Comeback-Wunder: EM-Titel nach Halswirbelbrüchen
KTM-Testfahrer Marcel Stauffer wurde nach Martyrium Motocross-Europameister
Trainingsbestzeit, zwei Laufsiege, EM-Titel: Die Wochenend-Bilanz von Motocrosser Marcel Stauffer wäre auch ohne Vorgeschichte eindrucksvoll. Aber dieses Comeback des 23-jährigen Salzburgers grenzt tatsächlich an ein Wunder. Im November des Vorjahres war der KTM-Testfahrer nämlich nach einem Trainingsunfall in Italien ein von Todesängsten gebeutelter Intensiv-Patient. Vor der unglaublichen Rückkehr auf die Motocross-Piste musste Stauffer ein monatelanges Martyrium überstehen.
Am 7. November 2023 stürzte Stauffer in Italien bei einem Sprung so fatal, dass er sich dabei zwei Hals- (C1, C2) und einen Brustwirbel (T5) brach, auch die Lunge war verletzt. Wenige Tage nach dem Sturz wurde Stauffer an die Universitätsklinik für Neurochirurgie nach Salzburg verlegt. Laut Lehrbuch hätte er operativ versorgt werden müssen. Das hätte bedeutet, dass die obere Halswirbelsäule versteift worden wäre – damit wäre die Karriere des siebenfachen Staatsmeisters, der in der WM (MX2-Klasse) Fuß fassen wollte, definitiv zu Ende gewesen.
Schrauben im Kopf
Anstelle der Operation wurde der Kopf des Salzburgers mit einem Halofixateur fixiert, bis die gebrochenen Wirbel geheilt war. Das Gestell wurde mit Schrauben an Stauffers Kopf befestigt. Zwölf Wochen lang musste Stauffer den Halofixateur, den er "mein persönliches Gefängnis" nannte, tragen. Nach der "Befreiung" dachte er wieder ans Motocrossfahren. 178 Tage nach dem fatalen Unfall saß er wieder auf dem Motorrad - und zwar in Italien, genau auf der Strecke, wo der Crash passiert ist.
Der EM-Titel (EMX 2-Takt) am Wochenende im tschechischen Loket war jetzt die Krönung des Comeback-Wunders. Stauffer denkt aber schon wieder weiter - an die MX2-WM. "Ich freue mich sehr, wieder zurück im Fahrerlager zu sein und kann es kaum erwarten, bei MXGP-Veranstaltungen teilzunehmen," sagte der Salzburger am Sonntag beim Siegesinterview.
Gratulation.
Das nennt man Kampfgeist!