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Werdenigg nach Missbrauchsvorwürfen: "Irrsinnig stark geworden"

Von nachrichten.at/apa, 03. Dezember 2017, 09:03 Uhr
Nicola Spiess
Nicola Werdenigg hat erschütternde Erinnerungen an ihre Zeit als Skirennläuferin. Bild: Privat

WIEN. Nicola Werdenigg ist nach dem Widerhall auf die von ihr erhobenen Missbrauchsvorwürfe im österreichischen Skisport in ihrem Vorhaben bestärkt worden. "Es war mein ganz großes Motiv, an diesen Systemen etwas zu ändern."

Das sagte die ehemalige Skirennläuferin im Interview mit der APA. Ihre ganze Energie steckt sie in die Gründung einer Plattform außerhalb aller Sportsysteme.

Niemals habe sie so viele Reaktionen erwartet. "Aber hätte ich nicht ganz wohlweislich und gut unterstützt alles abgeschlossen gehabt, wäre ich in diesen vierzehn Tagen zerrieben. Aber ich bin in diesen vierzehn Tagen irrsinnig stark geworden", sagte die 59-jährige Werdenigg, die am Dienstag am Landeskriminalamt Tirol aussagen wird. Die Tirolerin hattewie berichtetvon sexuellen Übergriffen bis hin zu einer Vergewaltigung durch einen Mannschaftskollegen berichtet, als sie 16 Jahre alt war, und auch einen ihr bekannten Fall aus 2005 angesprochen.

Nach wie vor werden ihr Vorfälle geschildert. "Es kommen irrsinnig viele Meldungen, viele reden jetzt drüber. Das zeigt offen, dass dieser Machtmissbrauch in Sportverbänden System hat." Aufklärung, Aufarbeitung, Prävention nennt sie die nun nötigen Schritte. "Es soll ja nicht der Sport generell vernichtet werden. Und es soll nicht, wie in meinem Fall, die Freude am Skifahren vergällt werden. Es soll eine Umstrukturierung erfolgen und wir müssen Präventionsarbeit machen."

Der Skiverband (ÖSV) hat eine Zusammenarbeit mit Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic vereinbart. Es sei aber ganz wichtig, dass es für die Meldung von Fällen neutrale Stellen gebe, meinte Werdenigg. "Ich möchte stark betonen, dass ich keine Zweiflerin an der fachlichen Kompetenz oder Integrität von Frau Klasnic bin. Aber es ist der Fall, dass die Leute dem Aufklärungssystem oder der Kommission, die vom ÖSV selbst gewählt wurde, extrem misstrauen. Und dass sich ganz viele wahrscheinlich nicht melden oder wissen wohin. Das Nicht-Wissen-Wohin hat auch eine emotionale Komponente. Das sind Leute, die zum ersten Mal seit 10, 20, 30, 40, 50 Jahren reden wollen. Der Leidensdruck ist so groß. Und die Befreiung nach solchen Gesprächen ist so wichtig."

Werdenigg hat sich deshalb mit der Verbrechensopferhilfe "Weißer Ring" zusammengetan, außerdem habe sich das Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie (IRKS) an sie gewandt. "Ich habe gebeten, dass IRKS Kontakt mit Weißen Ring herstellt, und dass man sofort zu dokumentieren anfängt. Damit alles ganz fundiert begleitet ist. Wir werden die besten Leute zusammenholen." Weiters mit dabei ist die Sportwissenschafterin und forensische Psychologin Chris Karl, die im Rahmen des Projekts "KIMI" in Schulen über Präventionsmaßnahmen gegen sexuellen Missbrauch aufklärt.

"Zum Glück habe ich auf meinem Weg, den ich eingeschlagen habe, Chris Karl kennengelernt. Wir haben einen Schulterschluss gemacht, wir haben genau das gleiche Anliegen. Uns beiden geht es darum, eine Plattform zu schaffen, die außerhalb aller Sportsysteme ist, damit ein Vertrauen da ist. Betroffene sollen sich vernetzen können - unabhängig, selbstständig. Man muss Betroffenen wirklich die Möglichkeit geben zu reden", meinte die Abfahrts-Olympiavierte von 1976 im APA-Interview.

"Es gibt in Österreich viel auch innerhalb vom Sport, es gibt '100 Prozent Sport', es gibt Initiativen in den Bundesländern. Uns geht es darum, dass wir diese losen Enden aufnehmen, dass wir miteinander vernetzen und eine breit gestreute Plattform schaffen." Diese "wird und kann und muss im Sport über die Grenzen von Österreich gehen". Denn Menschen, die im Umfeld des Sport sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch ausüben und nicht strafrechtlich belangt werden, würden einfach untertauchen und "dann halt in der nächsten Nation wieder auftauchen. Das ist das Übel."

