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One Hell of a Ride

Von Christoph Zöpfl, 16. Jänner 2021, 20:09 Uhr
One Hell   of a Ride
Bild: APA

Analyse: Tanz auf der Rasierklinge: Vor dem alpinen Klassiker in Kitzbühel steigt eher die Skepsis als die Vorfreude..

Als Ouvertüre vor den Hahnenkammrennen hat das mediale Red-Bull-Zentralorgan Servus TV auch heuer wieder den als Dokumentarfilm getarnten Werbespot "Streif: One Hell of a Ride" ins Programm genommen. Der Titel, zu Deutsch "Der Höllenritt", kann dieses Mal doppelt gedeutet werden. Die Empörung darüber, dass der Ski-Weltcup in Österreich mit den Rennen an diesem Wochenende in Flachau und ab Dienstag in Kitzbühel auf Teufel komm raus sein Programm abzuarbeiten versucht, steigt analog zur Bedrohung, die von der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie ausgeht.

Österreichs mächtiger Ski-Präsident Peter Schröcksnadel hat diese Woche mit der Forderung einer offensiven Impfstrategie für den Weltcup-Zirkus einmal mehr bewiesen, dass auf ihn Verlass ist, wenn es darum geht, zielsicher ins Fettnäpfchen zu springen. Das ist schade, denn gerade jetzt wäre auch auf diesem Themenfeld ein Lockdown emotionaler Aufgeregtheit und ein gesunde Dosis nüchterner Analyse hilfreich und notwendig.

Hätte man die Kitzbühel-Rennen absagen müssen? Das sagt OÖN-Sportchef Christoph Zöpfl: 

"Ischgl 2.0" in Kitzbühel: Die Meldungen von den englischen Corona-Patienten im Kitzbühel-nahen Jochberg hat die Skination Österreich diese Woche auf dem internationalen Boulevard einmal mehr als Pandemie-Bananenrepublik bloßgestellt. Die Tiroler Landespolitik reagierte ebenfalls einmal mehr mit einem Jetzt-erst-recht-Reflex, was die Durchführung der in einer Woche geplanten Hahnenkammrennen betrifft. Die Versuchung ist groß, sie des Tatbestandes der Realitätsverweigerung anzuklagen. Ischgl und Kitz trennen allerdings Welten, was die Corona-Prävention betrifft. Dort war Party ohne Ende, da gibt es Tests, Tests, Tests, Abstand und ein Hausverbot für Ballermänner.

Die für die Hahnenkammrennen akkreditierten Journalisten erhielten schon vor Wochen eine To-do- beziehungsweise Not-to-to-Liste mit zahlreichen Vorschriften. Ein aktuelles, negatives PCR-Testergebnis ist beim Check-in im Pressezentrum genauso obligatorisch wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes – sogar auf den Gehwegen zum Start- oder Zielbereich. "Sprechen Sie nicht laut oder schreien Sie nicht, um den erhöhten Ausstoß von Aerosolen zu vermeiden", lautet eine der Anordnungen im eng bedruckten, sechsseitigen Covid-19-Protokoll für die Medienvertreter.

Die Akteure – Sportler, Trainer, Betreuer, Serviceleute und FIS-Funktionäre – befinden sich ohnehin seit Wochen in einer "Blase". Keine Gewerkschaft würde derartige Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder akzeptieren, welche die Artisten des Ski-Weltcups derzeit mit Demut auf sich nehmen, weil sie dankbar sind, dass es in Zeiten wie diesen überhaupt noch eine Chance gibt, Rennen zu fahren. Da Frühstücksräume oder Restaurantbereiche in einigen Mannschaftshotels gesperrt waren, wurde da und dort das Essen sogar vor der Zimmertür abgestellt. Der Bewegungsradius abseits der Trainings- und Wettkampforte ist außerdem sehr eingeschränkt. Trotz hoher Test-Intensität macht man freundliche Nasenlöcher, kein Rennläufer wäre auf die Idee gekommen, beleidigt "Holt mich hier raus, ich bin ein Star" zu plärren. Auch am Hahnenkamm werden sich alle an die strengen Spielregeln halten. Das gilt genauso für die zahlreichen Mitarbeiter des Organisationsteams, die ebenfalls regelmäßig durchgetestet werden, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten. Hurra, die Gams – das passt heuer nicht zu Kitzbühel.

Schröcksnadel treibt es auf die Sp(r)itze: Die Kritik am ÖSV-Präsidenten, der verlangt hat, die Spitzensportler möglichst schnell durchzuimpfen, ist nachvollziehbar. Der 79-Jährige hat allerdings immer klar gemacht, dass die Risikogruppe und Menschen, die in der Pflege oder im medizinischen Bereich tätig sind, natürlich absolute Priorität hätten. Gleichzeitig hat er betont, dass der ÖSV die Kosten für die Impfungen seiner Leute übernehmen werde.

Realistisch betrachtet werden internationale Sportereignisse in absehbarer Zeit nicht durchführbar sein, wenn die Protagonisten (und Zuschauer) ohne Impfschutz antreten. Längst machen Gerüchte die Runde, dass für die auf 2021 verschobenen Sommerspiele von Tokio wahrscheinlich ein Zeitfenster im Jahr 2023 geöffnet werden muss. Ein neuerliches olympisches Spiel auf Zeit wäre für viele Sportler ein frustrierendes, demoralisierendes Szenario. Wenn ein Vollblut-Funktionär wie Schröcksnadel darauf drängt, beim Impfen der Spitzensportler auf die Tube zu drücken, ist das vielleicht nicht politisch korrekt und ganz sicher nicht klug, aber doch irgendwie verständlich.

Die Ski-WM wackelt

Wegen der Coronavirus-Mutation steht auch hinter der am 8. Februar in Cortina d’Ampezzo beginnenden Ski-Weltmeisterschaft ein Fragezeichen. Die Organisatoren wollen in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen, Cortina ist aktuell als „orange Zone“ eingestuft. Sollten die Zahlen in der Region Venetien in den roten Bereich wandern, droht eine Verschärfung der Maßnahmen. Laut der Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“ sei die WM „in akuter Gefahr“. Schon jetzt steht fest, dass die Titelkämpfe ohne Zuschauer stattfinden werden. Eine Verschiebung auf 2022 ist denkbar, die WM würde dann jedoch mit den Olympischen Winterspielen kollidieren.

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Autor
Christoph Zöpfl
Leiter Sportredaktion
Christoph Zöpfl
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