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Mick Schumacher: Im Namen des Vaters

09.Oktober 2020

Das erste freie Training eines Formel-1-Wochenendes am Freitagvormittag ist in der Regel so spannend wie die Aufwärmübungen einer Fußballmannschaft eine Stunde vor dem Anpfiff. Die Ausnahme passiert heute auf dem Nürburgring, wo am Sonntag das elfte Rennen der Saison stattfinden wird. Der Grund hat einen Namen: Schumacher.

Mick, der 21-jährige Sohn des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher, wird heute um 11 Uhr sein Debüt in einem offiziellen Formel-1-Training geben. Er darf 90 Minuten lang einen Alfa Romeo pilotieren. Dass er im kommenden Jahr ein fixes Cockpit in der Königsklasse haben wird, gilt als sicher. Der Name des Vaters öffnete auf dem Weg dorthin viele Türen. Schnell Autofahren kann er auch.

Disziplinierter Arbeiter

Wenn Mick Schumacher heute in den Alfa steigt, wird er kein Neuland betreten. Der 21-Jährige hat als Mitglied des Ferrari-Talente-Programms schon einige Probefahrten in einem Formel-1-Boliden hinter sich. Er durfte im Frühling 2019 in Bahrain einen Ferrari und den Alfa testen. Anfang Oktober gab es jetzt ein "Warm-up" auf der Ferrari-Hausstrecke in Fiorano mit einem Boliden aus dem Jahr 2018. Das solide "Heranführen an das Gerät" passt zu Mick Schumachers Motorsport-Karriere. Anders als sein Vater arbeitete sich der Junior langsam die verschiedenen Rennserien hinauf zur Königsklasse. Meistens in Zwei-Jahres-Schritten. Zuletzt wechselte er als Formel-3-Meister in die Formel 2, wo er in seiner zweiten Saison vor dem Titelgewinn steht. Bei Experten gilt der "kleine Schumi" als disziplinierter Arbeiter, der nicht unbedingt den besten Grundspeed mitbringt, allerdings auch selten Fehler macht. Sein Vater war da ganz anders.

Notlüge als Karriere-Turbo

Michael Schumacher verdankte seinen Einstieg in die Formel 1 1991 einer Schummelei seines Managers Willi Weber. Als damals Jordan-Pilot Bertrand Gachot wegen einer Attacke auf einen Taxifahrer inhaftiert war und für den Grand Prix von Belgien ausfiel, pries Weber seinen Schützling mit der Notlüge, dass Michael in Spa jeden Meter kenne, als Ersatzfahrer an. Der Trick funktionierte, Schumacher zeigte mit der siebtbesten Trainingszeit auf, überholte im Rennen nach dem Start zwei Konkurrenten, schied aber mit Kupplungsschaden aus. Beim nächsten Grand Prix saß er in Monza auf Vermittlung von Bernie Ecclestone, der die Formel 1 auf dem deutschen Markt besser platzieren wollte, schon im Benetton-Ford und wurde Fünfter.

Der Rest ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte mit 91 Siegen und sieben WM-Titeln. Das Happy End fehlt leider – seit seinem Skiunfall im Dezember 2013, bei dem Mick übrigens dabei gewesen ist, lebt Michael Schumacher als Pflegefall abseits der Öffentlichkeit. Regelmäßige Meldungen über seinen Gesundheitszustand à la "So geht es Schumi wirklich" treiben zwar verlässlich die Online-Zugriffe nach oben, sind allerdings frei erfunden und ziehen oft rechtliche Konsequenzen nach sich. Die Familie Schumacher versteckt das Privatleben hinter einer dicken Feuermauer. Dass Mick rund 30 Jahre nach seinem Vater die Formel 1 erreicht, macht die Sache nun noch schwieriger, als sie ohnehin schon ist.

Der junge Rennfahrer mit dem prominenten Namen hat allerdings schon ganz gut gelernt, auf dem Medienklavier zu spielen. Wirkte er zunächst noch sehr verschüchtert und unsicher, präsentiert er sich in dieser Saison selbstbewusst. Auch seine Antworten sind stromlinienförmig wie die der neuen Formel-1-Fahrergeneration. Vor seinem heutigen Trainingsdebüt meinte er bescheiden, dass er keine Erwartungen hätte. "Ich konzentriere mich ganz auf mich selber und versuche, mein Bestes zu geben." Nona. (chz)

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