Lückenlose Dokumentation 

Auf der anderen Seite stehe die Aufarbeitung und Forschung. "Wir brauchen eine fundierte wissenschaftliche Begleitung bereits jetzt, wenn die Meldungen eingehen. Jetzt bekommt man die Kennzahlen und Details." Forschungseinrichtungen sollen für eine möglichst lückenlose Dokumentation von Anfang an mit eingebunden werden. "Damit man Ausgangsmaterial für gute Forschung hat und für die Prävention Zahlen vorliegen. Damit man auch differenzieren kann, was ist nur in Sportsystemen und was generell in Systemen so."

Nochmals betonte Werdenigg, dass es ihr überhaupt nicht darum gehe, den ÖSV oder eine Person anzupatzen. "Niemandes gute Intention will ich infrage stellen. Aber es wissen viele im Skiumfeld nicht einmal die richtige Terminologie, die kennen die Begrifflichkeiten nicht." Der ÖSV sei auch ein spannender Fall, weil am Skisport in der Nachkriegszeit eine nationale Identifikation aufgebaut wurde. "Das war ganz wichtig für das angeschlagene Selbstbewusstsein für Österreich." Der Skisport sei stilisiert und von der Politik als Identifikationsfläche benutzt worden.

"Noch einmal, es ist nicht der Verband selbst, sondern die Sache, dass es um einen Verband geht, der auch ganz stark politisch eine Rolle gespielt hat und immer noch spielt. Das finde ich nochmals so bemerkenswert, wenn man das erforscht und aufarbeitet, dass man eben diese Strukturen dazu nimmt. Das mag in Deutschland ähnlich sein mit Fußball, bei uns ist es viel mehr der Skisport", sagte Werdenigg.

Das Vorhaben von Noch-Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), eine Studie in Auftrag zu geben, die untersuchen soll, wie weit verbreitet sexueller Missbrauch im österreichischen Sport ist, begrüßt Werdenigg. "Ich finde es toll, dass man schnell reagiert hat. Es gibt jetzt mehrere Initiativen, wo Landesverbände was tun wollen, wo parteipolitische Dinge ins Spiel kommen. Ich finde generell jeden Ansatz richtig und wichtig. Nur sollte man sich ein darüberliegendes Konzept überlegen."

Eine repräsentative Studie könne durchaus ein guter Beitrag sein. "Aber das ist ganz was anderes, als das Dokumentieren in die Hand zu nehmen." Doskozil will außerdem Fördervergaben an Verbände an Präventionsarbeit knüpfen. "Das freut mich am allermeisten. Einen Verhaltenskodex, um gegen Gewalt vorzugehen, als Kriterium, das begrüße ich total. Dafür gebührt ihm vor seinem Amtsende ein Orden."

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12  Kommentare
12  Kommentare
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Gebirgsjaeger (60 Kommentare)
am 12.01.2018 09:05

Ich stehe Frau Klasnic und ihrem Treiben mit „unabhängigen“ Kommissionen sehr skeptisch gegenüber.
Ich bin ein anerkanntes Oper durch Mitarbeiter der katholischen Kirche, wurde über Monate sexuell mißbraucht. Schweigegeld der „Opferschutzkommission ( Klasnic-Stiftung) € 15.000.- und 12 !! Therapiestunden.
Ich habe heute durch meine Traumata von damals eine psychische Krankheit bei diese Stiftung nachgewiesen und um mehr Unterstützung gebeten.
Fehlanzeige, ohne Begründung abgewiesen.
Wenn das die Aufgabe von Frau Klasnic ist, dann könnt ihr euch die Frau sparen, den mit Opferschutz oder Hilfe haben solche Kommissionen nichts zu tun!

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Digitalis (3.621 Kommentare)
am 04.12.2017 09:47

Die Reaktionen auf die Enthüllung, wonach der Vater der Frau Werdenigg, recte Nicola Spieß, zu der Zeit, von der die Enthüllungsdame heute schreibt - der Leiter des Damenteams war, die Mutter ebenfalls voll in den professionellen Schibetrieb des jetzt angeschütteten ÖSV eingebunden war - aber erst nach dem Tode ihres Vaters (!!!) rückt Frau Werdenigg mit ihrer Version der angeblichen oder wirklichen Vorkommnisse heraus?

