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Liu Jia: "Mit Drill schaffen wir auch 100 Medaillen"

Von Florian Wurzinger und Markus Prinz, 17. August 2021, 17:20 Uhr
Liu Jia im OÖN-Sportpodcast Bild: OÖN/prima

LINZ. Trotz Corona-Einschränkungen und großen Rückenproblemen hat Tischtennis-Ass Liu Jia nach ihren sechsten Olympischen Spielen in Tokio zufrieden Bilanz gezogen.

Im OÖN-Sportpodcast "Heimspiel" hat die Mutter einer Tochter außerdem über Mentaltraining, das fragwürdige Erfolgsgeheimnis der Tischtennisnation China und das österreichische Sportsystem gesprochen.

Liu Jia: "Mit Drill ...

Liu Jia, sechsfache Olympiateilnehmerin im Tischtennis, spricht im Heimspiel-Podcast über die Spiele in Tokio, die Saison mit dem TTC Linz AG Froschberg, ihren Weg von China nach Österreich und über die Tischtennis-Ausbildung ...

Auszüge des Podcasts:

OÖN: Du bist im Achtelfinale des olympischen Tischtennisturniers ausgeschieden. Wie zufrieden bist du mit deinem Auftritt?

Liu Jia: Ich habe mein Bestes gegeben. In meinem jetzigen Zustand hat es nicht für eine Medaille gereicht, China und Japan sind schon eine Klasse für sich. Ich hatte ein bisschen eine Olympia-Blockade, war bei den Spielen zuvor immer nervös und aufgeregt, aber dieses Mal habe ich Mentaltraining und Videoanalyse ohne Ende gemacht. Ich habe meine Leistung auch abrufen können, habe es aber leider körperlich nicht bis zum Ende geschafft und wieder meinen Rücken gespürt.

Wie sieht so ein Mentaltraining aus?

Ich habe viel visualisiert, mir viele positive Vorstellungen gemacht: Wie man zum Tisch geht, wie man sich gut fühlt, auch wie man jubelt, wenn man gewonnen hat. Ich habe auch meine eigenen Spiele verinnerlicht: Wie gut ich meine Vorhand schlage, wie schnell meine Beine sind, wie klar ich im Kopf bin. Es war anstrengend, mein Kopf hat am Ende geraucht.

Wie geht es dir jetzt? Haben dich deine Rückenprobleme während der Spiele beeinträchtigt?

Es geht mir jetzt besser als vor einigen Wochen, da hatte ich einen Bandscheibenvorfall und bin eine Woche gelegen. Ich habe in der Nacht nicht schlafen können, jede kleine Bewegung hat weh getan. In Tokio habe ich während des Matches einen Stich im Rücken bekommen, aber das Adrenalin war so stark, dass ich das ausgeblendet habe. Ich wollte das Spiel unbedingt zu Ende spielen, auch wenn vielleicht keine Chance mehr zum Gewinnen da war. Aber man gibt bei Olympischen Spielen kein Spiel auf.

Du bist jetzt 39. Dürfen wir uns ein siebtes Mal bei Olympischen Spielen in Paris erhoffen?

Ich glaube nicht. Natürlich, die Zeit geht schnell vorbei bis Paris, aber irgendwann ist auch Zeit, loszulassen. Ich glaube, dass es 2024 nicht für eine Medaille reichen wird - und ich möchte sicher nicht als Tourist zu den Olympischen Spielen fliegen.

Liu Jia bei den Olympischen Spielen in Tokio. Bild: GEPA pictures/ Harald Steiner (GEPA pictures)

Wie groß muss man sich Tischtennis in China als Europäer vorstellen?

In jeder Schule gibt es eine Tischtennishalle, wo um die Plätze gekämpft wird. Da stehen die Kinder Schlange, dass sie überhaupt mittrainieren dürfen. Es gibt sehr viele Tischtennis-Zentren, wo Kinder von klein auf professionell in höchster Qualität geschult werden. Aber es wird natürlich auch erwartet von der chinesischen Tischtennis-Mannschaft, dass sie Gold holt.

Wie werden Jugendliche in China ausgebildet, wie viel Drill ist da dabei?

Das ist nur Drill. Dort wird man jeden Tag um 6 Uhr aufgeweckt und muss Morgensport machen, danach waschen, frühstücken und gemeinsam ins Training. Das ist fast wie ein kleines Militär, weil alle das gleiche machen, Montag bis Samstag. In China gibt es so viele Menschen, da kommen nur die Härtesten durch. Und daher wird überhaupt keine Rücksicht genommen auf das Individuelle. Es ist auch gar nicht möglich: Wir waren 40 Kinder in einer Gruppe bei zwei oder drei Trainern. Wer soll sich da noch um meine Seele kümmern? Ein sensibles Kind wird da sicher viel leiden.

Ist dieser gnadenlose Drill letztendlich Chinas Erfolgsgeheimnis?

Ja, sicher. Wenn wir die Österreicher so drillen, dann schaffen wir auch 100 Medaillen. Aber ich weiß nicht, ob das sinnvoll ist. Ich bin Mutter, ich will auch, dass mein Kind neben einer guten sportlichen Leistung auch ein gutes Leben hat. Aber diese menschliche Seite wird in China nicht hinterfragt, es wird aber zumindest gerade darüber diskutiert.

Was kann sich Österreich von der chinesischen Tischtennis-Ausbildung abschauen?

Wir haben nicht hunderttausende Jugendliche wie China, wir müssen im Nachwuchsbereich noch viel mehr investieren. Ich appelliere an den Schulsport, dass wir dort verschiedene Sportarten verbreiten, nicht nur Tischtennis. Um Oberösterreich zu einem Sportland zu machen, brauchen wir Kinder und Jugendliche. Ich bin zu hundert Prozent überzeugt, dass wir in Österreich in allen Sportarten sehr viele Talente haben, aber man muss diese Leute auch fördern. Ich bin auch kein Fan von Drill - ich lege viel Wert auf Qualität, gute Trainer und Persönlichkeitsentwicklung, denn nach dem Sport geht das Leben weiter.

Hat der Sport in Österreich einen zu geringen Stellenwert?

Ich glaube, dass der Sport außer Fußball und Skifahren wenig wertgeschätzt wird. Aber Tischtennis ist nach wie vor eine Randsportart und wird nie so eine Präsenz haben. Man merkt das auch an der Begeisterung der Zuschauer. In China, Dänemark oder Frankreich fiebern die Fans in der Halle mit und das würde ich mir auch in Österreich wünschen. Aber wenn wir in der Schule immer zuerst Sportstunden kürzen, verliert ja der Sport an sich schon an Wert. Die Eltern glauben, Sport ist unwichtig. Und da kann man wahrscheinlich noch viel verbessern.

Den Podcast mit dem gesamten Interview hören Sie ab Dienstagabend auf nachrichten.at/podcasts und in der Podcast-App Ihres Vertrauens.

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Autor
Florian Wurzinger
Redakteur Online/OÖN TV
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Markus Prinz
Online-Redakteur
Markus Prinz
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