Vincent Kriechmayr erklärt, warum er soziale Medien lieber meidet
OÖN-Interview: Vincent Kriechmayr will sich "in allen Belangen verbessern", denn mit sich und der Ski-Welt wirklich ganz zufrieden ist der Mühlviertler noch lange nicht
SANKT GILGEN. Für Österreichs Top-Abfahrer gibt es derzeit beim Kurz-Trainingslager in Sankt Gilgen kalt-warm: Neben dem Eishockeyspielen im Red-Bull-Trainingszentrum in Salzburg genoss man gestern auf dem Wolfgangsee ein feucht-fröhliches Vergnügen, als sich die Speed-Asse von einem Motorboot über das Wasser ziehen ließen. Oberösterreichs Ski-Star Vincent Kriechmayr erwies sich auch in diesem Metier als Bewegungstalent. Zwischen den Wasserspielen erzählte der 27-Jährige den OÖNachrichten, warum das Bad in der Menge nicht unbedingt das Seine ist.
OÖNachrichten: Ist es nach einer sehr guten Saison mit dem Sieg in Gröden und zwei Medaillen bei einer WM schwierig, den Fokus neu einzustellen?
Vincent Kriechmayr: Nein, auf keinen Fall. Ich war in der vergangenen Saison bei 17 Rennen 13 Mal unter den Top Fünf. Das war konstant, aber ich will natürlich weiter nach vorne, also keine vierten oder fünften Plätze, sondern regelmäßig auf das Podium. Im Grunde genommen möchte ich mir aber keine ergebnisorientierten Ziele setzen, sondern mich in allen Belangen verbessern.
Was fehlt noch zum Siegläufer, der permanent ganz vorne mitmischt?
Schwierig zu sagen. Vielleicht bin ich da und dort noch ein bisschen zu fehleranfällig. Das gilt es zu vermeiden.
Viele Experten sehen Sie in technischer Hinsicht als einen der besten Skifahrer im Weltcup. Liegen sie damit richtig?
Naja, das stimmt vielleicht nicht ganz. Auch mir passieren technische Fehler, über die ich mich wahnsinnig ärgere.
Man erlebt selten, dass Sie einmal mit sich und Ihrer Leistung restlos zufrieden wären.
Ich glaube, dass Marcel Hirscher sehr gut vorführt, was Perfektion wirklich heißt. Der hat den Skisport auf einen neuen Level gehoben. Es gilt, sich daran zu orientieren. Das ist ein sehr hoch gestecktes Ziel, und deshalb habe ich da noch an vielen Ecken und Enden zu arbeiten.
Im Training geht Hirscher immer wieder neue Wege mit speziellen Methoden. Kann man sich da auch etwas abschauen?
Ich glaube, dass viele Wege nach Rom führen. Wenn man sich Hermann Maier anschaut, der hat ganz anders trainiert als Marcel und war in seiner Zeit auch ein herausragender Sportler. Jeder muss seinen Weg finden. Ich hab seit fünf Jahren meinen Konditionstrainer und einen Leitfaden, von dem ich überzeugt bin.
In den vergangenen Wochen hat man Sie kaum bei öffentlichen Auftritten oder PR-Terminen gesehen. Haben Sie sich absichtlich rar gemacht?
Ja, das ist auch mit meinen Sponsoren und Partnern abgesprochen. Ich war nach der Saison zwei Wochen mit meiner Freundin auf den Azoren, habe aber Ende April schon wieder mit dem Konditionstraining begonnen. Gedanklich habe ich mich aber eigentlich ständig schon mit der neuen Saison befasst. PR-Termine mache ich im Sommer so wenige wie es geht, da will ich meine Ruhe haben.
Warum sind Sie auch in den sozialen Medien sehr defensiv unterwegs?
Ich wollte da schon einmal offensiver sein, aber das ist einfach nicht das Meine, da bin ich nicht der Typ dazu. Privat soll bei mir privat bleiben, das habe ich immer so gehandhabt.
Auf der Facebook-Seite des ÖSV ist jetzt ein manipuliertes Foto von Ihnen aufgetaucht, das zeigt, wie Sie als alter Mann aussehen könnten. Was wird der alte Vincent Kriechmayr im Herbst seines Lebens machen?
Keine Ahnung. Ehrlich, ich habe auch keinen Plan für eine Karriere nach der Karriere. Ich lebe voll im Hier und Jetzt, konzentriere mich hundertprozentig auf den Sport. Sonst gibt es keinen Lebensplan. Natürlich möchte ich einmal eine Familie haben, das ist das Einzige, was ich sagen kann.
Vom Wolfgangsee auf Gletscherschnee
Wasserski, Wakeboarden und „Reifenfahren“ stand gestern bei den ÖSV-Abfahrern auf dem Trainingsplan: eine willkommene Abwechslung zum harten Kondi-Tanken in der Kraftkammer. Vom Wolfgangsee geht es demnächst weiter auf den Gletscherschnee. In der kommenden Woche sollen in Sölden die Ski ausgepackt werden. Am 7. August düsen Vincent Kriechmayr und Co. dann zum Schneetraining nach Chile. Sein Fischer-Ski-Kollege Max Franz hat die ersten Schnee-Schwünge schon hinter sich. Der Kärntner, der im Jänner in Kitzbühel einen Fersenbeinbruch erlitten hatte, zog Anfang Juli auf dem Mölltaler Gletscher seine ersten schmerzfreien Schwünge.
Kriechmayr wandelt bei der Saisonvorbereitung übrigens auf den Spuren von Hermann Maier. Wie der „Herminator“ schlug er jetzt auch in Obertauern ein zweites Basislager auf. Der Gramastettener hat im Wintersportort, in dem sein Vater früher als Skilehrer jobbte, die Wohnung seiner Eltern übernommen und schwitzt regelmäßig beim Ergometer-Training in der Kraftkammer, in der sich schon Maier abgestrampelt hat.
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Vincents Vater "jobbte" nicht als Skilehrer, sondern er war Chefskilehrer. Ein wenig journalistische Sorgfalt wäre hier schon angebracht.
Geh Pepi, sei net pingelig.
Recht hat er, wenn er sich in den "asozialen" Medien rar macht!