Zwei Dauerbrenner ohne Ablaufdatum wollen in Wimbledon Rekorde brechen
LONDON. Venus Williams kann heute ihren sechsten, Roger Federer Sonntag seinen achten Titel holen.
Sie sind die zwei Dauerbrenner im Tennis-Zirkus und jagen in Wimbledon nun ihren nächsten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier. Venus Williams und Roger Federer könnten am Wochenende Geschichte schreiben.
Der Damen-Sieg in London soll dabei in der Familie bleiben: Williams will im Endspiel heute (15 Uhr/live Sky) ihrer zuletzt 2015 und 2016 erfolgreichen Schwester Serena nachfolgen, die wegen Schwangerschaft fehlt. Die 37-Jährige greift im Generationen-Duell mit der 14 Jahre jüngeren Spanierin Garbine Muguruza nach ihrem sechsten Erfolg an der "Church Road". Deren sieben hat bereits Roger Federer am Konto, Sonntag soll gegen Marin Cilic ((15 Uhr/live Sky) nun der achte Triumph her.
Vor 20 Jahren hatte Venus Williams in Wimbledon debütiert, drei Jahre später holte sie auf dem "heiligen Rasen" den ersten von bisher sieben Erfolgen in den vier wichtigsten Turnieren. Nun steht sie erstmals seit 2009 wieder im Endspiel. "Ich klopfe an die Tür zum Titel. Es ist ein Match, das ich gern gewinnen würde. Ich möchte noch einen Schritt weitergehen", sagte die Weltranglisten-Elfte.
Sie werde sich vor dem Endspiel noch ein paar Tipps bei Serena holen, kündigte Venus Williams an. Schließlich hatte ihre bei sieben Triumphen in Wimbledon haltende Schwester vor zwei Jahren dort im Endspiel Muguruza besiegt. Gelingt ein weiterer Coup nach 2008, würde Venus ihre Schwester als älteste Grand-Slam-Siegerin ablösen. Seit 2000 hieß die Siegerin in Wimbledon übrigens nur fünf Mal nicht Williams.
Muguruza, die sich von Position 15 ebenfalls unter die Top-Ten der Weltrangliste verbessern wird, peilt ihren zweiten Major-Titel nach den French Open 2016 an. "In den vergangenen Jahren liest man oft den Namen Williams in der Siegerliste. Ich bemühe mich, dass ein spanischer Name dort oben steht", sagte die in Caracas geborene Tochter einer Venezolanerin und eines Basken.
Martinez als Betreuerin
Als sie sechs Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Spanien, wo das Talent seine Ausbildung in der Akademie von Sergi Bruguera erhielt. Heute könnte die in Genf lebende Muguruza als erste Spanierin seit Conchita Martinez vor 23 Jahren bei den All England Championships triumphieren.
Sie wird beim Turnier zudem erfolgreich von ihrer Landsfrau Martinez gecoacht, die weiß, wie man in Wimbledon einen Turniersieg holt. "Sie hilft mir sehr, mit dem ganzen Stress umzugehen", sagte Muguruza vor ihrem dritten Grand-Slam-Finale.
Williams’ Leistung auf dem "Heiligen Rasen" bei ihrer 20. Wimbledon-Teilnahme ist für viele dagegenerstaunlich. Vor einigen Wochen noch war sie in Florida in einen Autounfall verwickelt, bei dem ein Mann starb. Bei einer Pressekonferenz in Wimbledon war sie angesprochen auf das Thema in Tränen ausgebrochen. Seitdem sind nur noch Fragen zum sportlichen Geschehen zugelassen. Und die will Venus Williams heute am liebsten als Siegerin des Damen-Bewerbs beantworten.
Federer wieder im Endspiel
Federer hat seinen unwiderstehlichen Lauf in Richtung achten Wimbledon-Titel am Freitag fortgesetzt. Der 35-jährige Schweizer, der zu Jahresbeginn sensationell mit dem Australian-Open-Titel aus einer rund sechsmonatigen Pause zurückgekehrt war, jagt am Sonntag nach seinem 19. Major-Titel. Seine letzte Hürde ist nun der erstmalige Wimbledon-Finalist Marin Cilic aus Kroatien.
Federer besiegte gestern Abend im Halbfinale Thiem-Bezwinger Tomas Berdych (Tch/11) mit 7:6 (4), 7:6 (4), 6:4 mit einer neuerlich sehr starken Leistung und qualifizierte sich ohne Satzverlust für sein elftes Endspiel an der Church Road. Insgesamt ist es gar schon sein 29. Finale bei einem der vier Grand-Slam-Turniere.
"Ich fühle mich sehr privilegiert, hier wieder in einem Finale zu stehen", sagt der Schweizer Tennis-Maestro. Trotz einer 6:1-Siegesbilanz ist Federer vor Cilic gewarnt. Der als Nummer sieben gesetzte Kroate rang Sam Querrey gestern nach 2:56 Stunden mit 6:7 (6), 6:4, 7:6 (3) und 7:5 nieder.