Bei der Motorrad-Party in Spielberg geben nicht nur die Piloten mächtig Gas
200.000 feiern bis Sonntag die Zweirad-Helden, Dauerbrenner Rossi ist Held der Massen
"Und dann die Hände zum Himmel, kommt lasst uns fröhlich sein …" Schon früh am Nachmittag herrschte gestern auf einem der zahllosen Campingplätze nahe dem Red-Bull-Ring ausgelassene Stimmung, ein selbst ernannter DJ mit mitgebrachten, mannshohen Musikboxen tat das Seinige dazu. Über Musikgeschmack lässt sich streiten, doch eines ist fix: Wenn an diesem Wochenende die weltbesten Motorrad-Piloten beim WM-Lauf in Spielberg ihre Maschinen um die Kurven prügeln, dann wird auch neben der Rennstrecke gehörig Gas gegeben. 200.000 Zuschauer feiern eine große Party.
Und einer ist der unbestrittene Liebling der Massen. Überall wo man auch hinschaut: Grellgelbe Kappen, Fahnen und T-Shirts mit der berühmten Startnummer 46 sind seit Jahren ganz groß in Mode. Der 40-jährige Dauerbrenner Valentino Rossi, so scheint es, steht in der MotoGP längst unter Denkmalschutz. Wegen dem Mann aus Urbino in Italien ist auch der achtjährige Julian Herndler aus Freistadt mit seinen Eltern angereist. "Ein Selfie mit ihm wäre der Wahnsinn", sagt er. Aber auch schon die Nähe zu ihm lässt das Herz des jungen Motorsport-Fans höher schlagen. Brav steht er beim Yamaha-Motorhome wie unzählige andere Schlange.
Von Amtsmüdigkeit ist auch beim neunfachen Weltmeister Rossi nichts zu bemerken, für 2020 ist die Tinte unter dem Vertrag bereits getrocknet. Des Geldes wegen fährt der millionenschwere Rossi, der als Jahresgehalt zehn Millionen Dollar beziehen soll, mit Werbeeinnahmen aber ein Vielfaches davon macht, schon längst nicht mehr. Die Hatz auf der Rennstrecke bereitet ihm nach wie vor einen Adrenalin-Kick. Vor allem auch in Spielberg, das er im Gegensatz zu seinen oft 15 Jahre jüngeren Kollegen besser kennt. Rossi fuhr hier bereits 1996 und 1997 vor der 19-jährigen Auszeit des Österreich-GP in der damaligen 125ccm-Klasse mit. "Ich komme immer gerne her, die Stimmung ist eine Wucht", sagt "Vale".
Eigene Tribüne für "Vale"
Kein Wunder, wenn eine eigene Tribüne "Fanclub Valentino Rossi" dafür mitverantwortlich ist und sich die vielfach italienischen Fans um Plätze auf dieser streiten. Im Zeltlager geht es da oft friedlicher zu, auch wenn sich die Fahrer selbst weniger riechen können. Anhänger von Marc Márquez feiern hier mit Rossi-Jüngern Party.
Auch die Farbe Orange ist gern gesehen. Der heimische Motorrad-Hersteller KTM will den Heimvorteil am Wochenende in zufriedenstellende Resultate ummünzen. Falls nicht, tut das der Stimmung auch keinen Abbruch. Die Fans werden trotzdem feiern. "Und dann die Hände zum Himmel ..."
Aufregung um den Vorjahressieger
Bei den Trainings schossen sich die Motorrad-Piloten gestern erstmals auf den Red-Bull-Ring ein. Einer der dieses Wochenende verletzungsbedingt gar nicht in Spielberg weilt, war vor dem Großen Preis von Österreich am Sonntag aber das größte Gesprächsthema im Fahrerlager.