Da steht zu erwarten, dass die Grün-Nationalratskandidatin mit ihren "Aufdeckungen" 40 Jahre "danach" noch etwas ganz Anderes los getreten hat. Schon wird in den Medien von "Entschädigungen" geflunkert (USA Jurywillkür läßt grüßen) und nun berichtet eine angebliche Mutter eines späteren Rauschgifttoten aus Stams, zwei von dessen Kollegen hätten da auch etwas von homosexuellen Übergriffen durch einen Institutsleiter berichtet. Nur ihr eigenes Schatzi nicht, um den sich schon als Zwölfjährigen Schifirmen gerissen hätten? traurig

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 03.12.2017 12:45

Ichauchnoch, bemühe dich, dass dein Posting hier gelöscht wird. Es ist ein Schandfleck.

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ichauchnoch (9.778 Kommentare)
am 03.12.2017 15:44

Wenn Sie mir sagen, was an meinem posting ein Schandfleck ist, dann bemühe ich mich um Löschung. Aber ich brauch eine detaillierte Begründung. Danke.

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( Kommentare)
am 03.12.2017 15:55

"Also alles mehr als unglaubwürdig"

Deine gezogenen Schlüsse sind allesamt falsch und dürften einer sexistischen Haltung entspringen. Die Glaubwürdigkeit der Frau wird zugunsten der Männer in Frage gestellt. Täter nimmst du in vorsorglich Schutz und die Vorfälle verharmlost du, sogar das subjektive Erleben sprichst du Frau Werdenigg ab.

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ichauchnoch (9.778 Kommentare)
am 03.12.2017 12:14

Niemals hätte ich so viele Reaktionen erwartet....

kann ich mir gut vorstellen. Die Reaktionen sind aber auch sehr kritisch, gerade von den damaligen Skirennläuferinnen, für die das überhaupt nicht nachvollziehbar ist, was Frau Werdenigg da in die Welt setzt - zumal genau zum damaligen Zeitpunkt ihr Vater, ERnst Spiess Damenchef war und ihr Bruder auch Rennläufer war. Also die haben auch nichts gewusst? Die Mutter soll ja auch für den Schiverband tätig gewesen sein. Also alles mehr als unglaubwürdig. Aber gut, den Vater kann man nicht mehr fragen, der ist bereits verstorben. Bei allem Verständnis für das Leid, das durch solche Ereignisse produziert wurde, aber es tun sich immer mehr Fragen auf.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 03.12.2017 12:43

Gratuliere !!!
Du hast einen härteren Betonschädel
als der Schröcksnadel.
Der sieht inzwischen ein,
dass er nicht mehr mauern kann.

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Puccini (9.519 Kommentare)
am 03.12.2017 13:41

Der Haderer siet das wieder einmal gewohnt genial. grinsen
Ich empfehle dir die Printausgabe!

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 03.12.2017 14:07

Du meinst also, man sollte allen glauben, nur nicht der Frau Werdenigg. Warst du mit dabei, weil du so genau Bescheid wissen willst?

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 03.12.2017 14:19

Garnicht weiß er, er kennt die Frau überhaupt nicht.

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ichauchnoch (9.778 Kommentare)
am 03.12.2017 15:41

Nein ich war nicht dabei! Aber Monika Kaserer, Annemarie Moser Pröll und Lea Sölkner - und auch deren Chef war der Vater von Frau Werdenigg, und auch die drei Damen, die damals ja sehr erfolgreich im selben Team wie Frau Werdenigg waren, behaupten, dass ihnen keine derartigen Vorfälle bekannt bzw. aufgefallen sind.
Und bitte was ist das für ein Vater, der derartige Zustände in seinem Damenteam nicht mitbekommt???
Und warum hat Frau Werdenigg geschwiegen, bis der Vater tot war??
So leid mir Frau WErdenigg tut, wenn ihr sowas widerfahren ist, was sie behauptet, aber wenn sie keine Rache will, warum hat sie dann nicht weiter geschwiegen.
Und wollen sie den drei genannten Exrennläuferinnen unterstellen, dass sie Wahrnehmungsstörungen haben oder hatten??
Vielleicht hätten die OÖN etwas gründlicher recherchieren sollen, d h. das damalige Umfeld befragen oder nachschauen, wer damals der Rennsportleiter war. Heute kann man alles erfragen.

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ichauchnoch (9.778 Kommentare)
am 03.12.2017 19:58

Und wo bleiben jetzt die weiteren Beschimpfungen?? Ich bin voll darauf eingestellt.
Und nur so nebenbei bemerkt, der Rennsportleiter der Damen, also der Vater von Frau WErdenigg und seine Frau, das Ehepaar Ernst Spiess und Erika Mahringer, beide selbst Skirennläufer,
Besitzer einer der größten Schischulen Österreichs, und so nebenbei massgeblich an der Gründung des Schigymnasium Stams - der Eliteschule der Schisportler wollen nicht verfolgt haben, wie sich diese Schule entwickelt???

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