Der schmale Grat auf der "schönsten Abfahrt der Welt"
WENGEN. 90 Jahre Lauberhornrennen: Der Klassiker in Wengen verlangt den Ski-Assen alles ab.
4270 Meter – die Lauberhornabfahrt ist das längste Rennen im Ski-Zirkus und damit einem Kraftpaket wie Vincent Kriechmayr förmlich auf den Leib geschneidert. Nicht umsonst hat der 28-jährige Gramastettner 2019 den Wengen-Klassiker für sich entschieden. Physisch und technisch gehört der Oberösterreicher längst zur Crème de la Crème, er ist einer der Fittesten unter der Sonne und auch heuer ein Siegkandidat.
"Das wird eine Challenge. Die Piste präsentiert sich so gut wie nie zuvor – durchgehend kompakt. Wengen gehört zu meinen Lieblingsstrecken. Nicht nur deshalb, weil ich schon gewonnen habe", sagte Kriechmayr, der im heutigen Abschlusstraining (12.30 Uhr, ORF 1) im Gegensatz zum Dienstag auch das berühmte Kernen-S einwandfrei meistern möchte.
Für Kriechmayr ist Feuz Favorit
"Vinc" ist ein Perfektionist und immer heiß auf das Stockerl, in die Rolle des Topfavoriten für den Rennsamstag lässt er sich aber nicht drängen. Dafür hat er einen Lokalmatador vorgesehen – und zwar den Schweizer Beat Feuz, der auf dem Lauberhorn 2012 und 2018 triumphiert hat. 2015 und 2019 wurde der Abfahrts-Weltcup-Titelverteidiger Zweiter.
Schon morgen wird die 90. Auflage der Lauberhornrennen – eingebettet in die traumhafte Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau – mit der Kombination eingeläutet. "Das ist das Schönste, das wir weltweit haben", sagte einmal Hermann Maier über das Ambiente.
Die Spezialabfahrt überstrahlt alles. Rekord-Champion ist der 2014 verstorbene Berner Oberländer Karl "Moli" Molitor, der zwischen 1939 und 1947 sechs Siege feierte. Karl Schranz und Toni Sailer haben vier Erfolge eingefahren, Franz Klammer drei – einen davon 1975 mit dem unglaublichen Vorsprung von 3,54 Sekunden auf den Zweiten Herbert Plank (Ita).
Mit Wengen sind aber nicht nur Triumphe, sondern auch Tragödien verbunden. Am 18. Jänner 1991 erlag Gernot Reinstadler nach einem Sturz in der Qualifikation im Zielhang seinen schweren inneren Verletzungen. Eine sechsstündige Operation, bei der rund 40 Liter Blut transferiert wurden, konnte das Leben des Tirolers im Krankenhaus in Interlaken nicht retten. Heute erinnert eine Gedenktafel am Zielhaus an das Unglück.
"Seit Reinstadlers Unfall ist Sicherheit ein noch wichtigeres Thema. Mein Puls ist hoch, bis der letzte Fahrer im Ziel ist", sagt Wengen-Rennleiter Robert Lehmann (59). Die sogenannten A-Netze werden jährlich in einem Labor geprüft. Ist die Reißfestigkeit nicht mehr gewährleistet, werden sie ersetzt.
"Drei Tage lang besichtigen"
Wengen hat den Ruf, die schönste Abfahrt zu servieren. Sie verlangt den Athleten aber so viel Schmalz ab, dass das Konzentrationsvermögen massiv beansprucht wird. Die Gefahr, dass sich auf dem mit vielen Schlüsselstellen (Russisprung, Traverse, Minsch-Kante, Canadian Corner, Kernen-S, Österreicher-Loch etc.) gespickten "Ski-Marathon" Fehler einschleichen, ist groß. "Das Lauberhorn ist extrem fordernd. Ich musste drei Tage lang besichtigen, bis ich mir alles eingeprägt hatte", erinnert sich Maier, der 1998 bei seinem Wengen-Debüt siegte. Es bleibt trotzdem ein schmaler Grat. (alex)
Dominatorin Shiffrin plagen Selbstzweifel
"Wir sind in der Realität angekommen." Mikaela Shiffrin wirkte nach Platz drei beim Slalom in Flachau gezeichnet. Zum zweiten Mal in Folge war nicht die US-amerikanische Weltcup-Dominatorin, sondern die Slowakin Petra Vlhova im Torlauf ganz oben gestanden. Die 24-Jährige, die auch von Anna Swenn-Larsson (Swe) geschlagen wurde, hatte schwer daran zu knabbern. Im Zielraum kämpfte sie mit den Tränen.
"Ich bin jemand, der nicht immer so fest an sich selbst glaubt. Nur selten war ich so selbstbewusst, dass ich sicher war, alle zu schlagen." Ihre Dominanz macht die 64-fache Weltcupsiegerin daran fest, dass sie härter arbeite als die Konkurrenz. Meldungen, wonach ihr Coach Mike Day den zweiten Lauf bewusst eckig gesetzt hatte, um Vlhova einzubremsen, widersprach Shiffrin. "So etwas tun wir nicht, und außerdem kann man gegen Petra ohnehin nichts setzen."
Von Shiffrins Problemen können die ÖSV-Damen derzeit nur träumen. Seit mittlerweile 49 Slaloms warten die Österreicherinnen auf einen Sieg. Da die Halbzeit-Dritte Katharina Liensberger an die fünfte Stelle zurückfiel, blieben die Heimischen beim Salzburg-Triple in Zauchensee und Flachau ohne Podestplatz. Die Slalomplätze 5, 6, 8 und 11 ergaben zumindest ein gutes Teamresultat.
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