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Formel 1: Mercedes bekennt Farbe

Von Reinhold Pühringer   30.Juni 2020

Mit knapp vier Monaten Verspätung schalten am Sonntag die Ampeln der Formel-1-Saison 2020 endlich auf Grün. Erstmals tun sie das zum Auftakt nicht im australischen Melbourne, sondern im steirischen Spielberg. Pandemiebedingt ist alles anders. Keine Zuschauer, keine Motorhomes, abgespeckte Boxencrews – stattdessen jede Menge Coronatests.

Neu ist auch die Farbe von Branchenprimus Mercedes. Die seit Urzeiten des Rennsports als "Silberpfeile" bekannten Boliden werden in Spielberg und für die weitere Saison in Schwarz erstrahlen. Ein Paradigmenbruch beim britischen Rennstall, an den eine Botschaft geknüpft ist. "Um unser klares Engagement für mehr Vielfalt in unserem Team und unserem Sport zu demonstrieren", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff den Farbenwechsel als Zeichen gegen Diskriminierung. "Die richtigen Überzeugungen und richtige Geisteshaltung sind nicht genug, wenn wir stumm bleiben", so der 48-jährige Wiener weiter. Mercedes will damit Flagge zeigen. Einerseits nach innen, zählen doch nur drei Prozent der Team-Belegschaft zu einer ethnischen Minderheit, und gerade einmal zwölf Prozent sind Frauen. Andererseits nach außen: Eine öffentlich ausgetragene Rassismus-Debatte zwischen Mercedes-Pilot Lewis Hamilton und Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ließ die gesellschaftskritische "Black Lives Matter"-Bewegung den Turbo-Zirkus Formel 1 nicht nur einholen, sondern drängte die existenzielle Corona-Problematik der "Königsklasse" jüngst in den Hintergrund.

Der sechsfache Weltmeister hatte sich an friedlichen Kundgebungen beteiligt und der Formel 1 vorgeworfen, ein "von Weißen dominierter Sport" zu sein. Mercedes und einige Pilotenkollegen solidarisierten sich mit Hamilton, der mit der Gründung einer Kommission mehr Dunkelhäutigen die Tür in die Formel 1 öffnen will.

"Ignorant und ungebildet"

Ecclestone, der die Königsklasse über Jahrzehnte zu einem Milliardengeschäft aufgebaut hat, lobte zwar Hamiltons Engagement, wies Rassismus-Vorwürfe aber zurück. "In vielen Fällen sind Schwarze rassistischer als Weiße", entgegnete der 89-Jährige in einem CNN-Interview. Ecclestone war überrascht, dass Hamilton im Motorsport Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht habe. Darüber hinaus sei er "wirklich unglücklich", sollte Hamilton "es ernst genommen haben".

Aussagen, die der 35-jährige Hamilton als "ignorant und ungebildet" bezeichnete: "Es ergibt für mich nun komplett Sinn, warum nichts gesagt oder getan wurde, um unseren Sport diverser zu machen oder den rassistischen Angriffen zu begegnen, denen ich in meiner ganzen Karriere ausgesetzt war." Rückendeckung bekam Hamilton auch von der aktuellen Formel-1-Führung, die sich von Ecclestone distanzierte.

Ungeachtet dessen beginnt für den Briten mit den zwei Rennen in Spielberg die Jagd auf den siebenten WM-Titel, mit dem er mit Rekord-Champion Michael Schumacher gleichziehen würde. Anstelle der 22 ursprünglich geplanten Saisonrennen konnten bisher erst acht fixiert werden, weshalb Fehler heuer besonders schwer wiegen. Kein guter Zeitpunkt also für Ablenkungen. Auch nicht für einen Weltmeister.

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