Plötzlich Prinzessin

"Das ist der beste Tag meines Lebens." In Flachau hätten sie nach dem Nachtslalom der Damen am Dienstagabend das Flutlicht abschalten können. Das Strahlen der Siegerin Petra Vlhova hätte den Zielraum ausgeleuchtet.

In allen fünf Torläufen in dieser Saison hatte sich die Slowakin bisher als Zweite hinter Seriensiegerin Mikaela Shiffrin anstellen müssen. Ausgerechnet beim mit Abstand am besten dotierten Damen-Rennen in diesem Winter gelang es ihr, den Spieß umzudrehen. Der beste Tag ihres Lebens dürfte auch der bisher ertragsreichste gewesen sein. 70.000 Euro schneite es als Siegesprämie auf ihr Konto.

Die Flachau-Siegerin ist mit 23 in ihrer slowakischen Heimat längst zum Top-Star aufgestiegen. 65.000 Anhänger folgen ihr auf ihrem Instagram-Profil, auch am Pistenrand versammeln sich immer mehr Vlhova-Fans, um die härteste Rivalin von Schneekönigin Shiffrin anzufeuern. In Flachau war die Begeisterung entsprechend groß, als die 1,80 Meter große Top-Athletin im Rennen um die "Snow-Space-Princess" plötzlich als Prinzessin im Ziel stand.

"Ich habe so lange darauf hingearbeitet, sie zu schlagen", sagte Vlhova, die in den Spuren ihres einstigen Vorbilds Janica Kostelic immer mehr Tempo aufnimmt. Früher musste ihr ihre Mutter zwei Zöpfe flechten, damit die kleine Petra im Kostelic-Look Rennen fahren konnte.

Trainieren wie Hirscher

Wie bei der Kroatin ist die Slowakin auch mit einem Privatteam unterwegs. Ihr Vater Igor, ein Industrieller, ist Manager und gleichzeitig "Finanzvorstand". Mit Livio Magoni arbeitet ein erfahrener Cheftrainer im "Team Vlhova". Der Italiener hat früher die Slowenin Tina Maze bei ihrem sportlichen Höhenflug gecoacht. Bei den Trainingsmethoden orientiert sich Magoni an Marcel Hirscher. Auch Vlhova muss ein intensives Konditionsprogramm abspulen, daneben stehen originelle Koordinationsübungen ganz oben. "Livio hat mir zu einer anderen Mentalität verholfen, ich bin viel selbstbewusster geworden", sagt Vlhova, die wie Hirscher gerne auf der Motocross-Maschine Gas gibt. Im Mai wird man sie übrigens in St. Pölten in einem anderen Metier sehen. Gemeinsam mit ihrem Trainer will sie den dortigen Triathlon über die Ironman-Halbdistanz bestreiten.

Während Vlhova vor Energie sprühte, wirkte Shiffrin beim Flutlichslalom ausgebrannt. "Seit dem Saisonstart heißt es nur push, push, push. Ich wollte mich in Flachau zwar nochmals für 60 Sekunden motivieren, aber ich, meine Beine, die waren irgendwie fertig. Ich war nicht mehr athletisch genug", sagte die US-Amerikanerin.

Liensberger als Lichtblick

Der österreichische Lichtblick im Nachtrennen war Katharina Liensberger, die erstmals in ihrer Karriere als Dritte einen Podestplatz erobern konnte. Die 21-jährige Vorarlbergerin ist ein großes Versprechen für die Zukunft. "Kathi ist zielstrebig, ehrgeizig und verfolgt ihre Ziele sehr konsequent", sagt Slalom-Trainer Johannes Zöchling über Liensberger, die in der Freizeit gerne Harfe spielt und heuer bei der Matura in Stams sicher nicht einfädeln wird. "Ich tu mir beim Lernen sehr leicht", sagt sie. Das gilt auch fürs Skifahren.