Ganz Gramastetten freute sich mit Vincent Kriechmayr

Von Reinhold Pühringer   04.Dezember 2017

"Jetzt ist es wahr geworden." Das war Vincent Kriechmayrs Reaktion, nachdem er am Freitag beim Super-G in Beaver Creek erstmals ein Weltcuprennen gewonnen hatte. Mit einer aggressiven Fahrt und etwas Glück mit den Sichtverhältnissen – welche der 26-Jährige unter dem Begriff "Fett’n" zusammenfasste – war er 23 Hundertstelsekunden vor Kjetil Jansrud (Nor) und 33 vor seinem ÖSV-Kollegen Hannes Reichelt geblieben.

Das löste nicht nur im ÖSV-Lager in Beaver Creek Jubel aus, sondern auch in Kriechmayrs rund 8800 Kilometer entfernter Heimatgemeinde Gramastetten. "Das war so großartig, das kann man gar nicht beschreiben", sagte Bürgermeister Andreas Fazeni, der am Tag nach dem Premierensieg mit zahlreichen weiteren Gratulanten beim Bauernhof von Kriechmayrs Eltern Gertrudis und Heinrich auftauchte.

Video: Zu Besuch bei Kriechmayrs Familie in Gramastetten 

Der Papa bleibt ruhig

"Das war ein lustiges Bild, da viele der Bekannten und Nachbarn teilweise direkt über die Wiese kamen", berichtet Vincents Cousine und Fanklubobfrau Monika Schöllhammer über die improvisierte Feier, bei der auch die Sektkorken knallten. Klar, dass nach dem ersten Weltcupsieg bereits etliche Anfragen für die Fanreisen zu den Rennen in Kitzbühel und Garmisch eingegangen sind.

Während Mutter Gertrudis Vincents Sieg erahnt hatte – "Ich hatte am Nachmittag gespürt, dass das passieren könnte" – reagierte Vater Heinrich mit jener Nüchternheit, die auch seinen Sohn auszeichnet. "Es waren große Entbehrungen für ihn, bis dorthin zu kommen, aber zu viel Feiern bringt Unglück", sagte der 67-Jährige, der vier Jahrzehnte lang als Skilehrer tätig gewesen war. Telefonisch hätten sich bei ihm nicht allzu viele Gratulanten gemeldet, was aber wohl weniger an der Größe des Erfolgs, sondern viel mehr an Heinrichs Handy lag: "Das geht fast nicht mehr, da brauche ich ein neues."

Katze Minkerl als Glücksbringer

Wie die Siegesfahrt am Freitag verfolgten die Kriechmayrs auch die Abfahrt am Samstag im familiären Kreis. Vincents Schwester Jacoba, selbst aktive Freeriderin, verriet: "Nur Mama, Papa, Bruder Rafael, ich und Katze Minkerl waren dabei." Letztere sei am Freitag zur "Glückskatze" aufgestiegen, weshalb sie künftig bei jedem Speedrennen vor dem TV-Gerät mit dabei sein muss.

Generell dürfte der Katze die Berufung Vincents entgegenkommen. "Wenn er unterwegs ist, kann sie nämlich in seinem Bett schlafen", erklärte Jacoba, die sich ganz besonders über die Gratulationen alter Wegbegleiter ihres Bruders freute. Darunter auch mittlerweile pensionierte Mitarbeiter von Ausrüster Fischer, die ihn bereits unterstützten, als er noch in keinem ÖSV-Kader war.

Warum der Gramastettner in Beaver Creek gar so schnell war, könnte an einer Nachricht seines Cousins Matthias Undesser gelegen haben. Der 27-Jährige, der einer von Vincents engsten Freunden ist, hatte ihm vor dem Rennen scherzhalber geschrieben, er müsse aufpassen, dass nicht Lindsey Vonn bald schneller sei als er. Das scheint gewirkt zu haben.

 

Vincent Kriechmayr in der Rubrik "Menschen"