Das erbitterte Rennen um die Ski-WM-Tickets
CORTINA D’AMPEZZO. Hannes Reichelt (40) hat in Garmisch seine letzte Chance, doch noch auf den "Zug" nach Cortina aufzuspringen.
Wenn sich die Corona-Pandemie in den Dolomiten nicht zuspitzt, werden in zwölf Tagen die alpinen Ski-Weltmeisterschaften mit der Kombinationsabfahrt der Damen (8. Februar, 10 Uhr) eingeläutet. Nach dem gestrigen Damen-Riesentorlauf am Kronplatz und dem Flutlicht-Slalom der Herren in Schladming stehen bis zur Ouvertüre noch sechs Rennen im Weltcup-Kalender. Die Damen bestreiten am Wochenende Abfahrt (Samstag) und Super-G (Sonntag) in Garmisch, die Herren absolvieren ebendort eine Woche später auch zwei Speed-Rennen. Zuvor gehen diesen Samstag und Sonntag zwei Torläufe in Chamonix über die Bühne. Wie auch immer: der Kampf um die noch offenen WM-Tickets spitzt sich zu. Vor allem für Hannes Reichelt, der es mit 40 noch einmal wissen will.
"Es tut schon weh"
Doch der Weg zurück ist steinig – der Salzburger fährt seinen glorreichen Zeiten hinterher. Das liegt nicht nur am fortgeschrittenen Alter, sondern auch an den Nachwehen eines im Dezember 2019 erlittenen Kreuzbandrisses in der Bormio-Abfahrt. "Es tut schon weh, wenn man aktuell nicht um Spitzenplätze mitfahren kann", sagte der Super-G-Weltmeister von 2015 und 13-fache Gewinner von Weltcuprennen nach einem ziemlich verkorksten Kitzbühel-Auftritt mit den Rängen 16, 30 (Abfahrten) und 29 (Super-G).
Ans Aufgeben denkt der Routinier nicht: "Ich kämpfe weiter, ich kann noch immer schnell sein", sagt Reichelt. Wohl wissend, dass Garmisch seine letzte Chance sein wird, doch noch auf den WM-Zug aufzuspringen. Wenn ein 16. Platz das bis dato beste Saisonresultat ist, wird die Mission schwierig.
Mit einem Sympathiebonus darf Reichelt angesichts der starken Speed-Konkurrenz nicht rechnen. Weil der einzige österreichische Weltmeister bei den Titelkämpfen in Aare 2019, Marcel Hirscher (Slalom), seinen Rücktritt erklärt hat, wird es in Cortina in jeder Disziplin "nur" vier Startplätze zu ergattern geben. In der Abfahrt sind Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr gesetzt, dahinter haben Otmar Striedinger und Max Franz die besten Karten. Daniel Hemetsberger und Daniel Danklmaier befinden sich in Lauerstellung – auch bei ihnen kommt es auf Garmisch an.
Im Super-G sind ebenfalls Kitzbühel-Champion Kriechmayr und Mayer unantastbar, Christian Walder ist der dritte Mann, über dem vierten steht ein Fragezeichen. Die kommenden Wochen werden jedenfalls intensiv. "Drei Tage nach dem Garmisch-Wochenende findet schon der WM-Super-G statt. Das Programm ist sehr dicht", sagte Doppel-Olympiasieger Mayer über seine "Mission Cortina": "Dort kommt auch dazu, dass wir die WM-Strecke noch nicht kennen. Es wird sicher taff und interessant."
Schmerzhafte Ausfälle
Bei den Damen ist Katharina Liensberger in Slalom und Riesentorlauf eine "Bank", in den Speed-Disziplinen schmerzen die verletzungsbedingten Ausfälle von Nicole Schmidhofer und Nina Ortlieb, die zum erweiterten Kreis der Medaillenkandidatinnen zu zählen gewesen wären. Tamara Tippler schickt sich an, zur Nummer eins im ÖSV-Team zu werden. "Meine Form stimmt, das Selbstvertrauen auch. Die Vorfreude auf die WM ist groß", sagte die 29-jährige Steirerin, die am Sonntag im Super-G von Crans Montana Zweite gewesen war. Zuvor war ihr das auch in der Abfahrt in St. Anton gelungen.
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