheidung.

Sensationssieger bei bizarrer Ski-Party
Dicht gedrängt auf der Steiltribüne der Ski-Arena in Adelboden: Hat die Schweiz Corona abgeschafft?

"Ich bin da nicht so paranoid, ich schaue, dass mich keiner angreift, setze meine Maske auf und schaue, dass ich ins Hotel komme", erklärte Feller, als er sich den Weg durch die Menschenmassen bahnte. Eine Infektion mit dem Coronavirus kann niemand brauchen – schon gar nicht mit Blick auf die gnadenlose Null-Covid-Politik der Chinesen, die am 4. Februar die Olympischen Winterspiele in Peking eröffnen.

"Zur Normalität zurückkehren"

In der Schweiz, wo am Samstag mehr als 28.000 Neuinfektionen vermeldet wurden, ist die Aufregung über die verstörenden Bilder groß. Der Ruf nach Konsequenzen wird laut. Christian Haueter, Geschäftsführer des Adelboden-Weltcups, weist jede Schuld von sich: "Wir stützen uns auf die Entscheide der Behörden. Sie entscheiden, ob ein solcher Anlass in dieser Zeit richtig ist."

Pierre Alain Schnegg, der Berner Gesundheitsdirektor, verteidigt die Ski-Party. "Großevents sind erlaubt, die Rennen finden im Freien statt", sagte er: "Jeder muss lernen, Verantwortung zu übernehmen. Irgendwann gilt es auch, zur Normalität zurückzukehren." Für Hans Pieren (59) war ein standesgemäßer Abschied als Rennleiter in Adelboden nicht möglich: Der ehemalige Spitzenläufer verfolgte die Weltcupbewerbe via TV – wegen einer Coronainfektion.

"Ich bin brutal dankbar"

Strolz war indes live dabei, noch dazu pfeilschnell, aber zu sehr mit sich selbst und seiner Gefühlswelt beschäftigt, als die Kulisse richtig wahrzunehmen. "Ich bin brutal dankbar, dass es endlich einmal geklappt hat. Es ist ein Traum, der wahr wird", jubelte der Sohn von Olympiasieger Hubert Strolz (Calgary 1988). Der Junior war im Frühjahr aufgrund fehlender Erfolge aus allen ÖSV-Kadern geflogen und hat aktuell keinen eigenen Servicemann. (alex)

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