Großschartner nach World-Tour-Sieg: "Das kann mir keiner mehr nehmen"
LINZ. Radsport: Der 25-jährige Marchtrenker gewann in der Türkei als erster Österreicher eine Rundfahrt der höchsten Rennkategorie. Sein Erfolgshunger ist noch nicht gestillt.
Der Marchtrenker Felix Großschartner schrieb am Osterwochenende heimische Radsport-Geschichte. Noch nie zuvor hatte es ein heimischer Rad-Profi geschafft, eine Rundfahrt der international höchsten Kategorie "World Tour" zu gewinnen. Dem 25-Jährigen gelang in der Türkei diese Meisterleistung. Das soll heuer aber noch nicht alles gewesen sein, wie er im OÖN-Gespräch ankündigt.
OÖN: Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?
Felix Großschartner: Enorm viel, weil ich vorher schon drei Jahre Profi im Ausland war und nun endlich auch einmal so eine Geschichte abgeliefert habe. Das kann mir keiner mehr nehmen. Diese Saison passt einfach viel zusammen. Zuerst schon die guten Rennen in Argentinien und bei Paris-Nizza, das nun ist vorerst die Krönung.
Den Grundstein zum Gesamtsieg bei der Türkei-Rundfahrt haben Sie mit dem Triumph bei der Bergankunft am Samstag gelegt. Wo würden Sie selbst Ihre Stärken sehen?
Ich weiß, dass ich bei einwöchigen Rundfahrten meine Allrounder-Qualitäten am besten ausspielen kann. Ich kann in den Bergen gut mithalten, aber auch im Zeitfahren fühle ich mich wohl. Und wir verfolgen in der Mannschaft die Strategie, dass ich mich auf gewisse Rennen punktuell vorbereite und da auch die Unterstützung habe. Das geht heuer sehr gut auf.
Auch für Ihr Team Bora ist es der erste World-Tour-Rundfahrtsieg. Könnte das Auswirkungen auf Ihren Vertrag in Zukunft haben?
Daran denke ich im Moment gar nicht. Ich habe nach meinem Wechsel zu Bora einen großen Schritt vorwärts machen können, weil das Umfeld perfekt passt. Hier wird bei Ernährung und Trainingsplanung penibel gearbeitet, das Material ist perfekt, und auch die Stimmung ist einfach irrsinnig gut. Dass natürlich viele Österreicher mit dabei sind macht es nur noch besser. Wir pushen uns da gegenseitig. Und es läuft nicht so hierarchisch wie in anderen Mannschaften ab, bei uns bekommen bei den Rennen viele eine Chance.
Dürfen Sie nun weiterhin Kapitän spielen?
Nein, bei der Tour de Romandie nächste Woche werde ich für unseren Kapitän Emmanuel Buchmann fahren. Dann bestreite ich die Kalifornien-Rundfahrt, wo auch etwas für mich drinnen sein sollte. Und im Herbst werde ich erstmals die Vuelta fahren. Vielleicht gelingt mir ja einmal ein gutes Resultat auf einer Etappe. Aber ich gehe einfach Schritt für Schritt, Erfolge über Nacht gibt es nicht.
Der holländische Quereinsteiger Mathieu van der Poel lehrt derzeit bei den Klassiker-Rennen mit seinen Siegen den arrivierten Spezialisten das Fürchten. Was sagen Sie zu ihm?
Das ist ein Ausnahmetalent, wie es sie nur alle paar Jahre gibt. Eine absolute Maschine, der alles kann.
Der Dopingskandal rund um die Nordische WM in Seefeld ging auch am Radsport nicht vorbei. Wie bewerten Sie die Geschichte?
Für uns kann es nur gut sein, wenn schwarze Schafe erwischt werden, denn dann haben saubere Fahrer wie ich umso mehr die Chance, Erfolge zu landen. Ich finde, man sollte mit aller Härte vorgehen. Wie überall im Leben gibt es Betrüger und die gehören aus dem Verkehr gezogen. Ich hoffe, dass ich junge Sportler motivieren und ihnen zeigen kann, dass es auch auf ehrliche Art und Weise geht.
Phänomen Van der Poel
Vor einem Jahr noch konnte Ex-Weltmeister Peter Sagan bei einer Fahrervorstellung in Belgien mit dem Namen Mathieu van der Poel gar nichts anfangen. Spätestens seit einigen Wochen dürfte der Slowake ganz genau wissen, mit wem er es da in den kommenden Jahren zu tun hat, wenn es um große Siege geht.
Das 24-jährige Rad-Multitalent aus Holland, das im Querfeldein zweifacher Weltmeister ist und bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio auch auf dem Mountainbike um Gold mitfahren will, zeigt derzeit auf der Straße, welches Potenzial in ihm steckt. Der Enkel der französischen Rad-Legende Raymond Poulidor gewann am Sonntag mit einem beeindruckenden Finish noch das Amstel Gold Race, nachdem er in dieser Saison mit „Quer durch Flandern“ und dem „Pfeil von Brabant“ bereits zwei Klassiker für sich entschied.
Nibali wurde eingeholt
Vincenzo Nibali hat gestern bereits beim Auftakt der Tour of the Alps seine Muskeln spielen lassen. Der Italiener attackierte auf der Etappe im Umland von Kufstein am letzten Anstieg und brachte die Konkurrenz um Chris Froome in Bedrängnis. Nibali und drei Fluchtgefährten wurden fünf Kilometer vor dem Ziel von einer größeren Verfolgergruppe mit Froome aber wieder eingeholt. Den Tagessieg sicherte sich Froomes Sky-Teamkollege Tao Geoghegan Hart.
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