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Tokio 2020 läuft die Zeit davon

Von OÖN   24.März 2020

Noch vier Wochen will sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) Zeit nehmen, um eine Entscheidung über die Olympia 2020 in Tokio (24. Juli bis 9. August) zu treffen. Dieses Spiel auf Zeit machen immer mehr Akteure aus der Sportwelt nicht mit. Kanada hat sich bereits entschieden, im Sommer keine Aktiven nach Japan zu schicken, auch in Australien, England, Portugal oder der Schweiz denkt man in diese Richtung. Österreichs Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler hat gestern in einer hübschen diplomatischen Verpackung das Zögern des IOC angesprochen.

"Als Sportminister begrüße ich den mutigen Schritt Kanadas und plädiere im Sinne der Gesundheit aller Teilnehmer und Zuschauer für eine Verschiebung der Olympischen Spiele 2020", teilte Vizekanzler Kogler in einem Statement mit. Er sei zuversichtlich, dass sich "das IOC der Problemlage mit großem Verantwortungsbewusstsein nähern und die Gesundheit aller Beteiligten in den Fokus seines Handelns stellen wird".

Die zahlreichen Appelle, die Sommerspiele zu verschieben, hat man auch in Tokio gehört. OK-Präsident Yoshiro Mori sagte am Montag, dass man die Verschiebung als realistische Option betrachten müsse. "Ich bin nicht so dumm, darauf zu bestehen, dass die Olympischen Spiele wie ursprünglich geplant verlaufen." IOC-Präsident Thomas Bach hat in einer Aussendung bei den Athleten um Verständnis gebeten. Aufgrund der derzeitigen Informationsgrundlage sei eine endgültige Entscheidung "jetzt noch verfrüht". Eine deutlichere Sprache spricht der ehemalige IOC-Vizepräsident Richard Pound. Für ihn ist eine Verschiebung der Spiele in Tokio wegen der Corona-Krise bereits beschlossene Sache. "Soweit ich weiß, werden die Spiele nicht am 24. Juli beginnen", sagte der 77-jährige Kanadier.

"Selbstdisziplin und Rücksichtnahme"

"Selbstdisziplin und Rücksichtnahme"

Karl Stoss, der Präsident des Österreichischen Olympischen Comites, steht voll hinter der Strategie des IOC, das momentan auf Zeit spielt und die Sommerspiele in Tokio (noch) nicht verschieben möchte. Es sei derzeit sicher nicht vorrangig, ob Sportveranstaltungen abgehalten werden können oder nicht. Stoss: „Aktuell steht für die ganze Welt im Vordergrund, die Eindämmung der Ausbreitung und die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung nicht in Gefahr zu bringen. Es geht um Selbstdisziplin und Rücksichtnahme.“

Dass das IOC jetzt angekündigt hat, vier Wochen mit einer Entscheidung abzuwarten, ist für den ehemaligen Casinos-Austria-Generaldirektor nachvollziehbar. Es handle sich um eine sehr komplexe Situation mit sehr vielen Beteiligten. „11.300 Athleten aus 206 Nationen, 10.000 Coaches, 15.000 Medienvertreter, 110.000 Volunteers, mehrere Millionen Fans. Zigtausende Flüge und Millionen von Hotelzimmern sind für Tokio in diesem Sommer gebucht, die Wohnungen im Olympischen Dorf sind allesamt an Nachnutzer verkauft – es macht durchaus Sinn, alle erdenklichen Szenarien durchzuspielen, anstatt die Sommersaison vorschnell abzublasen. Damit ist niemandem geholfen“, sagt Stoss.

Das Geld sei laut dem 63-Jährigen nicht die wichtigste Entscheidungsgrundlage des IOC, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Stoss: „Das IOC hat zuletzt mehrmals betont, dass es finanziell abgesichert ist. Der finanzielle Aspekt ist für die Entscheidungsfindung nicht relevant.“

 

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29. März 2024