Lena Kreundl: Ein Jahr wie ein Schleudertrauma
ROM. Autounfall, (Long) Covid, Bandscheibenvorfall, Rücktrittsgedanken und dennoch EM-Bestleistungen.
Sie sei urlaubsreif, sagt Lena Kreundl. Wahrscheinlich so urlaubsreif, wie die Schwimmerin noch nie gewesen ist. Das liegt mitunter an der zur Neige gehenden EM in Rom, bei der die gebürtige Steyrerin als Zwölfte (100 m Kraul) und 13. (200 m Lagen) ihre ersten Halbfinali bei internationalen Langbahn-Titelkämpfen verbuchte. Doch so anstrengend das auch gewesen sein mag, ist das lediglich der Grund, dass sich der Rückblick auf die jüngsten Monate für die 24-Jährige gut und sinnvoll anfühlt.
"Diese Saison hatte alles", holt Oberösterreichs erfolgreichste Schwimmerin der vergangenen Jahre aus. Es begann im Vorjahr, als sie rund sechs Monate lang nach einer Covid-Erkrankung mit Atembeschwerden zu kämpfen hatte. "Die kamen wellenartig", schildert Kreundl, die mehrere Fachleute konsultierte. Diese waren uneins, sprachen von Long Covid oder angesichts der unauffälligen Befunde von einem gestörten Körperempfinden. Das Brennen in der Lunge in Kombination mit dem Verpassen von Olympia in Tokio ließen Kreundl, die eine Ausbildung als Polizistin absolvierte, rund um den Jahreswechsel sogar über ein Karriereende sinnieren. "Es war ein Olympiazyklus vorbei, und Leistungssport geht nicht nebenher. Es war die Frage, will ich das noch auf mich nehmen?", erinnert sich Kreundl. Der Spaß am Sport und den Wettkämpfen ließ sie diese Gedanken ad acta legen.
Gefahrenstelle Bindermichl
Im März dann ein Schreckmoment: Im Linzer Bindermichl-Tunnel fuhr ihr fast stehend ein nachkommendes Fahrzeug auf. "Mein Auto war kaputt und ich hatte ein Schleudertrauma." Damit nicht genug wurden beim MRT zwei Bandscheibenvorfälle im Halswirbelbereich diagnostiziert. Kreundl behandelte das zwar mittels Physiotherapie, trainierte aber weiter. "Mir ist nichts anderes übrig geblieben. Meinen Gegnerinnen ist es wurscht, ob ich einen Unfall hatte, die schwimmen deshalb nicht langsamer. Deshalb wollte ich das nicht groß thematisieren." Mittlerweile seien die Nachwirkungen überschaubar, die Spannung der engen Schwimmanzüge fördere jedoch Nackenschmerzen.
Als sie sicher war, die Atemprobleme hinter sich gelassen zu haben, infizierte sich Kreundl im Frühjahr erneut mit Covid. "Da hatte ich zunächst ziemlich Schiss, aber beim zweiten Mal war es nicht mehr so schlimm", schildert die ASV-Linz-Athletin, die im April ihre Abschlussprüfung bei der Polizei ablegte und ein Praktikum auf einer Wache in Linz absolvierte. "Auch wenn die Kollegen meinten, es war eh nicht so ereignisreich, war das für mich schon viel Action", sagt sie schmunzelnd.
Die Ausbildung sei so flexibel, dass ihre Reisen zu ihrer Schweizer Trainingsgruppe beim SC Uster möglich seien. In Oberösterreich kann sie auf der Gugl das Programm ihrer Trainer abspulen, Unterschlupf findet sie hier bei ihren Großeltern. Auch, dass sie in dieser Saison nie mehr als drei Wochen am Stück an einem Fleck verbrachte, kostete Kraft. Auf Achse werde sie nun auch im Urlaub sein: "Eine Gruppe Schwimmer bleibt hier in Rom und dann geht es weiter nach Neapel." Ihre Vorfreude darauf war riesig – verständlich. (pue)
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