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Niki Lauda ist tot

Von nachrichten.at/apa   21.Mai 2019

Der österreichische Sport hat einen seiner Größten verloren. Viele Schicksalsschläge hat Niki Lauda bravourös gemeistert, nach einer im Sommer 2018 vorgenommenen Lungentransplantation kämpfte er aber immer wieder mit gesundheitlichen Problemen. Am Montag verstarb er nur wenige Monate nach seinen 70. Geburtstag im Kreis seiner Familie.

"In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019 im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist", teilte die Familie in einer E-Mail in der Nacht auf Dienstag mit. "Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen", hieß es.

Kenntnis über den Tod hatte auch bereits Walter Klepetko, Operateur bei Laudas Lungentransplantation Anfang August 2018 im Wiener AKH. "Niki Lauda ist gestorben. Ich muss das bestätigen", sagte er Dienstagfrüh. "Niki Lauda hat gekämpft. Er war ein toller Mann. Aber es war seit einiger Zeit klar, dass wir ihn nicht mehr auf die 'Rennstrecke' zurück bringen können.", so Klepetko. 

Zum Tod von Niki Lauda: Das sagt sein Arzt

Bekannt und auf der ganzen Welt berühmt geworden ist der dreifache Formel-1-Weltmeister und Flug-Unternehmer Andreas Nikolaus Lauda als "Niki" Lauda. Geprägt hat ihn auch sein rotes "Kapperl", das ihn zum Phänomen und bekanntesten lebenden Österreicher neben Arnold Schwarzenegger gemacht hat.

Die ersten internationalen Reaktionen auf den Tod von Niki Lauda.

Mit 70 Jahren: Rennfahrerlegende Niki Lauda gestorben:

Stadt Wien bietet Ehrengrab an

Lauda soll ein Ehrengrab in Wien bekommen - vorausgesetzt die Familie stimmt zu. "Es ist ein Angebot, letztlich ist es eine Entscheidung der Familie", sagte ein Sprecher von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Die Familie Lauda hat diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen.

"Niki Lauda soll ein Ehrengrab bekommen. Die Stadt wird das anbieten", kündigte der Sprecher an. Das Thema sei in der Familie noch nicht zur Sprache gekommen, hieß es seitens einer Sprecherin der Familie Lauda.

Es gibt rund 1000 Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. In der jüngsten Zeit wurden dort u.a. Karikaturist Manfred Deix, Sänger Udo Jürgens, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ), Schauspieler Peter Kern, der frühere ORF-Generalintendant Gerd Bacher sowie der Publizist, Verleger und Widerstandskämpfer Fritz Molden beigesetzt. Ehrengräber stellen laut Angaben der Friedhöfe Wien eine hohe Auszeichnung dar, welche die Stadt über den Tod hinaus an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vergibt. Die Vergabe von gewidmeten Gräbern erfolgt in letzter Instanz über den Bürgermeister.

Überwürfnisse mit der Familie

Geboren wurde Lauda am 22. Februar 1949 in Wien als Sohn einer Industriellenfamilie. Dass er sich wegen seiner Motorsport-Leidenschaft mit einem Teil der wohlhabenden Familie überwarf, konnte die letztlich größte österreichische Autorennfahrer-Laufbahn nicht verhindern. Lauda finanzierte sich über Bankkredite selbst und legte eine von Rundstreckenrennen über die Formel 3 und Formel 2 bis in die Formel 1 führende Karriere hin.

In der "Königsklasse" debütierte Lauda im August 1971 als 21-Jähriger in einem March auf dem Österreichring.

Es war dennoch der Beginn einer weltweit einzigartigen Karriere mit dramatischem Feuer-Unfall 1976 sowie den drei Weltmeistertiteln 1975, 1977 und 1984. Eine Motorsport-Karriere, der Lauda nach seinem endgültigen Rücktritt 1985 eine turbulente, wirtschaftliche Laufbahn als Flugunternehmer folgen ließ.

Feuerunfall auf dem Nürburgring

Es sind neben den 25 Grand-Prix-Siegen in der Formel 1 sowie den unternehmerischen Erfolgen aber vor allem auch die dramatischen Ereignisse, die Lauda zu einer Ausnahme-Erscheinung gemacht haben. Etwa der schwere Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring, nach dem der regierende Weltmeister aus Österreich bereits die Letzte Ölung erhalten hatte und dennoch 42 Tage später in Monza schon wieder am Start war. Um die Unfallnarben am Kopf zu verdecken, begann er, eine rote Kappe aufzusetzen.

