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Stopp-Ball für China: Die WTA macht jetzt Ernst

Von OÖN, 03. Dezember 2021, 00:05 Uhr
Peng hatte einer politischen Größe sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Bild: APA/AFP/SAEED KHAN

PEKING/LOS ANGELES. Vorreiterrolle: Aus Sorge um Peng Shuai werden die Damen-Turniere gestrichen.

"Ich sehe nicht ein, wie ich unsere Athletinnen ruhigen Gewissens bitten kann, dort anzutreten, wenn Peng Shuai nicht frei kommunizieren darf und anscheinend unter Druck gesetzt wurde", begründete WTA-Chef Steve Simon die Entscheidung, dass der internationale Damen-Tenniszirkus seine Turniere aus China und Hongkong abzieht. Der US-Amerikaner fordert von Chinas Behörden, dass die vormalige Weltranglistenführende im Doppel ungezwungen aussagen darf und ihre Vorwürfe entsprechend untersucht werden.

Die 35-Jährige hatte Anfang November in sozialen Netzwerken Chinas Ex-Vizepremier Zhang Gaoli sexuelle Nötigung vorgeworfen. Ihr Eintrag wurde wenig später gelöscht, und von Peng fehlte mehrere Wochen jedwede Spur. Sportler, Politiker und Menschenrechtsorganisationen sorgen sich seither um ihr Wohlergehen.

Kannten sich schon davor: IOC-Präsident Bach (li.) mit dem von Peng beschuldigten Zhang. Bild: Twitter

Für die WTA geht es um viel Geld

Zehn chinesische Turniere sowie eines in Hongkong waren für den diesjährigen Tour-Kalender vorgesehen, welche allerdings allesamt der Pandemie zum Opfer gefallen waren. Damit ist die Volksrepublik einer der wichtigsten Geldgeber der WTA, die Gefahr läuft, Hunderte Millionen Euro an Übertragungsrechten und Sponsoreneinnahmen zu verlieren. Umso bemerkenswerter ist der Schritt der Tennis-Dachorganisation.

Der Rückzug aus China gelte vorerst für das kommende Jahr, sagte Simon, der im gleichen Atemzug allerdings einräumte, dass er gewillt sei, dies, falls notwendig, über 2022 hinaus auszudehnen: "Wir sind darauf vorbereitet."

Als erster großer Player im Weltsport stellte sich die WTA damit gegen China und erntete dafür von vielen Seiten Anerkennung. Das wiederum erhöht den Druck auf andere Verbände sowie Ausrichter, allen voran auf die Männer-Tennistour ATP und das IOC.

WTA-Chef Steve Simon Bild: APA/AFP/ROSLAN RAHMAN

Bachs zweiter Anruf bei Peng

Rund 60 Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking werden die Rufe nach IOC-Sanktionen gegenüber China lauter. Etwa eine Suspendierung von Chinas Olympischem Komitee wird gefordert, um so eine Ausreise der Tennisspielerin zu erzwingen. Stattdessen begnügte sich IOC-Präsident Thomas Bach vergangene Woche damit, nach einem Videocall mit Peng der Welt von ihrer Unversehrtheit zu berichten. So lasse sich Bach von Chinas Propaganda instrumentalisieren, lautete der Vorwurf an den Deutschen. Wenig hilfreich war, als Fotos von ihm händeschüttelnd mit dem beschuldigten Zhang auftauchten. Letzterer hatte bei der Bewerbung Pekings eine führende Rolle gespielt. Nichtsdestoweniger tätigte Bach nach dem WTA-Rückzug am Mittwoch einen weiteren Anruf bei Peng, gefolgt von einem neuerlichen Beschwichtigungsversuch.

Klar ist, dass für das IOC bei den Winterspielen Übertragungsrechte und Sponsoreneinnahmen im Wert von Milliarden Euro auf dem Spiel stehen. Rückendeckung bei seiner "diplomatischen" Gangart bekam Bach vom Chef des Leichtathletik-Weltverbands Sebastian Coe. Dabei ist anzumerken, dass deren Premium-Eventserie, die Diamond League, seit 2020 von der Wanda Group gesponsert wird, einem chinesischen Großkonzern.

Wo und wie der Sport dem Lockruf des Geldes folgt

Als "Soft Power" wird die Beeinflussung politischer Akteure bezeichnet, ohne wirtschaftliche Anreize oder militärische Bedrohung einzusetzen. Als geeigneter Hebel hierfür gilt seit jeher Spitzensport. In den vergangenen Jahrzehnten hat das unter anderem Katar für sich entdeckt. Obwohl nur etwa so groß wie Oberösterreich, trägt das Emirat in einem Jahr die Fußball-WM aus. Mit Leichtathletik, Handball, Schwimmen, Formel 1, MotoGP, Golf oder Tennis ist es Gastgeber vieler medialer Kernsportarten. Dementsprechend werden die katarischen Öl- und Gas-Milliarden auch in den europäischen Spitzenfußball gepumpt. Katar Sports Investments ist Eigentümer von Paris St.-Germain, dem derzeit wohl potentesten Fußballklub. Dass in Katar die Hilfsarbeiter unter Ausklammerung der Menschenrechte – oft bis zum Tod – ausgebeutet werden, darüber wollen die Sportbosse nur ungern diskutieren.

So auch beim FC Bayern, dem Sponsor Katar Airways jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag einbringt. Als eine Fraktion der eigenen Fans über eine Beendigung des Deals abstimmen wollte, mündete die Jahreshauptversammlung der Münchner vergangene Woche in Schreiduellen. Die Klub-Bosse wehren sich, mit einer Zusammenarbeit könnten sie die Lage in Katar positiv beeinflussen. Machtpolitisch in einer anderen Liga spielen China und Russland. Während chinesische Konzerne als Geldgeber diverser Weltverbände, darunter die FIFA, nicht mehr wegzudenken sind, verfügen viele europäische Verbände über russische Funktionäre mit staatsnahen Sponsoren im Rücken.

Dass das IOC nicht in die Hand beißt, die es füttert, ist bekannt. Ähnliches ist allerdings auch von seinem europäischen Ableger zu sagen: So fanden die Europaspiele bisher mit Aserbaidschan und Belarus in zwei Ländern statt, die mit europäischen Grundwerten schwer vereinbar sind.

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