Ist der KTM-Neuzugang nicht mehr wert?
Gerüchte machten schon mehrere Wochen die Runde, seit Donnerstag Abend haben wir Klarheit. Mit dem Abgang von Pol Espargaro vom KTM-Werksteam nach dieser Saison wird eine große Ära zu Ende gehen.
Der Spanier hat seine Chance bei den "Orangen" zu hundert Prozent genützt und immer wieder gezeigt, dass wenn es etwas zu holen gab, dass er da ist und abliefert. Wer aber die Chance wittert, eventuell bald auf einer MotoGP-Honda im Team neben dem mehrfachen Weltmeister Marc Marquez zu sitzen, dem kann man diesen Schritt nicht verdenken.
Dass KTM nun mit Danilo Petrucci, dem Mugello-Sieger des Vorjahres, von Ducati ein absolutes Schwergewicht der Szene als Ersatz gewinnen konnte, dazu kann man nur gratulieren. Aber für mich unverständlich ist, warum Brad Binder und Miguel Oliveira 2021 in die Werksmannschaft gesetzt werden, dieser erfahrene Italiener aber "nur" zum Satellitenteam Tech3 wandert. Auch wenn KTM beteuert, vier gleichwertige Motorräder zu stellen, kauf ich ihnen das nicht ab. Sie wären das einzige MotoGP-Team der Welt, das das könnte, weder Honda, Yamaha noch Ducati brachten das bisher zusammen.
Und warum war dann ein Oliveira so erpicht, in die Werksmannschaft aufzusteigen, wenn doch auch beim Ableger mit gleichen Waffen gekämpft wird? Petrucci ist wesentlich erfahrener als ein Oliveira, von einem MotoGP-Rookie wie Binder gar nicht einmal zu sprechen.
KTM rechtfertigt das damit, dass dieses Duo ein Teamgespann formt, das bestens miteinander kann und in der Moto3 schon erfolgreich war. Gute Harmonie ist schön und gut. Aber was will KTM am Ende? Wollen sie nicht oben am Podest stehen? Dafür braucht es alle Kapazitäten, und ich meine, mit Petrucci wäre man an vorderster Front bestens beraten.
Vielleicht aber verabschiedet sich Espargaro noch gebührend von den Innviertlern. Die Chancen stehen gar nicht schlecht. Aprilia und KTM, schon bei den Wintertests superstark, müssen im Gegensatz zur Konkurrenz ihre Motorspezifikation erst bis 29. Juni einreichen. Am 19. Juli beim großen Re-Start in Jerez wissen wir, ob dieser Vorteil etwas einbringt.
Der gebürtige Lambacher Gustl Auinger ist ehemaliger WM-Pilot und heute TV-Experte bei ServusTV