Kitzbühel will ein Tennis-Fest ohne Partys feiern
Bei Dominic Thiems Einladungsturnier geht es nicht "nur" um nettes Preisgeld, sondern auch um den guten Ruf.
Warnhinweise zum Abstandhalten alle paar Meter, Spender mit Desinfektionsmittel an vielen Ecken, dazu Temperaturmessungen beim Eingang zum Center Court. Einzig Tennis-Fieber war dem erlaubt, der gestern beim Einladungsturnier "Thiem’s 7" in Kitzbühel zum Zuschauen kam. Gastgeber Dominic Thiem war dazu bemüht, dieses bei seinem 7:5, 7:6 (4)-Auftakt-Sieg gegen den Norweger Casper Ruud zu entfachen. Doch die Veranstalter, zu denen auch der Weltranglisten-Dritte gehört, können und wollen vor wenigen hundert Zuschauern diesmal nur eine schaumgebremste Sandplatz-Party feiern.
Weil die ATP-Tour erst wieder Mitte August loslegt, mag bei dem Event "nur" gutes Preisgeld winken. Doch es geht um weitaus mehr. Der Ruf des weißen Sports ist seit dem vom Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic inszenierten Adria-Tour-Event in Belgrad gehörig angekratzt. Dort wurde auf Hygiene- und Abstandsregeln von Zuschauern und Spielern weitestgehend gepfiffen, die Rechnung bekam man nur wenig später präsentiert. Neben Djokovic infizierten sich mehrere Spieler und Betreuer mit dem Coronavirus. Es hagelte herbe Kritik von allen Seiten. Als dann auch noch der Deutsche Alexander Zverev in Monte Carlo beim Partymachen erwischt wurde, obwohl man ihn in Quarantäne wähnte, war das Schlamassel perfekt.
Thiem gab zu, dass Fehler passiert sind, nimmt aber Djokovic in Schutz. "Er hat kein Gesetz gebrochen." In Kitzbühel versucht man dennoch, die Sache viel besser zu machen. "Um das Turnier herum gibt es kein Rahmenprogramm, wir testen rigoros. Trotzdem möchten wir ein cooles Event bieten, wo das Tennis im Mittelpunkt steht", sagt Thiems Vater Wolfgang, ebenfalls in die Organisation involviert. Zugegeben, der altehrwürdige Center Court hat schon bessere Tage in der Ära des alljährlich stattfindenden Sandplatz-Klassikers erlebt, als Größen wie Pete Sampras oder Guillermo Vilas dort in früheren Jahren auf die Filzkugel prügelten. Auch als Thiem im vorigen Jahr zum ersten Heimerfolg eilte, stand das Stadion Kopf.
Das kann dieser Tage nicht passieren. Erstens, weil nur 500 Fans täglich zugelassen sind. Die geschmalzenen Eintrittspreise halten sowieso viele vom Kommen ab. 129 Euro muss man für einen Tag mit Weltklassetennis hinblättern. Thiem will sich gegen die hochkarätigen Gegner so teuer wie möglich verkaufen. Es ist die erste ernsthafte Generalprobe für den Restart auf der Tour. Der im Herbst dichtgedrängte Turnierplan wackelt aber, wie Thiem zugibt. "In den USA steigen die Fälle, ich bin gespannt, was die kommenden Wochen wirklich bringen."
Heute bringt es ihm in Kitzbühel auf jeden Fall ein Spiel zur Primetime gegen den Russen Andrej Rublew (20.15 Uhr, live auf ServusTV).
Gut, aber nicht gut genug: Ofner und Rodionov ärgerten die Tennis-Stars
Abschied nach dem Finale: Steelvolleys-Talent wechselt in die USA
Eine "Klatsche" für die Steelvolleys
100 Tage vor Olympia: Das Pariser Spiel mit dem Feuer
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.