Schwarz-weiße Glanzlichter

Für viele oberösterreichische Sportfreundinnen und -freunde war Weihnachten schon lange vor dem Heiligen Abend. Statt "Oh du fröhliche" sang ein stetig größer werdender Fan-Chor des LASK "So ein Tag, so wunderschön wie heute", als die Schwarz-Weißen mitreißend durch die Gruppenphase der Europa League dribbelten und diese als Gruppensieger abschlossen.

Die Anhänger des nach langer Durststrecke wiedererstarkten Traditionsklubs glauben weniger an das Christkind, sondern vielmehr an einen Weihnachtsmann in Form von Trainer Valérien Ismaël. Unter der Regie des Nachfolgers von Oliver Glasner, der im Sommer in die deutsche Bundesliga wechselte (auch dieser berufliche Aufstieg hat das Format eines Weihnachtswunders), konnte der LASK einen Traumlauf hinlegen, der ihn erstmals in der Klubgeschichte in die Champions League (Play-off) führte. In der Bundesliga überwintern die Schwarz-Weißen hinter Serienmeister Red Bull Salzburg, der heuer ebenfalls auf eine fußballerische Festspielzeit zurückschauen kann, auf Platz zwei. Wenn wir schon beim Blick über die Landesgrenze hinaus sind: Österreichs Herren-Nationalteam hat sich zwar ein Ticket für die EM-Endrunde 2020 holen können, die durchwachsene Qualifikation war allerdings eher das Pflicht- als das Kürprogramm. Das Leistungsvermögen des ÖFB-Teams hinkt der Kaderqualität noch nach.

Beim Thiem-Work auf dem Tennisplatz stimmte die Balance zwischen Leistung und Qualität. Dominic Thiem konnte in diesem Jahr in der Regel das abrufen, was seinem Weltklasse-Niveau entspricht – über den Ausrutscher in Wimbledon ist längst Gras gewachsen. Warum der 26-jährige Niederösterreicher heuer nicht Sportler des Jahres geworden ist? Weil Österreich "schneeblind" ist. Das behauptet zumindest Vorarlbergs Sport-Philosoph Toni Innauer, der damit wieder den Telemark auf einen kritischen Punkt setzt. Das Phänomen Marcel Hirscher wird allerdings Thiem zukünftig nicht mehr bei dieser Kür im Weg stehen. Der 30-jährige Salzburger hat sich nach seinem achten Weltcup-Gesamtsieg im Sommer von der Bühne des Leistungssports verabschiedet.

Zurück nach Oberösterreich, wo die Schneeblindheit weniger ausgeprägt ist. Bei der Sportlerwahl der Oberösterreichischen Nachrichten haben heuer mit Verena Preiner und Lukas Weißhaidinger zwei mit WM-Bronze dekorierte Mitglieder der Leichtathletik-Familie gewonnen. Gut, dass auch die Kraftprobe der olympischen Kernsportart mit der Mannschaft des Jahres, dem LASK, ein versöhnliches Ende fand. Mit dem Umbau des Linzer Stadion in eine LASK-Arena drohte den Leichtathleten ja die Vertreibung aus ihrem Paradies auf der Gugl. Die Politik konnte mit einem neuen Infrastruktur-Paket jetzt eine Win-win-Lösung konstruieren. Der umtriebige Herr Sportlandesrat hat heuer übrigens einen gefühlten Pressekonferenz-Weltrekord fixiert. Frei nach Valérien Ismaël: Da haut’s da den Scheitel auf die Seit’n. Oder was auch immer.