Linz AG lenkt ein: Zwei Klubs in der höchsten Eishockey-Spielklasse?
Es ist jetzt nicht so, dass Österreichs Eishockey-Szene Spitzenklubs, die das nötige Kleingeld und auch die Rahmenbedingungen haben, wie Sand am Meer serviert. Es verwundert demnach nicht, dass es zuletzt in der Saison 2000/01 – damals wagten übrigens die Black Wings unter dem damaligen Präsidenten Wolfgang Steinmayr den Sprung ins Oberhaus – zwei Erstliga-Mannschaften aus ein und derselben Stadt gab. Das waren der rot-weiß-rote Rekordmeister KAC und der DEK Schellander aus Klagenfurt.
Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert, die Meisterschaft ist viel professioneller geworden und nicht für „jedermann“ offen. Trotzdem könnte sich angesichts der gestrigen Aussendung der Linz AG – rein theoretisch – die Situation ergeben, dass sowohl der von Peter Freunschlag geführte EHC Black Wings Linz als auch der neue Eishockey-Verein Linz in der höchsten Spielklasse mit dem neuen Titelsponsor bet-at-home dem Puck nachlaufen. Realistisch ist das freilich nicht.
Das Tauziehen um die Halle
Die stadteigene Linz AG, Betreiber der 4865 Zuschauer fassenden Arena an der Unteren Donaulände, lenkte im Konflikt mit Freunschlag ein.
Die Linz AG hatte am 14. April angekündigt, den am 30. April auslaufenden Pachtvertrag mit den Black Wings nicht zu verlängern, weil „uns die Ereignisse der letzten Wochen an einen Punkt gebracht haben, an dem wir kein Vertrauen mehr in die aktuelle Führung haben“, sagte Linz-AG-Generaldirektor Erich Haider.
Freunschlag antwortete emotional und pochte auf „das Recht auf die Halle“. Der 50-jährige Unternehmer untermauerte seinen Gedankengang in einem Anwaltsbrief an die Linz AG. Durch die Umbauarbeiten an und in der Halle habe sich das Nutzungsübereinkommen verändert. Dieses soll laut Freunschlag ab 1. Mai gültig sein und so lange Bestand haben, solange die Black Wings in der höchsten Liga spielen. Sollte im Falle einer Klage ein Gericht zu einer anderen Meinung gelangen, würden Freunschlags Black Wings Schadenersatzansprüche in sechsstelliger Höhe stellen. Und zwar wegen der Investitionen in die Arena.
Die Linz AG hat nun auf dieses Schreiben reagiert. Und zwar unter dem Titel „Gemeinsames Ziel: Linzer Eishockey soll höchstklassig bleiben“. Die Linz AG verteidigte ihren ursprünglichen Schritt der Nichtverlängerung des Pachtvertrages mit dem Argument, dass „seit August 2019 bis März 2020 mehrere Gespräche über ein neues Nutzungsübereinkommen geführt wurden, allerdings keine Einigung erzielt werden konnte“.
„Gespräche wieder aufnehmen“
Es brauche demnach eine vertragliche Vereinbarung. „Die Linz Service GmbH erklärt sich bereit, auf Basis der am Montag vom EHC Black Wings Linz vorgelegten konkretisierten Unterlagen (...) Gespräche für die Verlängerung der Hallennutzung wieder aufzunehmen“, hieß es. Bereits jetzt stehen die beiden Eishallen bis zu neun Eishockeyvereinen zur Verfügung. Und: „Durch den zuletzt erfolgten Garderobenausbau ist die Nutzung der Eishallen für zwei höchstklassig spielende Eishockey-Vereine möglich.“
Welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die Lizenzvergabe in der Eishockeyliga haben wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Der von Freunschlag geführte EHC Black Wings Linz hat eine gültige Lizenz für die Saison 2020/21, der neu gegründete Eishockey-Verein Linz bemüht sich derzeit um eine solche. Das Aufnahmeverfahren der Bratislava Capitals befindet sich in der finalen Phase. Wird es bald 13 statt elf Vereine in der höchsten Spielklasse geben? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht.
„Wir bekennen uns natürlich zum Standort Linz, eine Lösung muss aber innerhalb der Linzer Eishockey-Familie gefunden werden“, sagte Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger am Dienstag nach Ostern. Nach einer Einigung zwischen den beiden Klubs sieht es – Stand jetzt – aber nicht aus.
Das ist die Presseaussendung der Linz AG