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Pakt mit Znojmo? Der EHV Linz bleibt wohl in der Warteschleife

Von Alexander Zambarloukos   19.Juli 2020

Die ehemalige Erste Bank Eishockeyliga hat sich ein neues Outfit verpasst. Unter dem Titelsponsor bet-at-home bekam die Meisterschaft ein neues Design und auch einen neuen Namen. Doch die Vorzeichen für die ICE Hockey League 2020/21 sind nicht die besten. Das hat nicht nur mit Corona zu tun. Die heimische Puckjagd steuert turbulenten und ungewissen Zeiten entgegen.

Den Statuten täte jedenfalls eine juristische Überarbeitung gut. Denn in ihrer jetzigen Form sind sie ein gefundenes Fressen für clevere Anwälte und angreifbar. So steht etwa zur Debatte, ob es bei der Aufnahme eines neuen Vereins überhaupt einer Zwei-Drittel-Mehrheit bei der Abstimmung bedarf.

Wäre dem nicht so, hätte der neu gegründete EHV Linz das Ticket in der Tasche gehabt, auch wenn das Ergebnis des Votings nie publik gemacht wurde. Man munkelt von einem 6:4 zu Gunsten des EHV.

Theoretisch gäbe es noch einen zweiten Weg ins Oberhaus. Seit Wochen wird hinter den Kulissen über eine Lizenz-Leihe debattiert. Der HC Orli Znojmo, der von der Corona-Pandemie finanziell arg gebeutelt wurde, hat verständlicherweise Interesse, seine ruhend gestellte Teilnahmeberechtigung vorübergehend zu übertragen. Die Tschechen können jeden Cent gut gebrauchen.

„Für uns bedeutet dies eine grundlegend positive Sache"

Deshalb wagte der exzentrische Vereinspräsident Pavel Ohera, der mit seinem Team in der Spielzeit 2020/21 in der 2. tschechischen Liga antreten wird, einen Vorstoß. Auf der Homepage des HC Orli Znojmo erschien ein Interview, in dem Ohera einen möglichen Pakt mit dem EHV Linz andeutete.

„Wahrscheinlich können wir derzeit sagen, dass wir unsere Lizenz für eine Saison an den neu gegründeten zweiten Verein aus Linz, EHV Linz, vermieten möchten. Für uns bedeutet dies eine grundlegend positive Sache. In diesem Fall würde unsere Lizenz nicht ausgesetzt, sondern weiterhin verwendet“, erläuterte der Znojmo-Chef.

Die Liga mit ihrem neuen Präsidenten Jochen Pildner-Steinburg (72) hätte - so hört man - mit so einem Szenario, das derzeit geprüft wird, wenig Freude. Der EHV Linz gibt dazu keine Wasserstandsmeldungen ab. Nur so viel: „Wir arbeiten weiterhin mit dem Oberösterreichischen Verband an unserem Akademieprojekt“, sagte Medienmann Stefan Illek.

Logistische Probleme wären vorprogrammiert

Aufgrund zahlreicher Unsicherheitsfaktoren ist nicht damit zu rechnen, dass der EHV Linz (unter Ausschöpfung aller juristischer Möglichkeiten) schon in der Saison 2020/21 einen Startplatz in der ICE Hockey League erzwingen möchte. Man bleibt wohl aktuell in der Warteschleife und will im Frühling 2021 einen zweiten eigenständigen Aufnahmeantrag stellen.

Objektiv betrachtet würde die Stadt Linz Stand jetzt auch nicht zwei Erstliga-Vereine (die Black Wings sind gesetzt) vertragen, das würde gravierende logistische Probleme (etwa bei der Nutzung der Infrastruktur und auch bei der Gestaltung der Werbeflächen) nach sich ziehen.

Die Zeit ist knapp. Normalerweise ist an einem 19. Juli schon mit einem Spielplan zu rechnen, de facto ist aber noch nicht einmal in Stein gemeißelt, wer wirklich an der Liga teilnimmt. Um den potenziellen Bewerber Olimpija Ljubljana ist es zuletzt ziemlich ruhig geworden. 

Stand jetzt sind elf Oberhaus-Vereine am Start: Rekordmeister KAC, Red Bull Salzburg, die Vienna Capitals, die Black Wings Linz, die Graz 99ers, der Villacher SV, HC Innsbruck, Dornbirn Bulldogs, der HC Bozen, Fehervar und Neuzugang Bratislava Capitals.

Starten sie wirklich am 25. September durch?

Nach außen hin hält die Liga an ihrem geplanten Saisonstart am 25. September fest. Die Transfersperre ist allerdings bis auf Widerruf verlängert worden, es gibt noch viele Kaderplätze zu vergeben. Auf dem Markt der Legionäre soll laut Liga-Insider Bernd Freimüller auch der pfeilschnelle und torgefährliche (Ex-)Black-Wings-Stürmer Hunter Fejes sein. 

Je länger man bei Verpflichtungen zuwartet, umso größer ist die Hoffnung, dass der Preis fällt. Und richtig große Sprünge sind während der Krise nur bei wenigen Adressen (vielleicht Red Bull Salzburg, Klagenfurt, Wien) möglich.

Auch wenn die Black Wings mit dem Dauerkartenverkauf begonnen haben und ein paar Hundertschaften der treuesten Anhänger wieder gewinnen konnten, lässt sich überhaupt noch nicht abschätzen, wie viele Saisonspiele es geben wird bzw. wie viele Zuschauer in die Hallen dürfen.

Die hypothetische Option eines „Hexenkessels“ mit 4865 Fans in der Linz-AG-Arena Ende September scheint in Zeiten wie diesen unwahrscheinlich. Vor allem bei der Zuteilung von Stehplätzen wird es ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept brauchen.

Nicht nur den Weg der Liga pflastern Baustellen, auch der Österreichische Verband (ÖEHV) steckt in einer Führungskrise. Das neu gewählte Präsidium hat in der Auseinandersetzung um die Anfechtung seiner Wahl festgehalten, vollständig handlungsfähig zu sein.

Auch im nationalen Verband kriselt es

Das Führungsgremium um Präsident Klaus Hartmann habe sich am 7. Juli statutenmäßig konstituiert, die von einigen Klubs und vom Oberösterreichischen Verband angestrengte Wahlanfechtung (wegen eines mutmaßlichen Formalfehlers) schränke die Handlungsfähigkeit nicht ein, so der ÖEHV. Erst ein etwaiges Urteil des mit der Anfechtung befassten Schiedsgerichtes - das ebenfalls ordnungsgemäß konstituiert worden sei - könne geltende Beschlüsse beseitigen.

Der Oberösterreichische Verband, dem Chef Christian Ladberg nach einstimmigem Votum weitere vier Jahre vorstehen wird, hatte die „Liste Gernot Mittendorfer“ forciert. Letzterer war bis zur Wahl ÖEHV-Präsident.

Man darf gespannt sein, was die Zukunft bringt.   

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26. April 2024