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Vincent Kriechmayr: Vom Bauernhof ins Power-Team

Von Christoph Zöpfl, 28. November 2013, 00:05 Uhr
Vom Bauernhof ins Power-Team
Wo er steht, ist die Luft dünn: Vincent Kriechmayr hat sich über den Europacup ein Weltcup-Abo für den Super-G gesichert.

In Lake Louise startet Vincent Kriechmayr aus Gramastetten am Wochenende in seinen ersten Ski-Weltcup-Winter.

Wann bist du draufgekommen, dass der Skirennsport dein Thema wird?

Kriechmayr: Bei mir ist die G‘schicht so: Mein Vater hat im Sommer die Landwirtschaft g‘habt und war im Winter Skilehrer in Obertauern. Da war ich immer dabei. Bis Dezember ging ich am Pöstlingberg in die Schule, und dann bin ich bis zum Schulende in Tweng gewesen.

War das nicht hart, als Kind immer die Freundeskreise zu wechseln?

Nein, das war nicht so schlimm. Vor allem in Obertauern war ich immer glücklich. Da hab‘ ich mich wegen dem Skifahren echt wohl gefühlt.

Du bist mit zehn Jahren in die Skihauptschule Windischgarsten gewechselt und warst dort im Internat. Auch nicht ganz einfach, oder?

Ich hab‘ schon Heimweh gehabt, mit zehn ist so ein Schritt nicht leicht. Aber ich bin meinem Vater ewig dankbar, dass er diese Entscheidung für mich getroffen hat. So bin ich wieder zum Oberösterreicher geworden, denn vorher war ich für Obertauern unterwegs, dann wechselte ich zum TVN Wels.

Und du hast als Nachwuchsrennfahrer alles niedergebügelt?

Nein, überhaupt nicht, ich war kein Überflieger. Ich bin gut Ski gefahren, aber ich war nicht besonders stark, aber auch nicht schlecht. Technisch war ich brutal gut, und ich habe das Glück gehabt, dass ich in sehr starken Jahrgängen angetreten bin. Wir haben uns gegenseitig wirklich gepusht. Leider gab es dabei auch sehr viele Verletzungen. Da sind einige übrig geblieben, aber ich hab‘ mir nie weh getan. Da hatte ich wirklich Glück.

Da war vielleicht auch Können dabei ...

Naja, stimmt schon, ich weiß, wie ich fallen muss, wenn es mich zerlegt. Mich hat es auch schon oft grausig eini‘ghaut, aber ich hab‘ es immer geschafft, dass ich mich nicht ärger verletze.

Wenn man deine Laufbahn anschaut, dann geht es immer Schritt für Schritt in die richtige Richtung. Stimmt der Eindruck?

Ja, schon. Weil du zuerst vom Überflieger geredet hast: Ich bin erst im vierten Jahr in den ÖSV-Kader gekommen. Ich war halt lange nicht gut genug. Aber später hat es klick gemacht – und dann ist es dahingegangen.

Haben deine Eltern lange einzahlen müssen, bis sich deine Klasse gezeigt hat?

Ja, finanziell war das sicher nicht leicht. Und meine Geschwister haben auf viel verzichten müssen. Eigentlich wollte ich das meinen Eltern nicht mehr antun, weil der Skisport so kostenaufwändig ist. Aber jetzt, beim ÖSV, ist alles okay. Ich bin dankbar, dass mir das alles ermöglicht wurde.

Du hast jetzt über den Super-G ein Weltcup-Ticket gelöst. Ist das deine Lieblings-Disziplin?

Mir taugt der Super-G, weil du da nur eine Chance hast. Da gibt es kein Training wie in der Abfahrt. Du fährst, und das zählt.

Europacup und Weltcup – sind das zwei verschiedene Welten?

Ja. In den technischen Disziplinen vielleicht weniger, aber in den Speed-Disziplinen ist das schon so. Im Weltcup wird volle Kanne attackiert, da wird wirklich ordentlich Gas gegeben.

Wenn ein ÖSV-Läufer Platz 24 belegt, ist er ein Verlierer. Sind unsere Ansprüche gerechtfertigt?

Für mich persönlich wäre dieser Platz keine Enttäuschung. Für das ÖSV-Team ist das aber zu wenig. Wir sind so viele gute Skifahrer, da muss man einfach als Mannschaft ganz vorne mitspielen.

Bist du vom Naturell her ein echter Racer für die schnellen Disziplinen?

Nein, meine Sache ist der Riesentorlauf, auch wenn es mich da derzeit ein bisserl hunzt. Das ist die wichtigste Disziplin. Wenn es hier passt, dann bist du überall gut.