Es war die Kämpfernatur und Stehaufmännchen-Mentalität, die Lauda immer wieder in den Sattel gehoben hat. Und wenn er abstieg, dann aus eigenem Gutdünken. Wie etwa 1976, als er am Ende eines hochdramatischen Jahres mit zunächst privatem Traktor- und dann dem Feuer-Unfall den möglichen WM-Titel kampflos aufgab, weil es ihm im abschließenden Regenrennen von Fuji zu gefährlich war. James Hunt wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Die damalige Rivalität zwischen Lauda und dem Briten wurde im 2013 uraufgeführten Spielfilm "Rush" dramatisiert nacherzählt.

1977 wurde Lauda zum zweiten Mal auf Ferrari Champion, weshalb man ihn in Italien bis heute verehrt. In diesem Jahr startete er auch seinen ersten Versuch als Airliner. Erst mit zwei Chartermaschinen, dann ab 1979 mit der Lauda Air, mit der er dem damaligen staatlichen Monopolisten AUA Konkurrenz machen wollte. Deshalb beendete er nach diesem Jahr auch erstmals seine Formel-1-Karriere während des Trainings in Kanada mit dem berühmten Satz, er wolle "nicht mehr im Kreis fahren".

Tod einer Sportlegende: Wie Niki Lauda die österreichische Sportwelt geprägt hat, analysiert Dieter Helbig (ORF):

Einstieg in das Fluggeschäft

Stattdessen widmete sich Lauda dem Aufbau der eigenen Fluggesellschaft. 1982 kehrte er aus Promotion-Gründen aber in den Motorsport zurück. 1984 holte der nunmehrige McLaren-Fahrer mit nur einem halben Punkt Vorsprung seinen dritten WM-Titel, ein Jahr später war es dann aber endgültig vorbei mit der Königsklasse. Denn nach den anfänglichen Problemen mit den Behörden hatte er schon Ende dieses Jahres doch noch eine erweiterte Konzession erhalten und startete noch einmal mit der Lauda Air durch. 1990 ging diese an die Börse.

Wie im Sport hatte Lauda auch in der Fliegerei dunkelste Momente zu überstehen. Den bittersten am 26. Mai 1991, als eine Boeing 767 seiner Luftlinie nach dem Start in Bangkok abstürzte und 223 Menschen in den Tod riss. Ende 2000 zog sich Lauda, der nebenher weiter in der Formel 1 tätig war - als Ferrari-Berater (1993 bis 1995) fädelte er dort etwa das Engagement von Michael Schumacher ein - aus der Geschäftsleitung der Lauda-Air zurück. Die Airline wurde 2001 von der AUA zur Gänze geschluckt. Da war Lauda schon Rennleiter und später ein etwas glückloser Teamchef bei Jaguar in der F1.

Deshalb pendelte der rastlose Unternehmer bald auch wieder zur Fliegerei. 2003 übernahm Lauda die Mehrheit an der Aero Lloyd Austria und gründete eine neue Luftlinie, die 2004 Niki bzw. flyniki genannt wurde. In diesem Jahr war der umtriebige Lauda kurz auch ÖBB-Aufsichtsrat. 2011 verkaufte er seine Airline zur Gänze Air Berlin. 2012 wurde Lauda 10-prozentiger Anteilhaber und Aufsichtsratsvorsitzender beim Mercedes-Formel-1-Team.

Wie geht es mit Laudamotion weiter? Stefan Hartl (ORF) mit einer Einschätzung:

Vier Kinder aus zwei Ehen

Lauda hatte inzwischen (2008) Birgit Wetzinger, eine ehemalige Flugbegleiterin, geheiratet. Der Ehe entstammen die 2009 geborenen Zwillinge Max und Mia. Laudas Söhne aus erster Ehe mit Marlene Knaus, Lukas und Mathias, sind ebenfalls im Motorsport bzw. Management aktiv. Zu einem weiteren - unehelichen - Sohn hat Lauda laut eigenen Angaben wenig Kontakt.

