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Der letzte Vorhang für zwei Ski-Legenden

Von Alexander Zambarloukos aus Åre   09.Februar 2019

Nur höhere Gewalt kann die schillernden Karrieren zweier Ski-Legenden über das Super-WM-Wochenende mit den Spezialabfahrten der Herren (heute, 12.30 Uhr, ORF eins) und Damen (Sonntag, 12.30 Uhr, ORF eins) hinaus verlängern. Über dem exakten Zeitpunkt der Abschiedsvorstellungen von Aksel Lund Svindal und Lindsey Caroline Vonn thront der Wettergott, der für beide Speed-Klassiker in Åre Schneefall, Wind (vier Meter pro Sekunde) und Nebel ankündigt. Da kommt keine Freude auf.

Doch wenn sich jemand auf schwierige Bedingungen einstellen kann, dann sind es Vonn (34) und Svindal (36) mit all ihrer Routine und Klasse. Es scheint so, als seien der Norweger und die US-Amerikanerin für den sogenannten "Tag X" wie geschaffen zu sein. Wenn es darauf ankam, waren sie meistens da – außer die maroden Knie haben wieder einmal nicht mitgespielt.

"Das motiviert mich extra"

Das letzte Mal soll keine Winke-winke-Fahrt werden, das Ziel ist die Goldmedaille, an die das Duo mehr glaubt als es andere tun. Vonn hat sich gestern mit blau unterlaufenem rechten Auge nach ihrem schweren Super-G-Sturz als Siebente der Kombi-Abfahrt zurückgemeldet und sich kämpferisch gezeigt: "Ich will mit Spaß fahren, aber auch attackieren. Ich mag es, wenn mich die Leute nicht ernst nehmen und mir nichts mehr zutrauen. Das motiviert mich extra", betonte Vonn. Der Unterkörper (Knie, Wade) verursacht im Moment keine Schmerzen. "It’s decent", sagte die Olympiasiegerin und Doppel-Weltmeisterin. Also "anständig". Die Problemzonen sind nach oben gewandert, der Nacken tut weh, detto eine Rippe.

Aber all das wird Vonn, die schon Montag früh Åre verlassen und zu ihrem Freund, Eishockey-NHL-Star P.K. Subban, nach Nashville reisen will, ein letztes Mal ausblenden. Davon ist auch Svindal (zwei Olympia-, fünf WM-Goldmedaillen) überzeugt: "Um ehrlich zu sein: Was die Risikobereitschaft anbelangt, ist Lindsey ein bisschen verrückter als ich. Ich bin mehr der Typ, der kalkuliert", lächelt der "Super-Elch".

Auch Ingemar Stenmark (86 Weltcup-Siege), dem Vonn (82 Erfolge) liebend gerne den Rekord abgeluchst hätte, meldete sich zu Wort: "Es ist traurig, dass Lindsey ihre Karriere beenden muss, weil sie so starke Schmerzen hat. Ich hätte ihr den Rekord absolut gegönnt, sie war so nahe dran. Als ich den Rekord damals gebrochen habe, war er mir auch wichtig, heute ist er mir völlig egal", sagte der Schwede.

Auch für Svindal, der 2007 nach einem Horror-Sturz in Beaver Creek beinahe gestorben wäre, gibt es Wichtigeres im Leben als nackte Zahlen. "Seine beste Eigenschaft ist, dass er sein Umfeld besser macht", sagt Norwegens Cheftrainer Christian Mitter, ein Steirer, über seinen Speed-Star: "Wir werden Aksel sehr vermissen, denn als Teamkamerad ist er unersetzlich."

Kein ausverkauftes Haus

Svindal wird mit herzergreifenden Komplimenten überhäuft, trotzdem schafft er es, fokussiert zu bleiben: "Hey, ich will noch ein richtiges Rennen fahren." Hier in Åre, wo er sich 2007 zum Doppel-Weltmeister gekrönt hat. Der Schauplatz weckt goldene Erinnerungen, aber wird er diesen beiden Stars zum Abschied auch gerecht?

Mit einem vollen Haus – die Sveriges Alpines Nationalarena bietet 17.000 Zuschauern Platz – ist nicht einmal annähernd zu rechnen. Für beide Abfahrten waren gestern noch jede Menge Tickets zum Preis von 320 bis 3174 Kronen (umgerechnet 32 bis 317 Euro) zu haben.

