Bottas sitzt auf dem Schleudersitz

Der Hungaroring in Mogyorod unweit der Hauptstadt Budapest soll am Wochenende für Mercedes eine Art "Reha-Zentrum" werden. Nach der desaströsen Heim-Vorstellung vor einer Woche in Hockenheim will der Formel-1-Dominator im letzten Rennen vor der Sommerpause wieder die Siegerstraße finden und sich für die erlittene Schmach rehabilitieren. Hinter den Kulissen kommt – wie immer zu dieser Zeit – die Gerüchteküche auf Betriebstemperatur. Befeuert wird sie von Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der diese Woche laut über eine Personalfrage nachgedacht hat.

Die Entscheidung, ob Valtteri Bottas weiter der Teamkollege von Lewis Hamilton sein wird, sollte in den nächsten zwei Wochen fallen. Das bestätigte Wolff in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt". Der Finne, der zuletzt im Duell gegen Hamilton nicht gut aussah, sitzt offenbar auf einem Schleudersitz, denn mit Esteban Ocon gibt es eine interessante Alternative. Der 22-jährige Franzose ist zudem ein Schützling von Wolff und aktuell der Ersatzfahrer im Mercedes-Team. Der 47-jährige Wiener wollte Ocon nach dessen Engagement bei Force India (später Racing Point) im Vorjahr zu Renault lotsen, der Deal platzte allerdings in letzter Sekunde, weil Daniel Ricciardo überraschend von Red Bull zu den Franzosen wechselte. Jetzt sitzt der talentierte Ocon im Wartesaal und hofft, dass Mercedes "der Nächste bitte" ruft und ihn meint.

Hamilton selbst scheint es egal zu sein, wer künftig die (Neben-) Rolle des Teamkollegen spielen wird. Der 34-jährige Engländer, der am Sonntag zum siebenten Mal in Ungarn gewinnen könnte, hätte sogar nichts dagegen, wenn Max Verstappen zu Mercedes wechseln würde. "In gewisser Weise wäre es gut für mich", meinte der fünfmalige Formel-1-Weltmeister. Experten wie der ehemalige Hamilton-Teamkollege Nico Rosberg meinen, dass der 21-Jährige schneller als der Engländer sei, wenn beide im selben Team fahren würden. Hamilton: "Wenn er kommt, könnte ich zeigen, dass das nicht der Fall ist."

Kein fliegender Wechsel

Ein Wechsel von Verstappen ist allerdings nur ein Phantasie-Gebilde. Der Niederländer hat noch bis 2020 einen Vertrag bei Red Bull. Eine Ausstiegsklausel soll nur dann schlagend werden, sollte er nicht unter den Top-3 der WM liegen, wenn die Formel 1 in die Sommerpause abbiegt. Derzeit liegt Verstappen 21 Punkte vor Sebastian Vettel auf Platz drei. Der Deutsche Ferrari-Star müsste also am Sonntag gewinnen, der Niederländer dürfte gleichzeitig nicht unter die Top acht kommen – nur so wäre Verstappen frei für einen fliegenden Wechsel. (chz)

GP von Ungarn, Trainingsergebnisse

1. Session: 1. Lewis Hamilton (Gb) Mercedes 1:17,233 Min.; 2. Max Verstappen (Ned) Red Bull +0,165 Sek.; 3. Sebastian Vettell (D) Ferrari +0,166; 4. Pierre Gasly (Fra) Red Bull +0,449; 5. Kevin Magnussen (Den) Haas +0,709; 6. Charles Leclerc (Mon) Ferrari +0,955; 7. Nico Hülkenberg (D) Renault +1,184; 8. Lando Norris (Gb) McLaren +1,298; 9. Carlos Sainz Jr. (Spa) McLaren +1,469; 10. Kimi Räikkönen (Fin) Alfa Romeo +1,554; 11. Daniel Ricciardo (Renault) +1,661; 12. Romain Grosjean (Fra) Haas + 1,740; 13. Daniil Kwjat (Rus) Toro Rosso +1,749. Ohne Zeit: Valtteri Bottas (Fin) Mercedes.

2. Session: 1. Gasly 1:17,854 Min.; 2. Verstappen +0,055 Sek.; 3. Hamilton 0,141; 4. Bottas 0,330, 5. Ricciardo 0,743; 6. Räikkönen 0,828; 7. Leclerc 0,998; 8. Hülkenberg 1,038; 9. Antonio Giovinazzi (Ita) Alfa Romeo 1,055; 10. Kwjat 1,103; 13. Vettel 1,400.

Heute: 15 Uhr, Qualifying
Sonntag: 15.10 Uhr: Grand Prix von Ungarn (jeweils live in ORF 1)