"Was wohl das IOC über diese Spiele denkt?"
Südkorea zeigt sich von seinen Olympischen Winterspielen rundum begeistert. Ein Stimmungsbild.
Es passierte am ersten Tag dieser Winterspiele im Pressezentrum. Eine kleine Gruppe amerikanischer Journalisten wollte von Freiwilligen wissen, ob denn die Organisatoren ausreichend auf die Noroviren reagiert hätten. Die koreanischen Helfer schüttelten den Kopf. "Nicht, weil sie nichts wussten, sondern weil sie sich nicht negativ zu ihren Olympischen Spielen äußern wollten", erzählte eine kanadische Freiwillige.
Es spiegelt das Bild wider, das Korea zwei Wochen hochhielt: das von Spielen, bei denen man versuchte, "perfekt zu sein". "Kaum ein Sitz war leer, und wenn ein Problem auftauchte", versuchte man das zu lösen, befand das Internetportal "Sport Kyonghyang". Der koreanischen Schrift und Sprache nicht mächtig, zeichnen ausländische Medien ein eigenes, durchaus kritischeres Bild: Dem "Hamburger Abendblatt" fehlte das Flair, der "Deutschlandfunk" kritisierte fehlende Nachhaltigkeit, "The Atlantic" (USA) stieß sich an Nordkoreas Olympia-Teilnahme, "USA Today" an Hundezucht- und -schlachtfarmen.
Die Landesmedien indes feierten sich: "E-news today" meint, man habe die Winterspiele auf ein neues Level gehoben und "Sport josan" zeigte sich über den Abschied der nordkoreanischen Brüder traurig: "Am Anfang war es eigenartig, dass sie da waren, jetzt sind wir traurig." Selbst die Blogger, die in Zeiten politischer Eintracht bisweilen gegen den Strom schwimmen, verneigten sich vor der "Vielfalt des Sports", den man zu sehen bekam ("Boutique man"). Und die maßgeblichen Parteien des Landes priesen die Olympischen Spiele. Es war die Chance, die nächste Mobilfunkgeneration (5G) anzupreisen, man wollte "seine Technologie" der Welt präsentieren.
Englisch-Lehrer nicht gebraucht
Dass die Welt hier oft zu Gast sein wird, davon gehen allerdings nicht alle aus. Zwar stelle Olympia ein Zertifikat aus wie ein UNESCO-Weltkulturerbe, aber dafür das östliche Ende der Welt zu bereisen will keiner glauben. Und man fördere das, so merkt ein Dolmetscher kritisch an, auch nur bedingt: "Kürzlich wurde die Zahl ausländischer Englisch-Lehrer auf die Hälfte reduziert, weil man nicht so viele brauche." Dazu passt die Mittwoch-Schlagzeile der "Korea Times": "Härtere Visa-Bestimmungen für ausländische Studenten." Selbst zur gesetzlichen Quote, wonach zehn Prozent jedes Unternehmens von Körperbehinderten, Leihkräften oder Ausländern besetzt sein müssen, würden Letztere nur in kleinem Ausmaß beitragen.
Korea eint ein Land, das sich der Welt erst langsam, aber durchaus sympathisch öffnet. So lässt sich auch die Sorge interpretieren, mit der sich "Sport Kyonghyang" beschäftigt: "Was wohl das Internationale Olympische Komitee über diese Spiele denkt?"