Dreßen tastet sich wieder an die Ski-Weltspitze heran
BEAVER CREEK. Erste Beaver-Creek-Abfahrt abgesagt, Wahl-Scharnsteiner ist fit.
Thomas Dreßens lange Leidenszeit endete mit einem Urschrei in den Rocky Mountains. 995 Tage nach seinem letzten Weltcup-Start legte Deutschlands bester Abfahrer, der seit Jahren Scharnstein im Almtal seine Heimat nennt, letzte Woche als Achter in Lake Louise ein bemerkenswertes Comeback hin. Nun muss ihn die Konkurrenz auch in Beaver Creek auf der Rechnung haben. Die gestrige Abfahrt musste aber wie schon zuvor in Lake Louise letzten Freitag wegen starken Windes und Schneefalls abgesagt werden. Heute (18 Uhr) steigt der nächste Versuch, ehe Sonntag (18.15 Uhr, jeweils live ORF 1) ein Super-G das Speed-Wochenende abschließt.
"Man ist es gewohnt, aber mittlerweile ist es sehr bedauerlich. Alle Rennen bekommen wir sicherlich nicht mehr zurück, das ist mit Blick auf den Gesamtweltcup schon ärgerlich", haderte Österreichs Matthias Mayer mit der Absage. Dreßen hatte damit weniger Probleme, jeder Tag Pause tut seinem lädierten Knie gut.
"Es hat sich angefühlt, wie nach Hause kommen", sagte der 29-Jährige schon nach seinem Husarenritt in Lake Louise. Kein Wunder bei seiner langen Zwangspause: Für den Wahl-Scharnsteiner war es das erste Weltcup-Rennen seit März 2020. Zuerst hatte Dreßen eine Hüft-Operation ausgebremst. Dann sorgte ein Eingriff am vorgeschädigten rechten Knie dafür, dass er die gesamte vergangene Saison inklusive der Olympischen Spiele verpasste.
Gang zum Mentaltrainer
Das Ausmaß seines Knieschadens, sagt Dreßen, "das hat mich dann schon getroffen". Der "richtige Tiefschlag" allerdings kam im November 2021, also vor genau einem Jahr, "als meine Teamkollegen alle nach Amerika geflogen sind und ich bis dahin nicht mal wusste, wann es wieder auf Schnee geht". Da, berichtet der Deutsche, "bin ich dann schon mental in ein Loch reingefallen, da habe ich mental Probleme gehabt". Dreßen suchte das Gespräch mit dem Salzburger Mentaltrainer Thomas Wörz. Dabei kam heraus, dass er schon "leichte depressive Phasen" durchlebte: "Für mich war das Neuland."
Nun kehrt Dreßen auf die berühmt-berüchtigte "Birds of Prey-Piste" zurück, die ihn 2018 so brutal abwarf und die Wurzel all seines Verletzungs-Übels zu sein scheint. Dreßen aber hat davor wieder Selbstvertrauen getankt. "Ich weiß nun, dass ich es noch immer draufhabe."