Birgit spendete Lauda 2005 und damit noch vor der Hochzeit eine weitere Niere. Die erste hatte er - als eine Folge des seinerzeitigen Feuer-Unfalls und der Medikamenten-Notwendigkeit - schon 1997 von Bruder Florian transplantiert bekommen.

Weil 2017 die Air Berlin selbst in die Insolvenz gerutscht war, eröffneten sich Lauda geschäftlich neue Chance: Obwohl Niki, Filetstück in der Insolvenzmasse, schon fix der Lufthansa versprochen schien, entschied sich der österreichische Gläubigerausschuss im Jänner 2018 überraschend, Laudas Firma Laudamotion den Zuschlag für Niki zu erteilen. Zwei Monate später stieg Ryanair bei Laudamotion ein. Ende 2018 übernahmen die Iren Laudamotion zur Gänze. Der Österreicher blieb aber Chairman.

Offenbar wusste Lauda über die Schwere seiner aktuellen gesundheitlichen Probleme, als er im Juli 2018 wegen eines Virus bzw. einer vermeintlichen Sommergrippe seinen Ibiza-Urlaub abbrach und sich in ärztliche Behandlung begab. Deshalb musste er auch die Grand-Prix-Rennen in Deutschland und Ungarn auslassen. Als der prominente Patient schon auf dem Weg der Besserung schien, kamen lebensgefährliche Komplikationen mit der 42 Jahre davor verätzten Lunge hinzu, was letztlich eine Organ-Transplantation im Wiener AKH nötig machte. Nach einer intensiven Reha wurde er im Herbst entlassen, musste im Jänner 2019 wegen einer Influenza aber wieder ins Krankenhaus.

Das öffentliche Interesse an Lauda und damit auch seinen gesundheitlichen Problemen ist auch deshalb so groß, weil sich der Wiener mit seiner direkten Art und der Neigung, zu fast allem Stellung zu beziehen, selbst zu einer höchst öffentlichen Figur gemacht hat. Lauda ist eine Kultfigur, ein Phänomen. "Niki ist nach dem Weggang von Bernie Ecclestone die größte Persönlichkeit im Formel-1-Fahrerlager", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff unlängst über seinen berühmten Landsmann.

Der Wunsch Laudas, wieder in die Formel-1 zurückzukehren, hat sich nicht mehr erfüllt.

Steckbrief des Ex-Formel-1-Weltmeisters

Voller Name: Andreas Nikolaus Lauda
Geboren: 22. Februar 1949 in Wien
Gestorben: 20. Mai 2019
In zweiter Ehe verheiratet mit Birgit, gemeinsame Zwillinge Max und Mia (9 Jahre)
Aus erster Ehe mit Marlene entstammen die Söhne Lukas und Mathias
Bruder Florian

Karriere als Formel-1-Fahrer:
Erster Grand-Prix-Start: 15. August 1971 in Österreich
Letzter GP-Start: 3. November 1985 in Australien
GP-Starts: 171
GP-Siege: 25
Podestplätze: 54
Pole Positions: 24
Schnellste Runden: 24
Teams: March (1971-1972), BRM (1973), Ferrari (1974-1977),
 Brabham (1978-1979), McLaren (1982-1985)
Größte Erfolge: Weltmeister 1975, 1977 und 1984

Auszeichnungen: Österreichs Sportler des Jahres (1977),
Verleihung Laureus ("Sport-Oscar") für Lebenswerk (2016)

Letzte Funktionen in der Formel 1:
* Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams (seit September 2012)
* Zehn-Prozent-Anteilhaber am Mercedes-Team (seit September 2012)
* 22 Jahre lang und bis 2017 Experte beim Kölner TV-Sender RTL

Wichtigste Stationen als Luftfahrtunternehmer:
* 1979 gründet Lauda die Lauda Air, die er 2001 an den Konkurrenten AUA verkauft
* 1991 Absturz der Boeing 767 "Mozart" der Lauda Air in Thailand mit 223 Toten
* 2003 gründet Lauda die Fluglinie Niki (flyniki), die er 2011 zur Gänze an Air Berlin verkauft
* Im Jänner 2018 übernimmt Lauda aus der Insolvenzmasse der Air Berlin die Niki, führt sie als Laudamotion - und verkauft sie im Juli zu 75 Prozent und Ende 2018 komplett an Ryanair, bleibt aber Chairman
 

 

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23. April 2024