Kitzbühel kämpft um Mausefalle und U-Hakerl
KITZBÜHEL. Hundertstel-Lotterie auf der Streif? Die Aussicht auf eine verkürzte Abfahrt bereitet den Assen Sorgen
Nach dem ersten Trainingstag bei Postkartenwetter machte sich gestern in Kitzbühel eine Schlechtwetter-Front wichtig. Der Start für das zweite Training musste nach unten verlegt werden. Für die heutige erste Abfahrt (Start um 11.30 Uhr) wird wieder witterungsbedingt ein "Quickie" von der Alten Schneise befürchtet. Das sind vor allem für die Asse keine rosigen Aussichten, denn je kürzer die Streif ist, desto größer ist der Favoritenkreis.
"Wenn wir von der Alten Schneise starten, gibt es ein Gemetzel", prognostizierte Wengen-Sieger Vincent Kriechmayr. Die schwersten Passagen – Mausefalle, U-Hakerl und Steilhangausfahrt – würden wegfallen, das Rennen auf der Streif wäre eine Hundertstel-Lotterie. Wer das große Los zieht? Für Kriechmayr ist der gestrige Trainingsschnellste Christof Innerhofer ein heißer Tipp. "Ich weiß, wen ich mir anschauen muss. Nur dich", sagte der Mühlviertler gestern zum Südtiroler, der den Ball gleich wieder zurückspielte: "Auf den Vinc ist extra aufzupassen. Er fährt im Training immer extra langsam, und im Rennen ist er da."
Kriechmayr markierte gestern die neuntschnellste Zeit, wobei er wie einige andere schon lange vor dem Ziel aus der Hocke ging und als aufrechter Mensch über die Ziellinie fuhr. Noch stärker auf die Bremse stieg Aleksander Aamodt Kilde, der sich nach seiner Trainingsbestzeit am Mittwoch auf Platz 39 "versteckte".
Als schnellster ÖSV-Läufer schwang Matthias Mayer mit der sechstschnellsten Zeit im Ziel ab. Dem Kärntner unterlief dabei allerdings ein Torfehler, der aber sein Selbstvertrauen nicht ins Schleudern brachte. "Ich bin gut drauf und weiß, was ich zu tun habe", sagte der Kitzbühel-Sieger von 2020. Daniel Hemetsberger, gestern auf Platz 19, nimmt heute eine weitere Top-Platzierung ins Visier. "Ich fühle mich gut, mit einer Platzierung zwischen fünf und fünfzehn wäre ich zufrieden", sagte der Nußdorfer, der heute mit Startnummer vier unmittelbar hinter seinem oberösterreichischen Landsmann Kriechmayr ins Rennen gehen wird.
Der Wind als Fragezeichen
Die Schlechtwetterfront beschert den Pistenkommandos auf der Streif abermals eine Nachtschicht. Für das heutige Rennen ist man jedoch zuversichtlich. "Wir werden den Neuschnee rechtzeitig aus der Piste bringen", versprach Rennleiter Mario Mittermayer-Weinhandl. Der Schneefall könnte aufhören, ein Fragezeichen bleibt der Wind. "Er wird uns sagen, ob wir ganz oben starten können oder nicht." Ein Start knapp über der Mausefalle wäre ein guter Kompromiss, um ein "Gemetzel" von der Alten Schneise zu vermeiden.