Eine Rennleiterin mit Selbsterfahrung: "Wir brauchen keine Peitschenknaller"

Von Christoph Zöpfl   25.Februar 2016

Auf Eveline Rohregger hört Mann. Die 39-jährige Ex-ÖSV-Läuferin aus Hinterstoder ist am Weltcup-Wochenende in ihrer Heimat als Rennleiterin die Chefin auf der Hannes-Trinkl-Piste. Im OÖNachrichten-Interview berichtet sie über ihren persönlichen Zugang zu diesem verantwortungsvollen Job und erinnert sich an die schönste Zeit ihres Lebens.

 

Der Posten des Rennleiters ist im Weltcup Männersache. Wie kommt man als Frau zu so einer Aufgabe?

Ich war 2011 beim Weltcup in Hinterstoder schon die Stellvertreterin des damaligen Rennleiters, voriges Jahr hat man mich dann gefragt, ob ich es mir vorstellen kann, diese Aufgabe zu übernehmen.

Und haben Sie sofort Ja gesagt?

Ich hab’ mir das gut vorstellen können, wollte vorher jedoch bei einigen FIS-Rennen ausprobieren, ob ich als Rennleiterin akzeptiert werde. Das hat gut funktioniert.

Was zeichnet einen guten Rennleiter beziehungsweise eine gute Rennleiterin aus?

Mir kommt auf jeden Fall zugute, dass ich als ehemalige Rennläuferin und jetzt als Trainerin verschiedene Zugänge habe und natürlich weiß, wo man zupacken muss. Letztendlich bin ich natürlich auch durch meinen Vater geprägt geworden (Anm.: Rudi Rohregger, der 2007 an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben ist, hat drei Jahrzehnte lang den Skiclub Hinterstoder geprägt und als ÖSV-Vizepräsident und FIS-Delegierter den Weltcup ins Stodertal gebracht).

Apropos Trainerin: Seit fünf Jahren kümmern Sie sich in der Neuen Ski-Mittelschule Windischgarsten um die heimischen Talente. Hat sich da viel verändert im Vergleich zu ihrer Anfangszeit?

Auf jeden Fall ... und es ist nicht unbedingt besser geworden. Wir sind früher mit zwei Paar Ski ausgekommen, erst so ab 14 ist die Rennfahrerei dann ernster geworden. Jetzt wird schon mit den Achtjährigen auch auf dem Materialsektor ein enormer Aufwand betrieben. Da frage ich mich schon, ob es das wirklich braucht.

Welche Rolle spielen die Eltern der Ski-Talente?

Ohne Mithilfe der Eltern geht gar nichts. Problematisch wird es, wenn der Ehrgeiz der Eltern zu groß wird. Ich sehe es natürlich ein, dass sie nur das Beste für ihre Kinder wollen, aber wenn es zu viel wird, dann greife ich ein.

Hat Ihr Vater Sie nie gepusht, als sie mit dem Rennsport begonnen haben?

Sicher war da auch eine gewisse Ernsthaftigkeit im Spiel, die ist auch nötig. Aber in erster Linie wurde ich gefördert und unterstützt. Wir brauchen keine Peitschenknaller. Man muss die Kinder auffangen und ihnen weiterhelfen. Wenn ich mir die Eltern der Ski-Stars anschaue, dann sehe ich, dass sich diese genau so verhalten.

Im Weltcup wird die Verletztenliste immer länger, auch im Nachwuchsbereich gibt es kaum Karrieren ohne Spitalsaufenthalt. Muss man da nicht eingreifen?

In unserer Skihauptschule findet man auch nicht mehr Kinder mit Gips als in einer "normalen" Schule. Ich glaube nicht, dass das Verletzungsrisiko im Nachwuchs im Vergleich zu früher höher geworden ist.

Es spricht also nichts dagegen, sein Kind zum Skirennsport zu schicken?

Nein, ich kann das wirklich nur empfehlen. Ein Kind kann da sehr viel mitnehmen und für das Leben lernen.

Was zum Beispiel?

Man erfährt, wie schön Erfolge sind, gleichzeitig lernt man auch schon bald, wie man mit Niederlagen umgeht. Auch das Gemeinschaftserlebnis ist besonders. Junge Leute werden da sehr selbstständig. Diese Zeit ist auch dann wertvoll, wenn man kein großer Ski-Star wird.

Sie konnten Ihren Traum von einer großen Karriere auch nicht ganz verwirklichen. Hadern Sie noch ab und zu mit dem Schicksal, wenn Sie auf 13 Jahre Weltcup und zahlreiche Verletzungen zurückblicken?

Nein, das passt schon so, wie es ist. Ich würde es noch einmal ganz genauso machen. Ich denke, meine Zeit als Skirennläuferin, das war der schönste Abschnitt meines Lebens.

Sie sind jetzt noch flott auf Ski unterwegs und fahren gerne mit dem Motorrad durch die Gegend. Haben Sie hier im Tal das Image, eine "Wilde Henne" zu sein?

Nein, das glaub’ ich nicht. Da im Ort derf i mit meiner Maschin’ außerdem eh’ nur einen Dreißiger fahren (lacht).

 

 

Marcel Hirscher: Gross Feiern ist nicht sein Bier

Marcel Hirscher: Groß feiern ist nicht sein Bier

Erst heute Abend wird Marcel Hirscher in Hinterstoder sein Quartier beziehen. Die heutige Hangbefahrung vor dem Riesentorlauf am Freitag (9.30/12.30 Uhr) wurde nämlich gestrichen. Eine Vorsichtsmaßnahme – man will die Hannes-Trinkl-Piste schonen.

Seinen Weltcup-Sieg im Parallel-Slalom von Stockholm hat der Salzburger übrigens nicht groß gefeiert. Während sich einige seiner Konkurrenten im Anschluss an das Spektakel, das am Hammarbybacken von Stockholm tausende Zuschauer begeisterte, am Dienstagabend ein Feierabend-Bier gönnten, ging Hirscher frühzeitig schlafen. Nicht wegen der hohen Bierpreise in Schweden – er ist eben voll auf seine Weltcup-Titelverteidigung fokussiert. Er kommt mit 173 Punkten Vorsprung auf Henrik Kristoffersen zur Vorentscheidung nach Hinterstoder. Für Ski-Legende Ingemar Stenmark, der in Stockholm dabei war, steht jetzt schon fest: „Hirscher wird sich wieder die Kristallkugel holen.“