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Marcel Hirscher: "Es gab Morddrohungen gegen meine Familie"

Von OÖN-Sport   22.November 2019

Ein Mann, der so viele Titel wie er gewonnen hat, kann bei seiner Biografie auf einen speziellen Titel ruhig verzichten. Dementsprechend heißt das neue Buch, das die Erfolgsgeschichte von Ski-Star Marcel Hirscher detailreich nacherzählt, auch schlicht und einfach "Marcel Hirscher". Die Biografie erscheint am Montag, neben Sport-Journalist Alex Hofstetter haben Hirschers langjährige Wegbegleiter Stefan Illek und Michael "Mike" Pircher als Autoren mitgearbeitet. Auf dem Coverbild präsentiert sich Hirscher übrigens fast "nackt" – also ohne Sponsoren-Logo oder Produktplatzierung.

Recht freizügig geht der achtfache Gesamtweltcupsieger auch mit Einblicken hinter die Kulissen seines Rennfahrerlebens um. Seine mentale Stärke bezeichnet er als "Fass, das ich aufmachen konnte, wenn ich wollte und wenn ich es unbedingt brauchte. Ganz ehrlich: Manchmal war ich mir selbst ein Rätsel, wie ich das alles geschafft habe." Nicht besonders wohl fühlte sich der zweifache Olympia-Sieger in der olympischen Familie. Hirscher: "Dieses Tohuwabohu, diese Reglementierungen. Irgendwie fühlt man sich als Sportler am Ende des Tages nur noch als Produkt. Wirklich warm bin ich mit Olympia nie geworden."

Das Buch fördert noch unbekannte Details zutage. Wie etwa die unangenehme Zeit während der "Einfädler-Affäre 2012", als öffentlich diskutiert wurde, ob er ein Slalomtor regulär passiert hatte. "Es gab Morddrohungen gegen meine ganze Familie", schildert er in der Biografie. "Wir sind alle miteinander daheim gesessen, ich wurde von Leibwächtern bewacht und wir alle waren der Verzweiflung nah."

Nervig für das Umfeld

Den Umsteigeschwung vom rasanten Leben eines Hochleistungssportlers zum vergleichsweise entschleunigten Dasein eines Familienvaters hat der 30-Jährige noch nicht so richtig geschafft. "Was mich als Sportler gut gemacht hat, ist jetzt nervig. Vor allem für mein Umfeld. Das Tempo, das ich in meiner Karriere gegangen bin, ist einfach nicht alltagstauglich", gibt der Salzburger zu. Allzu tiefe Einblicke in sein Privatleben findet man aber in Hirschers Buch nicht. Von seinem inzwischen einjährigen Sohn gibt es auf mehr als 300 Seiten weder ein Foto, noch wird der Name verraten. Seiner Frau Laura macht der Seriensieger aber ein großes Kompliment: "Sie hat mich als Nobody kennengelernt. Sie ist mit mir den gesamten Weg gegangen. Ohne Laura würde es all diese Kugeln und Medaillen nicht geben."

Stenmarks Verbeugung

Neben autobiografischen Einblicken, zahlreichen Fotos und Statistiken findet man im Buch auch Kommentare von zahlreichen Wegbegleitern. Sogar der große Ingemar Stenmark verbeugt sich vor Hirscher. "Marcel ist der beste Skifahrer, den es jemals gab. Er hat achtmal in Serie den Gesamt-Weltcup gewonnen. Es war schwieriger als bei mir, so viele Rennen zu gewinnen", meint die Ski-Legende aus Schweden. Ex-Teamkollege Reinfried Herbst berichtet auch über eine unerwünschte Nebenwirkung, die Hirschers Dominanz mit sich brachte. "Wir hatten teilweise nicht einmal mehr einen Trainer, weil sich alle um Marcel kümmerten. Wir blieben gemäß unserem Gefühl auf der Strecke." Und Felix Neureuther erinnert sich an die WM 2013 in Schladming, wo er in Führung liegend im Ziel auf Hirschers Fahrt wartete. "Ich schloss die Augen, saugte die Atmosphäre förmlich auf und sagte mir: Hoffentlich gewinnt Marcel, ich will erleben, was da los ist, wenn Marcel hier Gold holt." Neureuthers Wunsch sollte in Erfüllung gehen.

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