Ruderer im neuen Fahrwasser
Bei der Coastal-WM in Hongkong sucht Österreichs Verband olympische Perspektiven.
Funktionäre großer Ruder-Nationen rümpfen schnell einmal die Nase, wenn sie auf das "Coastal Rowing" angesprochen werden. Für Österreichs Ruder-Präsident Horst Nussbaumer ist diese neue Regattaform eine attraktive Alternative zum traditionellen Wettkampfformat. Seiner Initiative ist es auch zu verdanken, dass Österreich bei der Coastal-WM, die am Freitag in Hongkong beginnt, mit einem Boot dabei sein wird. Lukas Kreitmeier (Pirat Wien) und Michael Saller (Möwe Salzburg) sollen im neuen Fahrwasser Erfahrungen sammeln und gleichzeitig olympische Perspektiven ausloten.
"Dass die Leichtgewichtsklassen aus dem olympischen Programm gekippt werden, ist beschlossene Sache. So, wie es ausschaut, dürfte dafür vielleicht schon 2024 bei den Spielen in Paris das Coastal Rowing aufgenommen werden", sagt Nussbaumer, der international bestens vernetzt ist und sich deshalb dafür stark macht, dass Österreichs Rudersport zeitgerecht auf den Coastal-Trend reagiert. Sein Hintergedanke: In neuen olympischen Sportarten ist es leichter, die Qualifikation und gute Platzierungen zu schaffen – wenn das Timing stimmt. Nussbaumer: "Wir dürfen diese Chance nicht verschlafen."
Viel Action als Bonus
Im Gegensatz zum traditionellen Rudern auf der Regattabahn spielt sich der Coastal-Sport publikumswirksam in Ufernähe auf einem Rundkurs ab. Die Boote sind so konstruiert, dass sie auch bei Wind und Wellen zu beherrschen sind. Neben Kraft und Technik entscheidet vor allem die richtige Strategie über Sieg und Niederlage. "Vor allem bei den Bojen geht es oft wild zu, da muss man sich behaupten", sagt Nussbaumer, der gemeinsam mit Raphael Hartl vor drei Jahren bei der Coastal-WM in Monaco dabei gewesen ist und im B-Finale immerhin unter 18 Startern Platz sieben eroberte.
Inzwischen hat sich das "Küsten-Rudern" dynamisch weiterentwickelt. Bei der WM in Hongkong werden 500 Aktive aus 28 Nationen am Start sein. Kreitmeier und Saller kämpfen im Doppelzweier gegen 40 Boote. Gemeinsam mit Trainer Wolfgang Sigl hat man sich auf dem Traunsee auf den Schlagabtausch im Victoria Harbour von Hongkong vorbereitet. "Unser Ziel ist schon, ins Finale zu kommen, und dort zu schauen, was dann möglich ist", sagt der vierfache Ex-Weltmeister aus Ottensheim.