Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Rob Daums bewegender Abschied: Tränen der Dankbarkeit und Enttäuschung

Von Alexander Zambarloukos, 14. März 2017, 15:00 Uhr
Bild 1 von 15
Bildergalerie Rob Daum und die Black Wings
Bild: (GEPA pictures)

LINZ. Es gibt Situationen, da fällt es schwer, die Fassung zu bewahren. Heute, 11.05 Uhr, war so eine. Rob Daum, von dem sich die Black Wings am Montag einvernehmlich getrennt hatten, konnte seine Tränen nicht zurückhalten, als er bei der finalen Pressekonferenz in der Keine-Sorgen-EisArena Bilanz über knapp sechs Jahre in Linz zog.

Kurz vor 11 Uhr betrat Daum die VIP-Räumlichkeiten. Zunächst leicht distanziert, weil die Dinge in den vergangenen Wochen keineswegs so gelaufen sind, wie es sich der 59-jährige Kanadier vorgestellt hatte. Später sollte er sich aber bemerkenswert öffnen. Er tat dies mit Emotionen, aber als Gentleman. Keine Schmutzwäsche, kein Wort der Abrechnung.

Der Coach erschien mit einem Zettel, auf dem er sich eine Ansprache vorbereitet hatte. An dieser Version hatte er getüftelt wie zuvor an so manchem Eishockey-System: "Es war nicht einfach, diese Zeilen zu verfassen. Und es wird noch schwieriger, das vorzutragen. Ich hoffe, dass ich hier durchkomme."

Nach nur wenigen Augenblicken rang Daum nach Worten, Tränen schossen ihm in die Augen, das Ende seiner Ära geht ihm unglaublich nahe, daran gibt es keinen Zweifel. "Ich danke dem Klub, dass er mir diese wundervolle Gelegenheit gegeben hat, hier zu arbeiten."

"Das ist etwas, das ich nie vergessen werde"

Besondere Worte der Anerkennung gab es für Präsident Peter Freunschlag und dessen Gattin Andrea: "Nachdem ich gekommen war, hatten sie die Großzügigkeit, mich zu Weihnachten einzuladen und dieses Fest mit ihnen zu feiern. Das ist etwas, das ich nie vergessen werde."

Daum dankte auch Manager Christian Perthaler - obwohl beide auf arbeitstechnischer Ebene zuletzt nicht wirklich auf einen Nenner kamen. Der "Professor" lobte seinen ehemaligen Assistenten Mark Szücs für dessen "Loyalität": "Er ist mir ein guter Freund geworden und wuchs zu einem exzellenten Trainer heran."

Ob Zeugwarte, Physios oder Spieler ("Ohne sie wäre ich nichts") - alle wurden von Daum wohlwollend erwähnt. Da floss kein böses Blut.

Die größte Faszination auf Daum übten die treuen Anhänger des EHC aus: "Das sind die großartigsten Fans, die ich je gesehen habe."

Daum gab zu, dass die jüngsten zwei Wochen, in denen sich sein Abgang abgezeichnet hatte, "mit Enttäuschung und Trauer gefüllt" waren. Nachsatz: "Ich habe meine Seele und meinen Geist in dieses Projekt investiert. Aus meiner Sicht ist es leicht zu erklären, warum wir in dieser Saison so früh ausgeschieden sind. Ich werde das aber nicht hier in der Öffentlichkeit tun."

"Im Moment habe ich keine Optionen"

Und was passiert jetzt? Daums ursprünglich bis 2018 laufender Vertrag ist einvernehmlich aufgelöst, der Kanadier kam dem EHC finanziell entgegen, weil "mein Herz an Linz hängt". Im Umkehrschluss heißt das: Daum ist frei für neue Aufgaben, an der Motivation wird es nicht scheitern: "Im Moment habe ich keine Optionen. Ich muss warten." Auf Angebote, die sein Agent an Land zieht.

Seine Vita sollte ihm das erleichtern. Immerhin war in den sechs Saisonen in Linz ein Mal Meister und vier Mal im Semifinale. Das ist eine Ansage. Und: "Wo auch immer ich landen werde, werde ich dieselbe Leidenschaft in meine Arbeit investieren, wie es in Linz der Fall war. Diese Phase der Trauer nach dem Ende einer Saison dauert bei mir normal zwei Wochen, diesmal vielleicht ein bisschen länger. Aber ich werde schnell wieder bereit für neue Aufgaben sein."