Selbst die "Fanzone Norway" im Sektor A3 ist nicht ausverkauft. Und das beim letzten Rennen von Svindal, Norwegens Sportler des Jahres. Das verwundert doch sehr: Denn das schwedische Åre ist nur 65,9 Kilometer von Norwegens Landesgrenze entfernt...

 

Favoriten sind andere

Aksel Lund Svindal mag heute (oder wann auch immer) Favorit der Herzen sein, auf dem Papier werden aber andere höher für die WM-Abfahrt gehandelt. Zum Beispiel Super-G-Weltmeister Dominik Paris, der gestern im Abschlusstraining auf stark verkürzter Strecke in 52,54 Sekunden Bestzeit markierte.
Vincent Kriechmayr war als bester Österreicher Siebenter, unabhängig davon ist er ein heißer Tipp. Weil er schon eine Medaille in der Tasche hat (Super-G-Silber) und vor knapp einem Jahr die Generalprobe in Åre gewonnen hat. „Das hilft mir natürlich. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass einem der Berg liegt.“
Ein ordentliches Tempo hat auch Matthias Mayer drauf. Nach dem Ausfall im Super-G (mit Zwischenbestzeit) fährt ein bisschen die Wut im Bauch mit: „Das Gesamtpaket passt, jetzt muss ich es runterbringen.“ Titelverteidiger ist der Schweizer Beat Feuz.

 

Sie starten für Österreich

Herren, in der Herren-Abfahrt Samstag, 12.30 Uhr

Vincent Kriechmayr
Geboren: 1. Oktober 1991 in Linz
Wohnort: Linz
Größe/Gewicht: 1,85 m/93 kg
Hobbys: Fußball, Eishockey
Medaillenchance: Der 27-Jährige zählt zum engsten Favoritenkreis.

Matthias Mayer
Geboren: 9. Juni 1990 in St. Veit an der Glan (Kärnten)
Wohnort: Afritz am See (Kärnten)
Größe/Gewicht: 1,79 m/87 kg
Hobbys: Mountainbike, Sport, Freunde
Medaillenchance: Der zweifache Olympiasieger ist bei Großereignissen stets ein heißer Tipp.

Hannes Reichelt
Geboren: 5. Juli 1980 in Altenmarkt (Salzburg)
Wohnort: Radstadt (Salzburg)
Größe/Gewicht: 1,83 m/86 kg
Hobbys: Kitesurfen, Fliegen
Medaillenchance: Kein Stockerlplatz im Weltcup – die Routine gibt ihm trotzdem Chancen auf eine Medaille.

Otmar Striedinger
Geboren: 14. April 1991 in Villach (Kärnten)
Wohnort: Eisentratten (Kärnten)
Größe/Gewicht: 1,84 m/91 kg
Hobbys: Tennis, Trial, Klettern, Tourengehen
Medaillenchance: In Kitzbühel hat er mit Platz drei aufgezeigt. Er ist schnell, aber auch fehlerhaft.

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Damen, in der Damen-Abfahrt Sonntag, 12.30 Uhr

Nicole Schmidhofer
Geboren: 15. März 1989 in Friesach (Kärnten)
Wohnort: Schönberg (Steiermark)
Größe/Gewicht: 1,57 m/59 kg
Hobbys: Schlagzeug, Football, Radfahren, Lesen
Medaillenchance: Zwei Abfahrtssiege in dieser Saison – die 27-Jährige geht auf Gold los.

Ramona Siebenhofer
Geboren: 29. Juli 1991 in Tamsweg (Salzburg)
Wohnort: Krakau (Steiermark)
Größe/Gewicht: 1,70 m/72 kg
Hobbys: Musik, Natur, Lesen, Kochen
Medaillenchance: Zwei Saisonsiege, Schnellste in der Kombi-Abfahrt – eine Gold-Anwärterin.

Stephanie Venier
Geboren: 19. Dezember 1993 in Innsbruck (Tirol)
Wohnort: Oberperfuss (Tirol)
Größe/Gewicht: 1,68 m/65 kg
Hobbys: Shoppen, Kochen
Medaillenchance: Die 25-Jährige gewann die WM-Generalprobe in Garmisch-Partenkirchen. Sie zählt zum Favoritenkreis.

Der 4. Startplatz wird heute nach dem Training vergeben:
Tamara Tippler
Geboren: 9. April 1991 in Rottenmann (Steiermark)
Wohnort: Mautern (St)

Ricarda Haaser
Geboren: 10. September 1993 in Innsbruck (Tirol)
Wohnort: Maurach (T)

 

 

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29. März 2024