Kompletter Medaillensatz für die glückliche Familie Matt
Olympische Festspiele: Michael trat in die Fußstapfen seiner Brüder Andi und Mario. Der 24-Jährige gewann unverhofft Bronze.
Unverhofft kommt oft. Eigentlich hatte Michael Matt – nach dem ersten Durchgang des Spezialslaloms nur auf Rang zwölf gelegen – schon vor dem letzten Läufer geknickt den Zielraum des Yongpyong-Skistadions verlassen wollen, doch dann passierte Wundersames. Nach Marcel Hirscher, der schon im ersten Durchgang ausgeschieden war, scheiterte im zweiten auch der zweite Favorit, Henrik Kristoffersen (Nor), und machte den Weg zu Bronze für den 24-jährigen Tiroler frei. Morgen (3 Uhr) im Teambewerb könnte es Edelmetall-Zuwachs geben.
"Ich war mir sicher, dass es nicht reichen würde. Diese Warterei im Ziel war ein Wahnsinn, ich dachte schon, ich drehe durch", gestand der dreimalige Zweite dieser Weltcup-Saison, um dann eine Frage nach der anderen zu seinen Brüdern beantworten zu müssen.
"Alles auf eine Karte gesetzt"
Der Erste aus dem Matt-Clan, der bei Olympischen Spielen zugeschlagen hatte, war Skicrosser Andreas (35) gewesen. Er hatte 2010 in Vancouver Silber gewonnen, 2014 schoss Mario (38) den Vogel ab und gewann vor Marcel Hirscher alpines Slalom-Gold in Sotschi – und jetzt strahlt Michi mit Bronze um die Wette.
Da rennt natürlich der Schmäh: "Also meine Medaille schaut fast besser aus als die vom Mario – nur dass er die schönere Farbe hat", lächelte Michael, der seinem großen Bruder den roten Teppich ausrollen muss. "Er hatte eine schlaflose Nacht", sagt der kleine Matt über den Olympiasieger, der ihm nach Videostudium zwischen beiden Durchgängen per Telefon Tipps übermittelt hatte.
"Wir haben dann alles auf eine Karte gesetzt und gemeinsam mit Trainern und Serviceleuten entschieden, eine andere Schuheinstellung zu wählen", erzählte Michael. Er sollte mit Laufbestzeit zur Aufholjagd blasen – nur der schwedische Champion Andre Myhrer und Ramon Zenhäusern (Sui) waren nicht zu knacken. Kein Problem für Herrn Matt, wenn am Ende der "glückliche Lohn" herausspringt.
Gemessen daran, was Michael als "Knirps" widerfahren ist, ist das eine Sensation. In Kindestagen war er beim Skifahren unter eine Lawine geraten und erst nach einer Viertelstunde bewusstlos geborgen worden. "Ich habe danach lange gebraucht, bis ich das Ganze so wirklich verarbeitet habe."
Andre Myhrer und der König
Auch jetzt läuft das "Radl im Gehirn" wieder auf Hochtouren. Diesmal sind es Glücksgefühle – genau wie bei Myhrer, der der Familie Matt einen Rekord abgeluchst hat. Der Skandinavier ist jetzt der älteste Slalom-Olympiasieger in der Geschichte – mit 35 Jahren und 42 Tagen überflügelte der "Goldie" den Mario um rund drei Monate. Und das vor den Augen von König Carl Gustaf.
"Ich kann es nicht fassen, jetzt habe ich das geschafft, was zuletzt Ingemar Stenmark gelungen war." Der legendäre Gewinner von 86 Weltcup-Rennen hatte 1980 im Slalom Gold erobert. Jetzt ist einer seiner "Erben" am Ziel angelangt.