Höllenritt: Bei Kriechmayrs Abfahrt schrillten sämtliche Alarmglocken
79. Hahnenkammrennen: Wie durch ein Wunder überstand der Gramastettner das härteste Rennen der Welt unverletzt – Paris siegte vor Feuz und dem Villacher Striedinger.
Gäbe es eine "Goldene Gams" für den verwegensten Ritt in der gestrigen Kitzbühel-Abfahrt – sie wäre Vincent Kriechmayr sicher. Der Höllenritt des 27-jährigen Gramastettners war mit das Wildeste, was die Streif in ihrer Geschichte serviert hat. Stock entglitten, dreimal in extremer Sturzgefahr, massive Schräglage, Landung auf einem Ski, Aug in Aug mit dem Sicherheitsnetz – "Vince" hat fast nichts ausgelassen. Außer ein Tor. Es grenzt an ein Wunder, dass er gestern unter dem Applaus der 25.000 Ski-Fans gesund im Ziel abschwang.
Doch Kriechmayr hätte gerne andere Schlagzeilen geschrieben – jene von Dominik Paris, der zum dritten Mal nach 2013 und 2017 in der Hahnenkamm-Abfahrt triumphierte. "In mir brodelt es. Nur zum Owifahren bin i ned am Start, ich wollte das Rennen gewinnen und war wahrscheinlich zu sehr am Limit. Nach der Mausefalle war es vorbei, dann forderst du es halt heraus und riskierst noch mehr", sagte der Oberösterreicher, der am Sonntag im Super-G (13.30 Uhr, ORF eins) zurückschlagen und vielleicht sein erstes Top-3-Ergebnis in "Kitz" erreichen möchte.
Max Franz fällt für die WM aus
Diesbezüglich ist Kriechmayr, der sich bei Schutzengel und Konditionstrainer bedankte, ein gewisser Otmar Striedinger voraus. Der 27-jährige Villacher nutzte die Gunst der Stunde (bessere Sicht) und wurde mit Nummer 27 Dritter – nur 17 Hundertstel hinter dem zweitplatzierten Beat Feuz (Sui) und 37 hinter Paris. "Ich bin überglücklich. Heute war ich auf der Sonnenseite, obwohl ich zwei Fehler gemacht habe", erläuterte der "Retter" der rot-weiß-roten Ehre. Es war der erste ÖSV-Abfahrts-Stockerlplatz in "Kitz" seit Hannes Reichelts Sieg 2014.
Striedinger ist jetzt erster Anwärter auf das vierte Abfahrts-WM-Ticket, das eigentlich für Max Franz reserviert war. Der zweifache Saisonsieger erlitt gestern einen Fersenbeinbruch, er muss Gips tragen und sechs bis acht Wochen pausieren. Sehr bitter.
Paris, der Party-Löwe
Wer Dominik Paris kennt, weiß, dass der Südtiroler die Feste feiert, wie sie fallen. In Kitzbühel traditionsbewusst im „Londoner“, wo er nicht nur einmal die oft zitierte „Sau“ rausgelassen hat. Der 29-Jährige und die Streif(alm) – das ist eine Liebesbeziehung, wie ein Blick auf die Ergebnislisten verdeutlicht. Paris hat jetzt drei Abfahrtssiege und einen Triumph im Super-G zu Buche stehen. Die Kasse klingelt, mit den gestern verdienten 74.000 Euro lässt sich einiges anfangen. Nicht nur auf dem Segment der harten Spirituosen.
Der Mann aus Meran ist Frontmann und Songwriter der Heavy-Metal-Band Rise of Voltage und wie gemacht für das blanke Eis auf der Kitzbüheler Streif, die ihm schon so viele Sternstunden bereitet hat. Je wilder, umso besser, oder? „Ich habe von den alten Füchsen gelernt, wie man das taktisch fährt“, lächelt Paris und meint damit wohl auch Kristian Ghedina, der auf dem Hahnenkamm einmal – mit 140 km/h unterwegs – die Grätsche beim Zielsprung ausgepackt hat.
„Auf der Streif ist man immer auf des Messers Schneide unterwegs. Auch wenn ich oft gewonnen habe, ist es nach wie vor eine Überwindung“, betonte Paris, an dem für Beat Feuz – zum vierten Mal Zweiter in „Kitz“ – kein Weg vorbeiführt: „Es ist keine Schande, von Paris geschlagen zu werden“, sagte der Schweizer.
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