Die 27-jährige Ausnahmeturnerin verlässt Paris mit drei Goldmedaillen. Den Rekord hat sie verpasst – vorerst
Ausnahmeturnerin Simone Biles war mit dem ambitionierten Anspruch, fünfmal Gold zu gewinnen und sich zur erfolgreichsten Olympionikin in der Geschichte der Spiele aufzuschwingen, nach Paris geflogen. Wäre das Optimum herausgesprungen, hätte sich der 27-jährige Superstar mit dann insgesamt neun Titeln auf einer Ebene mit Schwimmerin Katie Ledecky und Turnerin Larissa Latynina positionieren können.
Nun, diese Mission ist nicht ganz geglückt, weil der Montag nicht nur an den Aktienmärkten dieser Welt denkbar ungünstig verlief. Es bleibt bei sieben Goldmedaillen. Vorerst.
Biles ist zweifelsohne die Beste, aber nicht unschlagbar. Vor allem auf dem Stufenbarren, der sie nicht in sein Herz schließen will. Aber in den Disziplinen Schwebebalken und Boden ging die dreifache Paris-Triumphatorin (Mehrkampf, Team und Sprung) als haushohe Favoritin an den Start, um die 20.000 Fans in der Bercy Arena von den Sitzen zu reißen. Es kam ganz anders.
"Sie ist richtig angefressen"
Zwischenzeitlich herrschte betretenes Schweigen – garniert mit ein paar Ausdrücken der Verwunderung ("Oh", "Ah"), als die Wertungspunkte zum Vorschein kamen und vor Biles nicht der Einser aufleuchtete. "Man merkt, sie ist richtig angefressen", bewertete Eurosport-Experte Fabian Hambüchen die Körpersprache der "Ikone".
Der "Zitterbalken" hatte die 1,42 Meter große Athletin bei einem Rückwärtssalto heftig abgeworfen, unter dem Strich stand Platz fünf, während die 21-jährige Alice D’Amato aus Genua – unverhofft – Italien das erste Olympia-Gold im Frauenturnen überhaupt bescherte. Verdient, weil nahezu makellos.
Auf dem Boden wurde es Silber für Biles – hinter Rebeca Andrade aus Brasilien. Da fällt das Lächeln der Seriensiegerin aus Columbus, die insgesamt 30 Goldmedaillen bei Großereignissen angehäuft hat, eher gequält aus.
Eine Momentaufnahme – nicht mehr, nicht weniger.
Ihre große Anhängerschar (mehr als elf Millionen Follower auf Instagram) darf sich nach der missglückten Rekordjagd vielleicht auf eine olympische Fortsetzungsgeschichte freuen. Los Angeles 2028 – warum nicht?
"Sag niemals nie. Die nächsten Spiele sind zu Hause, das wäre schon ein Ansporn, man kann es nie wissen", sagte Biles, um dann in schallendes Gelächter auszubrechen: "Aber ich werde richtig alt."
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So wie sie sich nach der überwundenen Krise von Tokio 2021 – damals stieg sie wegen mentaler Probleme aus dem Teambewerb aus – aktuell, nämlich mit sich im Reinen und in einer positiven Grundstimmung, präsentiert, ist dann 31 vielleicht das neue 21.
"Wir machen das, was wir lieben"
Auch wenn nicht alles perfekt gelingt, ist Biles in ihrem Element. Die Leichtigkeit des Seins wird greifbar. "Es erfüllt mich mit großer Freude, wieder Wettkämpfe zu bestreiten. Die Bühne ist so befreiend für uns, wir haben Spaß und machen das, was wir lieben", sagte Biles und sprach damit auch für ihre Berufskolleginnen.
Eine davon ist Alice D’Amato, die nicht einmal zu träumen gewagt hatte, einmal die große Simone, ihr Idol, überflügeln zu können. Auf dem olympischen Schwebebalken gelang das. "Ich hatte schon keine Worte für Silber in der Teamkonkurrenz, jetzt habe ich erst recht keine. Ich kann es nicht glauben, ich habe keine Medaille erwartet. Und jetzt ist es Gold", staunte die Italienerin.
Nicht minder überrascht war Rebeca Andrade (25), obwohl sie schon in Tokio Gold (Sprung) gewonnen hatte. Drei Kreuzbandrisse gehen nicht spurlos vorüber. "Ich bin unglaublich stolz auf mich", sagte die Brasilianerin, vor der sich eine verneigte: Es war Biles höchstpersönlich.
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