Operation Aderlass: Doping-Arzt Mark S. legte Geständnis ab
MÜNCHEN. Der Mediziner Mark S. hat als Hauptangeklagter im Blutdoping-Prozess ein umfassendes Geständnis abgelegt.
Der Hauptangeklagte im Dopingprozess rund um die Operation „Aderlass“, Mark S., hat am Dienstag ein Geständnis abgelegt. Der Erfurter Sportmediziner räumte ein, seit 2012 vor allem Winter- und Radsportler bei der Manipulation unterstützt zu haben. Bei einer großangelegten Razzia während der Nordischen Ski-WM 2019 in Seefeld war Mark S. festgenommen worden.
Neue und bisher unbekannte Namen von ehemaligen Kunden nannte er nicht. Aus Österreich hatte S. etwa die Radprofis Georg Preidler und Stefan Denifl sowie die Langläufer Johannes Dürr, Max Hauke, Dominik Baldauf und Harald Wurm betreut.
Die Staatsanwaltschaft München listete fast 150 Vergehen gegen den Mediziner auf. Mark S. räumte die meisten Taten ein, widersprach aber auch in gut einem Dutzend der aufgelisteten Fälle.
„Ich habe mit Doping keinen Gewinn erzielt“, hieß es in der von seinem Anwalt verlesenen Erklärung. Von den Athleten habe er normalerweise pro Saison 5000 Euro als Grundbetrag für die medizinische Betreuung erhalten – intensivere Maßnahmen kosteten mehr. Er habe große Ausgaben etwa wegen Spezial-Equipment zur Blutaufbereitung sowie wegen Reise- und Hotelkosten gehabt.
Bei der Verhandlung demonstrierte der Arzt in dem Gerichtssaal des Justizpalastes an diversen Maschinen, wie diese funktionieren.
Von Matschiner übernommen
Eine Blutzentrifuge von S. war zehn Jahre zuvor schon einmal wegen Dopingmachenschaften beschlagnahmt worden. Damals, 2009, war es um die Zerschlagung des Manipulationsnetzwerks rund um Stefan Matschiner gegangen.
Matschiner und S. hatten einander im Radsport kennengelernt. Matschiner managte und versorgte den später positiv getesteten Profi Bernhard Kohl, bei dessen Team Gerolsteiner S. als Teamarzt fungierte. Obwohl sowohl Gerolsteiner als auch der Milram-Rennstall, für den S. ebenso arbeitete, wegen Dopingfällen aufgelöst worden waren, stritt der Mediziner ab, in jene Manipulationen verwickelt gewesen zu sein. „Warum ich mich danach entschloss, Eigenblutdoping anzuwenden, das kann ich nicht sagen. Die Faszination und die Liebe zum Sport waren die Antriebswelle für diese Entscheidung“, ließ der Thüringer verlesen. Er gab an, dass er von teilweise abenteuerlichen Dopingmethoden erfahren habe. Er aber habe den Sportlern auf „höchstem Niveau“ helfen wollen. „Leider habe ich aus den Augen verloren, dass ich dem Sport dadurch schade“, sagte er.
In dem Doping-Prozess sind insgesamt 26 Verhandlungstage anberaumt, ein Urteil wird kurz vor Weihnachten erwartet.