Ein „Silvesterkracher“ mit Verspätung

Von Alexander Zambarloukos   01.Jänner 2018

Silvester war zwar einen Tag zuvor, aber es hält niemanden davon ab, auch am Neujahrstag ein sportliches Feuerwerk zu zünden. Zum Beispiel die Eishockeycracks der Black Wings, die die Vienna Capitals nach 0:3-Rückstand mit 5:4 (0:2, 3:1, 1:1/1:0) in der Verlängerung schlugen und damit den ersten heiß ersehnten Saisonsieg über den Meister und Spitzenreiter feierten. Die ersten drei Duelle hatte der EHC mit je einem Tor Differenz verloren. Das ist Schnee von gestern.

Unglaublich, wie schnell sich das Blatt im Eishockey wenden kann. Nach 29:04 Minuten hätte man eine Stecknadel in der mit 4865 Fans ausverkauften Keine-Sorgen-EisArena fallen hören können. Riley Holzapfel hatte soeben das 3:0 für Wien erzielt und lange Gesichter auf den Rängen zurückgelassen. Einige skandierten „Wir wollen die Linzer sehen.“ Gesagt, getan! Plötzlich drehten die Wings, die zuvor ohne Nachdruck agiert hatten, auf, die Scheibe sprang, wie sie sollte. Zack, zack, zack – binnen 118 Sekunden stellte der EHC auf 3:3. Hallensprecher Gerold Rachlinger kam mit dem Torschrei kaum hinterher.

Die Initialzündung, das 1:3 (35.), ging von Dan DaSilva aus, exakt eine Minute später war Joel Broda zur Stelle und verkürzte auf 2:3 (36.). Und weitere 58 Sekunden später gab’s kein Halten mehr. Verteidiger Robert Lukas überwand in seinem 1006. Oberhaus-Match Goalie Jean-Philippe Lamoureux mit einem Distanzschuss – 3:3 (37.).
Der nackte Wahnsinn und noch nicht das Ende der Fahnenstange. Auch auf das 3:4 der Wiener (47./pp) hatten die Linzer Antworten – und zwar gleich zwei an der Zahl. 157 Sekunden vor der dritten Sirene rettete Jonathan D’Aversa die Wings mit dem 4:4 (59.) in jene Overtime, in der Corey Locke zum Matchwinner avancierte. Der Kanadier, der am Samstag beim 2:3 in Kagran wegen Adduktorenproblemen pausiert hatte, scorte nach 63:18 Minuten – 5:4, aus die Maus!

„Das gelingt nicht alle Tage“

Eine echte Energieleistung, die umso bemerkenswerter ist, als mit Verteidiger Sébastien Pichè (Gehirnerschütterung) und Patrick Spannring (krank) zwei Spieler fehlten. Doch die anhaltenden personellen Probleme lässt Linz-Kapitän Philipp Lukas nicht als Ausrede gelten. „Es ist lobenswert, dass wir das Match noch gewonnen haben. Aber so etwas gelingt dir nicht alle Tage – schon gar nicht gegen den Tabellenführer“, erläuterte der Routinier. Kritischer Nachsatz: „Wenn wir uns – wie im ersten Drittel mit Strafen und Geschenken an den Gegner – weiter so in den Fuß schießen, werden wir es schwer haben.“

Siege für Fehervar, Villach, Zagreb, Salzburg und Innsbruck

In Klagenfurt ging der KAC durch Talbot (7.) zwar schnell in Führung, kassierte aber prompt durch Boivin (8.) den Ausgleich. Der Kanadier in Diensten der Kroaten sollte mit drei Treffern schließlich auch zum Mann des Spiels werden: Nachdem der neue KAC-Verteidiger Stefan Espeland die Gastgeber im Finish noch in die Verlängerung geschossen hatte, war es Boivin, der mit dem spielentscheidenden Overtime-Tor (62.) den zweiten Erfolg der "Bären" über die "Rotjacken" innerhalb von 48 Stunden fixierte.

Einen Punkt hinter dem KAC liegt Salzburg auf Rang drei. Ein spätes Raffl-Tor (50.) reichte den "Bullen" zum 1:0 und dem zweiten Saisonsieg über Dornbirn, das als Sechster nur noch einen Zähler vor Zagreb liegt. Drei Punkte vor den Vorarlbergern rangiert Innsbruck, das sich am Montag im Penaltyschießen zuhause gegen Bozen mit 3:2 neuerlich durchsetzte. Für den entscheidenden Penalty sorgte Spurgeon, zuvor hatten nach 0:2-Rückstand erst Treffer von Bishop (47.) und Lammers (50.) für eine Verlängerung gesorgt.

Schon in der regulären Spielzeit machte der VSV im Duell der Nachzügler beim 5:2 gegen Graz alles klar und beendete nach drei Partien seine Niederlagenserie. Die Steirer, die durch Setzinger (31., 42.) auf 1:2 bzw. 2:3 verkürzen konnten, mussten schließlich die siebente Auswärtsniederlage in Folge hinnehmen. Für die Hausherren trafen Leiler (6./PP), Schlacher (23.), Sarauer (35., 60.) und Petrik (47.).