Daum ist extrem traurig, aber nicht ausgebrannt: "Ich liebe es zu arbeiten", sagt er. Und: "Ich werde viel vermissen. Ich weiß, dass ich 2011 wirklich Glück hatte, die Chance in Linz zu bekommen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht Gott dafür danke, dass ich hier sein konnte."

"Wenn man etwas Gutes hat, dann behalte es"

Doch damit nicht genug: "Linz ist eine großartige Stadt. In Wien und Salzburg haben sie mich ausgelacht, als ich ihnen sagte, dass ich Linz liebe. Es waren sechs wundervolle Jahre, deshalb ist es jetzt so schwierig zu gehen. Ich bin äußerst glücklich, die Meisterschaft gewonnen zu haben (2011/12, Anm.). Es war nicht nur ein Job, sondern viel mehr. Das ist meine Heimat." Deshalb hat er in den vergangenen Jahren allen Abwerbungsversuchen - und es waren einige dabei - widerstehen können.

Daum sagt: "Wenn man etwas Gutes hat, dann behalte es. Das habe ich gelernt. Ich habe versucht, einen guten Job zu machen. Aber nicht, um den nächsten Schritt in eine höhere Liga zu machen, sondern um das Beste aus Linz herauszuholen. Ich wurde hier fair behandelt - die meiste Zeit."

Hätten Sie in den sechs Jahren etwas anders machen sollen, Herr Daum? "Natürlich. Jeden Tag denkt man darüber nach. Würdest du das nicht tun, könntest du dich nicht weiterentwickeln. Mein Ziel ist es, jedes Jahr als Trainer besser zu werden, also konstant zu wachsen."

Die Erwartungshaltung in Linz sei zuletzt in den Himmel gewachsen: "Wenn du früh in der Saison liest, dass alles andere als der Finaleinzug eine Enttäuschung ist, weiß ich nicht, ob das realistisch ist", sagt Daum. Die Black Wings scheiterten im Viertelfinale in der Endabrechnung deutlich an Bozen - mit 1:4.

"Hier in Linz ist alles viel entspannter"

Die Spieler hat Daum am Montag nach seiner Vertragsauflösung via Kurzmitteilung von seinem Abschied informiert und ihnen angeboten, jeden Einzelnen zu treffen, wenn er denn möchte: "Gemessen an den Antworten werde ich 90 Prozent von den Burschen sehen. Die Inhalte der Meetings werden jetzt natürlich andere sein."

Was passiert, wenn Daum in Zukunft als Gegner nach Linz kommen sollte? "Dann werde ich als Profi versuchen, dieses Spiel zu gewinnen. Aber ein Sieg würde mir keine Extra-Freude bereiten, weil es gegen den Ex-Klub wäre."

Was nimmt Daum von seiner Zeit in Linz mit? "Der Lebensstil hier ist komplett anders als in Edmonton, wo ich lebe. Dort kannst du nicht die Donau entlang joggen. Hier in Linz ist alles viel entspannter, ich mag das. Hier geht man runter vom Gas und erfreut sich des Lebens. Ich finde es auch in Ordnung, dass die Geschäfte am Sonntag zu sind."

"Ich fühle mich schlecht, dass ich die Sprache nicht kann"

In der Keine-Sorgen-EisArena ist es mit der Ruhe freilich vorbei, hier geht die Post ab. Ein Gefühl, das Daum stets genoss: "In dieser Halle konntest du die Energie und die positive Aufregung spüren, das wird mir sehr abgehen. Ich glaube, das beurteilen zu können. Denn immerhin war ich vorher auch Coach in der NHL und in der AHL - und das sind die besten Ligen der Welt."

Was Kritik an der Person Daum anbelangt, so war öfter zu hören, dass er nie Deutsch gelernt hat. "Dafür hatte ich keine Zeit, weil sich bei mir alles um Eishockey drehte - zehn bis zwölf Stunden pro Tag. Und als ich kam, wusste ich ja nicht, dass es letztlich sechs Jahre sein würden, die ich hier bin. Ich habe zwei verschiedene Kurse besucht, ich fühle mich auch schlecht, dass ich die Sprache nicht kann. Ich wollte sie schon lernen - allein deshalb, um mich auch mit den Fans in ihrer Sprache zu verständigen. Bei den Spielern war das kein Problem, jeder kann hier Englisch." Nachsatz: "Es ist harte Arbeit, Deutsch zu lernen."

