Diesmal wollen viele ein Leiberl haben
SANKT GEORGEN. Im Rahmen des Radklassikers "Race Around Austria" gibt es erstmals ein Meister-Trikot
Was mit einer wagemutigen Solofahrt des Linzers Manfred Guthardt 1988 begann, ist mittlerweile zum groß organisierten Event geworden. Das Radrennen "Race Around Austria", bei dem seit gestern Abend in Sankt Georgen im Attergau nach und nach die Teilnehmer wieder einmal auf die Reise geschickt werden, zieht viele in seinen Bann.
2200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter müssen die Härtesten unter der Sonne alleine oder als Team bis spätestens Sonntag Abend bewältigt haben, empfangen werden sie alle feierlich wieder in der Gemeinde nahe dem Attersee. Wer aber das erstmalig vergebene Staatsmeister-Trikot über die Ultradistanz gewinnen will, findet mit 560 Kilometern rund um Oberösterreich das Auslangen.
"Eine g’mahde Wiesn ist das für ihn nicht", sagt OK-Chef Michael Nussbaumer. Er meint damit Christoph Strasser, immerhin fünfmaliger Gewinner des "Race Across America." Der Steirer ist großer Favorit, wenn es ab morgen Nachmittag um den begehrten Titel geht. Doch auch Strasser warnt: "Ein kleiner Verfahrer und du kannst den Titel abhaken." So routiniert wie der 35-Jährige ist aber keiner. Strasser hat seine Leidensfähigkeit in dieser Art des Wettbewerbs schon oft bewiesen. Menschliche Bedürfnisse rücken da in den Hintergrund. Sei es, was den Schlaf betrifft. Oder wie er von seinem 24-Stunden-Weltrekord auf der Bahn zu berichten weiß: "Da bin ich erst nach 22 Stunden das erste Mal aufs Klo gegangen."
Eine Spätzünderin hat hohe Ziele
„Ich betreibe Radsport aus Leidenschaft“, sagt Barbara Mayer, für die das „Race Around Austria“ dabei alljährlich das emotionale Highlight ist. Die 36-jährige Linzerin, Favoritin auf den Meistertitel bei den Damen, befolgt keinen strikten Trainingsplan. Der Alltag der Krankenschwester wird von zwei Kindern und der Familie bestimmt. „Gefahren wird vorrangig auf dem Mountainbike und sehr oft ziehe ich meine kleine Tochter Annika im Rad-Anhänger mit, die derweil ihren Mittagsschlaf macht. Kein schlechtes Training“, sagt Mayer.
Dafür ist sie der beste Beweis. Mayer holte heuer bei den Rad-Staatsmeisterschaften sensationell Silber auf der Straße und im Zeitfahren. Als Belohnung darf sie bei der Heim-WM im September in Tirol starten. „Das ist für mich eine riesengroße Ehre, Belohnung und Ansporn zugleich.“
Schon früher war Mayer erfolgreich in den verschiedenen Rad-Disziplinen unterwegs, doch heuer gelang ihr mit 36 Jahren der absolute Durchbruch. Zum Drüberstreuen gewann sie vor wenigen Wochen bei der Salzkammergut Mountainbike Trophy in neuem Streckenrekord.
Und dachte sie vor wenigen Monaten noch ans Karriereende, hat die vielseitige Fahrerin des SK Vöest Linz nun Lunte gerochen. „Grundsätzlich halte ich auch die Olympischen Spiele 2020 in Tokio nicht mehr für ausgeschlossen“, sagt Mayer. Vorausgesetzt, Sponsoren finden sich noch. Und die Familie spielt mit.
