Trotz "Blitz-K.o." im Kombi-Slalom ist Kriechmayr heute ein ganz heißer Tipp

13.Jänner 2018

"Es hat mich hinten reingedrückt, es hat mich gefangen. Das war einfach schlecht. Ich bin enttäuscht, aber die Kombination gibt es eh in zwei Jahren nimma." Vincent Kriechmayr versuchte sich nach seinem gestrigen Ausscheiden im Slalom der Lauberhorn-Kombi zu trösten. Der 26-jährige Gramastettener, der nach einer sensationellen Abfahrtsleistung zur Halbzeit geführt hatte, ließ nach einem Torfehler im oberen Streckenteil nicht zum ersten Mal ein Spitzenresultat liegen.

Die Musik machten andere: Der Franzose Victor Muffat-Jeandet feierte in Wengen seinen ersten Weltcupsieg, er entschied die zweite und bereits letzte Weltcup-Kombination dieses Winters für sich, die kleine Kristallkugel sicherte sich der gestern drittplatzierte Südtiroler Peter Fill. Matthias Mayer wurde als bester Österreicher Achter.

"Eine gewaltige Leistung"

Und doch sprachen die meisten über Kriechmayr. Er hat sich mit seiner Abfahrtsvorstellung in den engsten Favoritenkreis für den heutigen Klassiker (12.30 Uhr, ORF eins) gehievt. "Es wäre fesch, wenn ich das noch einmal schaffe. Aber in der Spezialabfahrt sind dann 40 Sekunden mehr zu bezwingen", betonte "Vince": "Ich bin in sehr guter Form und bereit." Das hat man gesehen. Kriechmayr nahm in der Kombi-Abfahrt dem zweitplatzierten Hannes Reichelt, der in Wengen fünf Podestplätze in Serie (darunter der Sieg 2015) zu Buche stehen hat, nicht weniger als 59 Hundertstel ab.

Der 37-jährige Salzburger zeigte sich anschließend beeindruckt: "Eine gewaltige Leistung von Vincent, das Brüggli-S ist er gefahren wie kein anderer. Er ist sicher ein heißes Eisen, man kann sich sehr viel von ihm abschauen", sagte Reichelt: "Es wird ein spannendes Rennen und sicher eine enge Partie." Wie auch immer: Die Chance auf den ersten ÖSV-Abfahrtstriumph seit einem Jahr (Reichelt in Garmisch) ist eine Woche vor dem Heim-Spektakel in Kitzbühel groß.

Trotz "Blitz-K.o." im Kombi-Slalom ist Kriechmayr heute ein ganz heißer Tipp
Hannes Reichelt hat ein Podest-Abo.

Die internationale Konkurrenz mit Aksel Lund Svindal an der Spitze schläft allerdings nicht: Der Norweger hat in dieser Saison schon die Abfahrtsränge drei (Lake Louise), eins (Beaver Creek), eins (Gröden) und zwei (Bormio) zu Buche stehen und 2016 in Wengen triumphiert.

Das Wetter dürfte den Speed-Assen heute in die Karten spielen. Die Meteorologen sagen blauen Himmel und Windstille voraus, womit einem Rennen mit Start in 2315 m Höhe und über 4270 m Länge nichts im Wege zu stehen scheint. "Ein Rennen von ganz oben, schönes Wetter, die Piste in gutem Zustand – das wäre perfekt. Es schaut super aus", lächelte Bormio-Triumphator Dominik Paris (Ita) vor der längsten Abfahrt des Jahres. Den Streckenrekord über die volle Distanz hält noch immer Kristian Ghedina (Ita) – 2:24,23 Minuten im Jahr 1997.

2017 wurde die Wengen-Abfahrt wegen Schneefalls abgesagt, einen Heimsieg für die Schweiz hatte es zuletzt 2014 durch Patrick Küng gegeben.

Premiere für Hirscher?

Spannung verspricht auch der Slalom am Sonntag (10.15 und 13.15 Uhr, ORF eins). Marcel Hirscher hat zwar schon 52 Weltcup-Rennen, davon allein sieben in dieser Saison, gewonnen, ein Triumph in Wengen fehlt ihm aber noch in seiner Erfolgsliste. "Die Freude an diesem schwierigen Hang habe ich trotzdem nie verloren – im Gegenteil", betonte der Salzburger. In den vergangenen sieben Jahren schied er am Lauberhorn drei Mal aus, vier Mal stand er auf dem Podest (3 x Zweiter, 1 x Dritter). 2016 und 2017 stahl Henrik Kristoffersen (Nor) Hirscher als Wengen-Champion die Show. Jetzt werden die Karten neu gemischt.

Nach zwei Tagen Physiotherapie hat sich Hirscher auf der Reiteralm aufgewärmt. Der Jänner läuft für den sechsfachen Gesamt-Weltcup-Triumphator jedenfalls wie am Schnürchen: Nach seinem Zagreb-Sieg eroberte er das "Double" in Adelboden. (alex)