Nicht fit und trotzdem Schnellster
KITZBÜHEL. Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer drückte dem ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel seinen Stempel auf.
„I woaß ned, wo i eich hintuan soi.“ Schon kurz vor 10 Uhr herrschte Hochbetrieb auf dem Parkplatz am Fuße des Hahnenkamms, dem „Wächter“ des Absperrschrankens stand die pure Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Das hatte aber weniger mit einem Massenansturm zum ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel zu tun, als vielmehr mit den Hobby-Skifahrern, die angesichts des traumhaften Wetters mit strahlendem Sonnenschein Witterung aufgenommen hatten. Die Speed-Helden wollten vielleicht ein paar Hundertschaften sehen. Es geht noch ziemlich beschaulich zu im Zielgelände der Streif, wo die Besucher auf einem riesigen Transparent mehrsprachig willkommen geheißen werden. Kyrillische Schriftzeichen dürfen nicht fehlen, russische Touristen sind traditionelle Kassenfüller in der Gamsstadt.
Der Streif ist das ziemlich wurscht, sie zeigt immer ihre Zähne. Auch gestern. Frag nach bei Kjetil Jansrud. Der norwegische Star musste seine ruppige Fahrt abbrechen und sich mit einer Verletzung an der linken Hand in medizinische Behandlung begeben. Matthias Mayer, Olympiasieger in Abfahrt und Super-G, kam mit der schwierigsten Strecke im Weltcup-Zirkus am besten zurecht. Der Kärntner knallte die erste Bestzeit auf das blanke Eis - 1:57,44 Minuten. Damit war der „Mothl“ eine Spur langsamer als Kitzbühels Chefvermarkter Harti Weirather, der in der Geschichte der Hahnenkammrennen als Erster unter zwei Minuten geblieben war. 1982 hievten ihn 1:57,20 zum Abfahrtstriumph.
„Sinnlos. Das hat mit Skifahren nichts mehr zu tun"
Mayer kann sicher noch schneller fahren, aber er ist nach seinem Sturz im Kombinationsslalom von Wengen (Freitag) nicht hundertprozentig fit. Eine Beckenprellung beeinträchtigt den 28-Jährigen: „Am Start ist es mir nicht gut gegangen“, gestand der Kitzbühel-Super-G-Sieger von 2017. „Beim Fahren habe ich nichts gespürt. Es war eisig und unruhig, da hatte ich andere Gedanken", erläuterte Mayer, der den Steilhang noch nicht so gut erwischt hatte. „Für das Selbstvertrauen ist die Bestzeit gut. Aber heute ist Dienstag, die Abfahrt ist am Samstag. Da kann noch viel passieren“, sagte Matthias, der den heutigen Tag für Regenerationszwecke nützt: „Aber ein bisschen muss ich mich schon bewegen.“
Während Mayer und Wengen-Champion Vincent Kriechmayr (im Kitz-Training Zehnter) die Streif in den höchsten Tönen lobten, kam Romed Baumann überhaupt nicht zurecht. Er brach seine Fahrt nach der Steilhang-Ausfahrt ab: „Ich dachte nicht mehr, dass ich noch eine Kante auf meinem Ski habe, nichts hat mehr reagiert. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einmal so überfordert war bei einem Training wie heute", sagte der Tiroler, der in der Wengen-Kombi Fünfter gewesen war. „Sinnlos. Das hat mit Skifahren nichts mehr zu tun. Reinschnuppern und Herantasten geht hier nicht, da geht es gleich komplett zur Sache."
Das wird auch am Donnerstag so sein. Dann steigt das zweite und letzte Training.