Daum weiß, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, so lange mit einem Klub verbunden zu sein: "Seit ich 2011 gekommen bin, habe ich, glaube ich, 45 verschiedene Coaches in der Liga erlebt. Das sagt alles."

Und zum Schluss klingt noch einmal große Dankbarkeit durch: "Ich hatte nichts, als ich kam. Jetzt war ich sechs Jahre hier und durfte auch mit dem Nationalteam zu Olympischen Spielen." Es war vieles gut, seinen Abgang hat sich Daum aber anders vorgestellt.

Sprach's und ging. Danke, Herr Daum, und alles Gute!

 

 
mehr aus Black Wings

Christian Ladberg: Warum ein silberner Pokal für seine U20 nicht gereicht hat

Goldener Pokal statt "Salatschüssel": Linzer U20 feierte den Meistertitel

Black Wings fixierten Goalie-Gespann für kommende Saison

Patrick Söllinger: „Träumen tu ich schon“

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

11  Kommentare
11  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
khst1 (17 Kommentare)
am 16.03.2017 12:17

Danke!
Der beste Trainer den wir bisher hatten
Ich hoffe der Nachfolger passt halbwegs in die Fußstapfen

lädt ...
melden
antworten
aufrecht1962 (877 Kommentare)
am 14.03.2017 21:26

Rob, your Name should hanging in the hall, we will miss you (even if you are jogging in the morning on the Danube) All the best for your future!

lädt ...
melden
antworten
Puccini (9.519 Kommentare)
am 14.03.2017 20:03

Ned wehleidig sein!
Servus und geh!

lädt ...
melden
antworten
Fensterputzer (5.142 Kommentare)
am 14.03.2017 19:58

Danke Herr Daum, für Ihr Engagement beim EHC. Ich find's schade, dass Sie den Klub verlassen.(müssen)

lädt ...
melden
antworten
Rettungssani (31 Kommentare)
am 14.03.2017 19:20

Danke !

lädt ...
melden
antworten
oneo (19.368 Kommentare)
am 14.03.2017 19:13

So wie er war, so ist er auch abgetreten: Ruhig und mit Wehmut.
Linz wird wahrscheinlich nicht mehr so einen profunden Eishockeytrainer kriegen. Rob Daum und seine Frau hat Linz geliebt - ich habe ihn öfters beim Einkauf im Lentia getroffen und ein paar Worte mit ihm gewechselt. Keine Starallüren und ein normaler Mensch. Er wird uns fehlen.

lädt ...
melden
antworten
taranis (2.032 Kommentare)
am 14.03.2017 18:46

Ein Gentleman, der den EHC verlässt. Ich frage mich, ist es der Richtige, der geht? Oder haben hier einige Spieler gegen den Coach gespielt?
Denn dass sie ab Beginn der Pick Round das Eishockey spielen verlernt haben, ist eigentlich unerklärlich.

Anyway, thank you, Rob. We will never forget you.

lädt ...
melden
antworten
Harry1324 (75 Kommentare)
am 14.03.2017 17:33

Eigentlich gehört ein SONDER TRIKOT unters Hallendach! !!!! Ty Rob Daum 👏👏👏👏👏👏 DANKÈEEEE

lädt ...
melden
antworten
Arnold1960 (99 Kommentare)
am 14.03.2017 17:05

Wir werden Rob Daum vermissen, seine konstante und konsequente gute Arbeit. Und denkt daran: der Coach schießt keine Tore und hält keine Tore sauber, er kann nur das Konzept erstellen. Und wenn die Mannschaft das nicht umsetzen kann, nützt der beste Trainer nix.

lädt ...
melden
antworten
tyson4690 (998 Kommentare)
am 14.03.2017 15:50

Thx a lot, Rob! Danke für die tollen Jahre in Linz mit den BlackWings, auch wenns in der letzten Saison nicht nach Wunsch lief. Die Fans werden dich vermissen!! aber immer in dankbarer Erinnerung halten. Trainer kommen und gehen, Rob Daum wird aber immer in Linz bleiben!! See ya (Y)

lädt ...
melden
antworten
Fuchsi (122 Kommentare)
am 14.03.2017 15:49

Großartiger Mensch und Coach der großartiges geleistet hat!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen