Nach der Polizei-Razzia zum Etappengewinn

Seine Geste war zweifelsohne eine Nachricht: Als Rad-Profi Matej Mohoric gestern als Erster der 19. Tour-de-France-Etappe nach 207 Kilometern in Libourne über den Zielstrich fuhr, schloss er mit einem imaginären Reißverschluss den Mund, ehe der Slowene seinen zweiten Tagessieg bei dieser Tour bejubelte.

Vorgeschichte: Am Mittwochabend hatte es bei seinem Team Bahrain Victorious, dem auch der Kärntner Marco Haller angehört, eine Polizei-Razzia gegeben. Beamte hatten Hotel und Bus des Teams durchsucht. Zu Festnahmen kam es nicht. Die Staatsanwaltschaft eröffnete indes eine Voruntersuchung. Wie verlautbart wurde, gehe es um "den Erwerb, Transport, Besitz, die Einfuhr einer verbotenen Substanz oder einer verbotenen Methode zur Verwendung durch einen Athleten ohne medizinische Begründung".

Mohoric nutzte die ihm gestern gebotene Bühne , um den Kritikern das Schweigen nahezulegen. "Ich bin enttäuscht vom System. Es ist nicht schön, wenn die Polizei bei dir im Zimmer steht und sich durch deine Sachen wühlt. Sie schauen sich sogar die Privatsachen an, lesen die Nachrichten auf dem Handy", sagte der 26-Jährige im Anschluss. Er habe sich wie ein Krimineller gefühlt.

Sein Landsmann Tadej Pogacar kam als ungefährdeter Hauptfeldradler seinem zweiten Toursieg ein weiteres Teilstück näher. Mit 5:45 Minuten Vorsprung auf Jonas Vingegaard geht er in das heutige Einzelzeitfahren.

Die gestrige Etappe nicht mehr in Angriff genommen haben die Topfahrer Miguel Lopez (Col) und Michael Woods (Can). Wie ihre Teams bekannt gaben, gehe es für die beiden nun darum, sich noch bestmöglich für das olympische Straßenrennen zu erholen. Woods hatte bis zur letzten Pyrenäen-Etappe um das Bergtrikot gekämpft, welches Pogacar nun aber nicht mehr zu nehmen ist.