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Philipp Lukas: „Das war noch nicht der absolute Tiefpunkt“

Von OÖN-Sport   01.April 2021

Philipp Lukas ist ausgewiesener Eishockey-Experte, seine Analysen haben Hand und Fuß, davon können sich PULS24-Konsumenten bei den Liveübertragungen aus der Liga regelmäßig ein Bild machen. Im Podcast „Hockey O‘Clock“ mit Moderator Martin Pfanner rechnet der Langzeit-Kapitän der Black Wings, mit denen er 2003 und 2012 Meister wurde, schonungslos ab.

Die OÖN haben die wichtigsten Wortspenden des 41-Jährigen, der auch Assistenztrainer der österreichischen U20-Nationalmannschaft und der in der Alps Hockey League engagierten Steel Wings Linz ist, niedergeschrieben. Der gebürtige Wiener, der im Vorstand der Eishockeyspieler*innen-Gewerkschaft UNION ist, zeichnet ein trostloses Bild des Profi-Eishockey-Sports in Linz.

Seit März 2020, dem großen Krach auf Vorstandsebene der Black Wings, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Negativschlagzeilen dominieren die Szene, nach dem Rückzug des EHV Linz sind die Steinbach Black Wings 1992 übrig geblieben. Also jener Verein, der erstmals seit 15 Jahren (wenn auch knapp) den Einzug in die Play-offs verpasst hat.

„Jetzt wird grad die grüne Wiese zuzementiert“

„Es is ja mehr als Nicht-Play-off-Eishockey. Es ist eine unschöne Situation. Es wird gerade kaputt gemacht, was über Jahre aufgebaut wurde. Man hat etwas gemeinsam aufgebaut und jetzt zerstört man es gemeinsam. Das ist so, wie wenn ein paar Kinder eine Sandburg bauen und dann treten sie gemeinsam drauf“, sagte Philipp Lukas.

„Jetzt wird grad die grüne Wiese zuzementiert. Hoffentlich wird dann irgendwann eine Blume aus dem Zement herauswachsen und dann wieder eine grüne Wiese entstehen“, ergänzte der ehemalige Teamstürmer.

Es klingt eine Mischung aus Trauer, Enttäuschung und Wehmut durch: „Diese Stadt (Linz, Anm.) hat gelernt, das Eishockey zu lieben. Das weiß die Liga, das weiß der Verband, was für eine Eishockey-Tradition entstanden ist. Das vernichtet man so einfach, das ist schade. Sollten jemals wieder Zuschauer in die Hallen kommen können, ist die Frage, wie hoch das Interesse sein wird.“

Jenes an den käuflich erwerbbar gewesenen Livestreams hielt sich jedenfalls nachweislich in Grenzen. Bricht da gerade eine begeisterungsfähige Generation an Eishockey-Liebhabern weg?

Das Interview in voller Länge hören Sie ab 2:27:10 in folgendem Video:

„Warum hat man nichts entwickelt?“

Vielen ist die Lust auf die Linzer Puckjagd in der Form, wie sie jetzt besteht, vergangen. Im Kreuzfeuer der (Fan-)Kritik stehen der streitbare Präsident Peter Freunschlag und der von ihm bestellte General Manager Gregor Baumgartner, der Christian Perthaler ersetzt hat. Letzterer hätte der große „Player“ beim zu Ostern 2020 aus der Taufe gehobenen Konkurrenzklub EHV Linz werden sollen. Doch der ist schon wieder Geschichte.

In dieser Saison nahmen die Black Wings erst in der Qualifikationsrunde Fahrt auf, der Villacher SV stieß den Verein erst in letzter Sekunde aus dem letztlich doch noch möglichen Viertelfinale. Zuvor war viel Porzellan zerbrochen worden.

Darüber hinaus hielten sich sportliche Errungenschaften in Grenzen. „Dieser Grunddurchgang wird als schlechtester in die Geschichte des Linzer Eishockeys eingehen“, ist Philipp Lukas, der keine Namen der vermeintlichen „Sündenböcke“ nennt, überzeugt.

„Man muss sich doch die Frage stellen, warum man nichts entwickelt hat. Warum hat man mit einem maximalen Ausländerkontingent gespielt? Sicher, 20 Punkte aus den letzten 10 Spielen zu holen - da war Linz das hotteste Team. Aber was ist die Vision? Was ist das Ziel? Wo wollen wir hin?“, fragt Lukas.

 „Müssen wir mehr in den Nachwuchs investieren? Es wird kein Gedanke daran verschwendet, das ist die nackte Wahrheit. Das tut mir weh.“

„Ich glaube, es braucht einen absoluten Bauchfleck“

Philipp Lukas ist als Angestellter der eigenständigen Steel Wings nah dran, die Zusammenarbeit mit der Profiabteilung der Black Wings ließ in dieser Saison Wünsche offen. Martin Pfanner fragt Lukas, ob die Black Wings sagen hätten können „Gib mir Spieler XYZ aus dem Farmteam“. Die Antwort spricht Bände. „Das Interesse hat nicht bestanden. Die Spieler, die die Steel Wings zur Verfügung gestellt haben, sind bestenfalls auf der Bank bei den Black Wings gesessen“, führt Lukas aus.

„Schlussendlich hat man bei den Black Wings nachgerüstet in der Hoffnung, dass man die Play-offs schafft, Sponsoren, finanzielle Mittel und Image zu gewinnen. Das ist alles Bullshit. Wenn Linz nicht anfangen wird, nachhaltig zu arbeiten, ist das der Untergang.“

Frage von Martin Pfanner: „Die involvierten Egos sind bekannt. Braucht es frische Kräfte.“ Reaktion von Philipp Lukas: „Es braucht frische Kräfte und frische Denkweisen für das Eishockey in Linz. Ich glaube, es braucht einen absoluten Bauchfleck. Man würde glauben, das war jetzt schon der absolute Tiefpunkt. Aber die Realität belehrt uns eines Besseren. Das war noch nicht der absolute Tiefpunkt, weil Leute nicht umdenken wollen.“

Frage: „Muss es knallen?“ Antwort: „Offensichtlich muss es so weit kommen.“

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25. April 2024