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Eine Verkettung unglücklicher Umstände

Von Gustl Auinger   18.Juni 2019

Keine Frage, auch ich habe vergangenen Sonntag feuchte Augen bekommen, als Jorge Lorenzo diese folgenschwere Massenkarambolage beim Grand Prix von Barcelona ausgelöst hat. Aber bei allen Emotionen, die während des Rennens und danach hochgekocht sind. Man muss die Kirche schon im Dorf lassen. Vor allem was den von vielen Seiten doch sehr hart kritisierten Spanier betrifft. Zu Unrecht, wie ich finde. Man muss das Ganze nüchtern analysieren, es war alles in allem ein Rennunfall.

Die "Kegelpartie" ist eine Verkettung höchst unglücklicher Umstände. Erstens ist Lorenzo einer der präzisesten Fahrer, den ich kenne. Er meidet normalerweise gefährliche Manöver und braucht diese auch gar nicht, wenn er in Hochform ist. Er war in der Vergangenheit alles andere als ein Harakiri-Fahrer, der Konkurrenten von der Strecke räumte.

Jetzt weiß ein jeder, dass Lorenzo nach seinem Wechsel von Ducati zu Honda noch nicht eins mit der neuen Maschine ist. Er war vor Barcelona sogar noch in Japan, um mit den Ingenieuren an einigen Details zu feilen, er sucht den Erfolg unbedingt.

Dann läuft es zum Anfang des Rennens gut für ihn. Du musst heutzutage und gerade in dieser Konstellation, wo einfach viel auch von den Reifen abhängt, in den ersten Runden voll dran bleiben. Sonst bist du sofort weg von der Musik.

Dann kommst du in Runde zwei auf diese fatale Kurve zehn zu, die unglaublich verleitend ist, weil sie dir viel Raum zum Überholen vorgaukelt. Lorenzo musste in Bruchteilen von Sekunden eine Entscheidung treffen, und er war einfach um einen Hauch zu spät dran mit dem Bremsen und Einlenken. Ich habe in meiner Kolumne letzte Woche noch davon gesprochen, dass die kleine Achillesferse der Honda das oft einklappende Vorderrad zu sein scheint. Das wurde ihm dann auch zum Verhängnis. Wäre er alleine in der Kurve gewesen und ausgerutscht, hätte man ihn bedauert, aber es wäre nicht viel passiert.

So aber kam es zum Unglück, dass es ausgerechnet einen Andrea Dovizioso erwischt, der heuer unglaublich viel investiert, damit er mit Ducati endlich ganz oben steht. Dazu einen Maverick Vinales, der nach Erfolg geradezu lechzt. Und einen Valentino Rossi, dem Millionen auf der Welt die Daumen drücken und der in Barcelona große Hoffnungen hegte.

Rennsport ist Fahren auf des Messers Schneide, auch so etwas gehört leider zum Spiel dazu. Und Hand aufs Herz. Wer spannende Rennen will, muss auch mit solchen Sachen leben.

Gustl Auinger

Der Lambacher (64) ist früherer Motorradrennfahrer und heute TV-Experte bei ServusTV

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