Sind die Riesentorläufer die besten Skifahrer?

Da will ich lieber nichts dazu sagen. Die Königsdisziplin bleibt die Abfahrt. Da, wo sich die hinunterhauen, das ist ein Wahnsinn. Aber die Technik, die zeigt sich im Riesentorlauf. Ich sag nur: Marcel Hirscher, Ted Ligety ...

Du stehst schon sehr lange als Rennläufer auf Skiern. Kommen da nicht Momente, wo du sagst, jetzt freut mich das Skifahren nicht mehr?

Natürlich gibt es Phasen, wo dich alles einfach anzipft. Da muss man sich selber rausziehen. Du suchst dir einen, bei dem es auch nicht läuft, und redest einfach nur Blödsinn. Das kann helfen ...

Du trainierst mit Siegertypen wie Benjamin Raich oder Philipp Schörghofer. Lassen die prominenten Kollegen irgendwie den Chef heraushängen?

Nein, überhaupt nicht. Die ziehen dich auf, machen ihre Schmähs, aber das machen wir auch mit ihnen. Das sind coole Typen, das passt sehr gut.

Hast du einen Karriereplan?

Nein, überhaupt nicht. Ziele habe ich schon. Ich möchte in diesem Winter in einer Disziplinenwertung unter die Top 30 kommen.

Du bist schon zweimal in Sotschi gefahren. Hast du Olympia im Hinterkopf?

Nein. Schauen wir einmal, wie es läuft. Ich war im Europacup dort, und es war ziemlich schräg, mit den ganzen Sicherheitskontrollen. Ich hab‘ viel gesehen, nur noch keinen Panzer. Es hätte mich aber nicht gewundert, wenn da einer im Wald gestanden wäre ...

Macht man sich mit 22 Gedanken, wie es nach der Karriere weitergeht?

Falls es nicht klappt – was ich nicht hoffe –, dann würde ich irgendetwas mit dem Skisport machen. Das ist das, was ich am besten kann.

Oft kann es ja schnell gehen: Wie würde sich Vincent Kriechmayr machen, wenn er als neuer Ski-Star aus Amerika zurückkommt?

Keine Ahnung, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber ich bin mir sicher, dass meine Freunde und meine Familie dafür sorgen würden, dass ich bodenständig bleib und nicht abhebe.

Zur Person

Vincent Kriechmayrs Eltern heißen Heinrich und Gertrudis. Seine Mutter stammt aus Belgien. Die Kunstgeschichte-Lehrerin hat seinen Vater, der in Gramastetten eine Landwirtschaft betreibt und im Winter oft als Skilehrer aktiv ist, beim Skifahren in Obertauern kennen gelernt.

Vincents Zwillingsbruder Rafael soll einmal die Landwirtschaft übernehmen. Als „Namensgeber“ der Brüder fungierten berühmte Maler.

Die große Schwester, Jakoba (24), steht auch auf den Skisport: Sie ist abseits der Pisten in der Freeriding-Szene aktiv.

Ein Tal, zwei Seiten, zwei Welten

Das Gipfelgespräch mit Vincent Kriechmayr führten wir beim alpinen Weltcup-Auftakt Ende Oktober in Sölden. Der 22-Jährige hatte die teaminterne Qualifikation für den Riesentorlauf um Sekundenbruchteile verpasst und war darüber nicht allzu unglücklich. „Ich bin derzeit nicht besonders drauf, da wär es eh blöd gewesen, so in die Saison zu starten.“

Wir wandern auf eine Alm unweit der Straße, die zum Rettenbachferner führt, wo die große Ski-Show zur Saisoneröffnung über die Bühne geht. Hier, einige Kilometer weit vom Zielstadion entfernt, merkt man nichts vom großen Remmidemmi. Ein großer Freund der Berge ist Kriechmayr nicht unbedingt. „Ich nehme die Natur gar nicht so wahr, weil ich mich voll aufs Skifahren konzentriere.“ Nach der Weltcup-Saison kann es aber sein, dass er noch einige Ski-Touren anhängt und so die Bergwelt aus einer entspannteren Perspektive betrachtet.

Sölden ist mit rund zwei Millionen Nächtigungen im Jahr eine Tourismusmetropole. Aus dem früheren Bergbauerndorf ist eine Art alpines Disneyland geworden. Aber das Ötztal hat zwei Seiten. Während dort, wo die Skilifte hängen, die Post abgeht, findet man auf den noch recht unberührten Hängen gegenüber einsame Wanderwege und unverschandelte Berge.

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gehoarg (412 Kommentare)
am 28.11.2013 07:46

ein ungünstiger Name für einen Skifahrer zwinkern

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