Jorge Lorenzo war im Vorjahr auf der Ducati als MotoGP-Sieger in der Steiermark noch der große Gewinner. Nach seinem Wechsel zum Honda-Werksteam lief heuer gar nicht mehr viel zusammen. Mit der RC213V kam er bislang kaum zurecht. Bei einem Trainingsunfall im Jänner brach er sich das Handgelenk. Beim WM-Start in Doha zog sich Lorenzo einen Rippenbruch zu. In Barcelona räumte er bei einem Sturz drei Konkurrenten ab, ehe er sich Ende Juni bei einem Crash in Assen zwei Brustwirbel brach.
Nun machte das Gerücht die Runde, der dreifache MotoGP-Weltmeister würde bei den Japanern das Handtuch werfen und wieder zu „den Roten“ überwechseln. Doch viele Kenner der Szene verweisen das ins Reich der Spekulationen. Und auch Honda-Teamkollege Marc Márquez stichelt in Spielberg: „Ich weiß nur, dass Jorge noch für ein Jahr einen Vertrag mit Honda hat. Aber Jorge ist Jorge – und er sagt, er ist kein großartiger Fahrer, sondern ein Champion. Und das sollte er mit der Honda beweisen, die ein absolutes Weltmeister-Bike ist.“
Márquez kommt in Fahrt
Ambitionen hat auch Márquez in der Steiermark. Nach drei Ducati-Siegen in Folge will der in der WM überlegen führende Spanier endlich auch am Red-Bull-Ring zuschlagen. Der 26-Jährige unterstrich das gestern mit der Tagesbestzeit im Training (1:23,916 Min.). Ducati-Rivale Andrea Dovizioso, tonangebend in der ersten Einheit, stürzte in Session zwei. Valentino Rossi stellte da die Yamaha in den Kies. Noch katastrophaler lief es in der neuen MotoE. Das Bike von Sachsenring-Gewinner Niki Tuuli brannte ab.
Zeitplan und Ergebnisse
Programm:
Samstag
8.30 Uhr: 3. Training MotoE
9 Uhr: 3. Training Moto3
9.55 Uhr: 3. Training MotoGP 10.55 Uhr: 3. Training Moto2 12.35/13 Uhr: 1. und 2. Qualifying Moto3
13.30 Uhr: 4. Training MotoGP 14.10/14.35 Uhr: 1. und 2. Qualifying MotoGP
15.05/15.30 Uhr: 1. und 2. Qualifying Moto2
16.40 Uhr: MotoE E-Pole
17.15 Uhr: Red Bull Rookies Cup 1. Rennen (17 Runden)
Sonntag
10 Uhr: Rennen
MotoE (8 Runden)
11 Uhr: Moto3 (23)
12.20 Uhr: Moto2 (25)
14 Uhr: MotoGP (28)
15.30 Uhr: Rookies Cup (17)
Trainingsergebnisse:
MotoGP, 1. Einheit: 1. Andrea Dovizioso (It/Ducati) 1:24,033 Min., 2. Marc Márquez (Sp/Honda) +0,185 Sek., 3. Maverick Viñales (Sp/Yamaha) +0,247; weiters: 8. Johann Zarco (Fra/KTM) +0,637; 2. Einheit: 1. Márquez 1:23,916, 2. Viñales (Sp/Yamaha) +0,066, 3. Takaaki Nakagami (Jpn/Honda) +0,155; 10. Pol Espargaró (Sp/KTM) +0,502
Moto3: 1. Einheit: 27. Maximilian Kofler (Ö/KTM) 1:38,409; 2. Einheit: 25. Kofler 1:37,995
Rennen im TV: ServusTV überträgt an beiden Tagen live.
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Hoffentlich verwechseln diese zahlreichen Fans die Rennstrecke nicht mit der Straße. Es sind ohnhin schon zu viele Raser auf den Straßen unterwegs. Die heurige Unfallstatistik belegt das eindeutig.
Die heurige Unfallstatistik besagt, das bei 2/3 der tödlichen Motorradunfälle idie Motorradfahrer von Autos übersehen und abgeschossen wurden. Leider.
Heuer ist es wirklich extrem.
Daher bitte nicht alle als Raser verurteilen.