Die Schweiz muss ein Vorbild für Österreich sein
Eishockey-WM: Heute (20.15 Uhr) steigt in Bratislava das Nachbarschaftsduell.
"Natürlich ist es speziell, wir wollen sie schon ärgern." Wenn der ehemalige Black-Wings-Stürmer Fabio Hofer über das heutige Eishockey-WM-Duell (20.15 Uhr, ORF Sport+) mit dem "Erzrivalen" Schweiz in der Ondrej-Nepela-Arena zu Bratislava spricht, funkeln seine Augen. Immerhin verdient er seine "Brötchen" als Legionär von Ambri-Piotta in der höchsten eidgenössischen Spielklasse. Das trifft auch auf Kumpel Dominic Zwerger (ebenfalls Ambri) und den erst 19-jährigen Benjamin Baumgartner (Davos) zu. Patrick Obrist (Kloten) ist in der zweiten Liga engagiert.
Wer es als Profi in die Schweiz schafft, macht einen Karrieresprung. Eishockey genießt dort trotz vergleichbarer Einwohnerzahlen (zwischen acht und neun Millionen) einen deutlich höheren Stellenwert. Bei registrierten Spielern (27.528 vs. 8634/Stand 2018) und vorhandenen Eishallen (158 vs. 45) hat das Nachbarland die Nase vorne.
Doch damit nicht genug. Meister SC Bern etwa ist mit einem Schnitt von 16.290 Zuschauern Europas Nummer eins in der Fan-Rangliste. Auch in Ambri geht die Post ab. "Die Stimmung hier ist unglaublich, das Niveau sehr hoch. Eisläuferisch ist es doch um einiges schneller als in der österreichischen EBEL. Du hast viel weniger Zeit, um Entscheidungen zu treffen", berichtete Hofer.
Das "Derby" hat eigene Gesetze
Nicht nur weil Österreichs Teamchef Roger Bader Schweizer (aus Winterthur) ist, muss der Weg seiner Landsleute Vorbildwirkung haben. Sprich die Erkenntnis, junge einheimische Spieler zu forcieren. Im Nachbarland dürfen maximal vier Legionäre eingesetzt werden, in Österreichs Oberhaus waren es zuletzt bis zu 14 (Dornbirn).
"Die Schweiz hat einst einen ähnlichen Prozess durchgemacht wie wir heute. Jetzt sieht man, wo sie stehen", erläuterte Bader. 1995 war mit dem Abstieg der "Nati" in die Zweitklassigkeit der Tiefpunkt erreicht, mit dem Bekenntnis zum Nachwuchs sollte der Erfolg zurückkehren. 1997 gelang der Wiederaufstieg, 1998 der Einzug ins WM-Halbfinale. 2013 und 2018 gewann die Schweiz WM-Silber. "Im Vorjahr hat sie nur ein einziger Penalty gegen Schweden vom Titel getrennt", blickt Bader zurück.
Heuer lautet das Ziel Semifinale, der Kurs stimmt. Die Schweizer schlugen Italien 9:0 und anschließend die Letten, gegen die Österreich 2:5 verloren hatte, 3:1.
Schwarzmalerei ist trotzdem nicht angesagt, denn dieses "Derby" hat in der jüngeren WM-Vergangenheit eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Österreich punktete sowohl 2015 in Prag (4:3 nach Penaltyschießen) als auch 2018 in Kopenhagen (2:3 nach Verlängerung). Eine Garantie für ein neuerliches Erfolgserlebnis ist das freilich nicht. "Da muss einfach alles passen. Um einen Favoriten zu besiegen, braucht man eine Weltklasseleistung – und auch ein bisschen Glück", gibt sich Bader keiner Illusion hin.
Die Schweizer rücken mit fünf ihrer 13 NHL-Stars an, Österreich hat nur einen (von drei) an Bord: Michael Raffl (Philadelphia Flyers).
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