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Größe in der Niederlage: Thiem hat das Format eines Champions

Von Alexander Zambarloukos, 11. Juni 2019, 00:04 Uhr
Größe in der Niederlage: Thiem hat das
Thiem und Nadal: die Finalisten mit ihrem Silbergeschirr (gepa) Bild: GEPA pictures

Physischer Nachteil im French-Open-Finale? Österreichs Tennis-Star sucht keine Ausreden.

Es schien alles angerichtet zu sein für ein weiteres Kapitel rot-weiß-roter Sportgeschichte. Thomas Muster, Österreichs bis dato einziger Tennis-Grand-Slam-Sieger, war auf jenem mit 15.000 Zuschauern ausverkauften Pariser Court Philippe Chatrier gelandet. Also dort, wo der Steirer Michael Chang (USA) im Finale der French Open 1995 abserviert hatte.

24 Jahre danach wollte Dominic Thiem in die Fußstapfen seines Vorbilds, mit dem er aber nicht verglichen werden will, treten. Es hat nicht geklappt, weil wie im Endspiel des Vorjahrs ein gewisser Rafael Nadal (Esp) zur unüberwindbaren Hürde werden sollte. Thiem verlor – diesmal immerhin mit Satzgewinn – 3:6, 7:5, 1:6, 1:6.

Muster ist trotzdem von seinem Nachfolger in spe begeistert. "Dominic wird die Nummer eins der Welt werden, da bin ich mir sicher. Er spielt ein viel besseres Tennis in seinem Alter, als ich es jemals gespielt habe", sagte der 51-Jährige.

Thiem saugt solche Lobeshymnen auf, ein echtes Trostpflaster können sie im Moment aber nicht sein. "Es ist enttäuschend. Ich bin mit der hundertprozentigen Überzeugung da rausgegangen, das Match gewinnen zu können", erläuterte der 25-jährige Lichtenwörther in der Pressekonferenz, der auch Papa Wolfgang und Bruder Moritz beiwohnten.

"Du bist ein Vorbild für mich"

Thiem, der gestern nach Hause flog und heute (11.30 Uhr, ORF Sport+) schon wieder in Wien bei einer Pressekonferenz eines Premiumsponsors aus dem Bankwesen antanzen wird, präsentierte sich vor versammelter Journaille nicht wie ein schlechter Verlierer, sondern wie ein echter Champion. Als solchen sieht ihn auch sein Bezwinger, der mittlerweile zwölfmalige Paris-Champion Nadal: "Du bist als Sportler und Mensch ein Vorbild für mich und die ganzen Kinder, die Tennis lieben."

Thiem suchte bei seiner Matchanalyse nicht nach Ausreden, erst als Fragen nach seiner Fitness auftauchten, ging er darauf ein. Nadal – zuvor am Dienstag und Freitag im Einsatz – hatte eine deutlich längere Regenerationszeit als Thiem, der am Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag spielen musste. Vor allem der Fünf-Satz-Semifinal-Krimi gegen die Nummer eins der Welt, Novak Djokovic, über zwei Tage bzw. 4:19 Stunden hatte es in sich gehabt.

"Ja, natürlich hinterlässt so etwas Spuren – physisch und mental. Aber ich kann nicht sagen, was gewesen wäre, wenn ich am Samstag nicht spielen hätte müssen", erläuterte Thiem.

Erfolglose Intervention

Sein Coach Nicolás Massú hatte das Unheil irgendwie kommen sehen und die Verlegung des Finales auf Montag beantragt. "Weil ich möchte, dass beide Spieler idente Voraussetzungen haben", sagte der Chilene. Mit seinem Ansuchen stieß er bei der Turnierorganisation auf taube Ohren: "Das geht nicht", ließen sie Massú wissen. Das Regulativ (TV-Verträge) erlaube das nicht. Nur ein verregneter Sonntag hätte Thiem die Chance auf ein Finale am Montag eröffnet.

"Ich falle nicht in ein Loch"

Ein englischer Reporter fragte den Weltranglisten-Vierten nach diesem turbulenten Wochenende, wie es sich denn anfühlt, vom Himmel in die Hölle zu fallen. Der "Dominator" lächelte gequält: "Das ist die Brutalität unseres Sports. Dieser Sieg über Djokovic war einer der größten Erfolge. Aber dann bekommst du am nächsten Tag wieder einen Grand-Slam-Champion serviert, der noch stärker ist – Rafa."

Das Leben auf Sand wäre wohl einfacher ohne den "König von Paris", doch Thiem wünscht sich, dass "Nadal auf keinen Fall aufhört". Dominic wird 2020 wieder zum Angriff blasen: "Ich falle nicht in ein Loch."

Rafael Nadal krönte sich zum zwölften Mal zum French-Open-Gewinner
Es hat nicht sollen sein. Rafael Nadal bleibt in Paris eine unüberwindbare Hürde für Dominic Thiem. Der Niederösterreicher gewann zwar einen Satz, aber der Spanier zum zwölften (!) Mal die French-Open. Bild: GEPA pictures

Viel Mensch, ein bisschen Maschine

Gemessen an seinem Outfit und der Präzision und Konstanz seiner Grundlinienschläge fühlt man sich dazu verleitet, Rafael Nadal als „gelbe Maschine“ zu titulieren. Doch das wäre nicht fair, auch wenn Dominic Thiem nach dem verlorenen French-Open-Finale sagte, dass sein 33-jähriger Kontrahent „wie eine Rakete in den dritten Satz gestartet ist und mich überrollt hat“. Nadal zeigt sehr wohl menschliche Züge – Tränen zum Beispiel. Das wäre von einem, der zum zwölften Mal in Roland Garros triumphiert hat, nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

„Es wird niemals zur Gewohnheit werden, es ist und bleibt jedes Mal speziell“, sagte der Mallorquiner mit der überragenden Paris-Bilanz von 93 Siegen in 95 Spielen.

Als er sich nach dem verwandelten Matchball auf den Sand seines „Wohnzimmers“ fallen ließ, gingen ihm tausend Dinge durch den Kopf. „Es ist ein Traum, ich kann es immer noch nicht fassen“, gestand Nadal, um gleich darauf eine gefährliche Drohung von sich zu geben: „Nächstes Jahr komme ich wieder.“

„Bald bist du am Zug“

Das oft zitierte „dreckige Dutzend“ ist ihm offenbar nicht genug. Während der „Stier aus Manacor“ aus dem Nähkästchen plauderte und ankündigte, bis Wimbledon pausieren zu wollen, ging es in den sozialen Netzwerken längst rund.

Real Madrid, Nadals Lieblingsfußballklub, gratulierte, detto Golf-Star Tiger Woods: „Der Sandplatzkönig mag es nicht, seinen Reichtum mit anderen zu teilen“, twitterte der Amerikaner. Auch Thiems Herzdame Kristina Mladenovic, die an der Seite von Timea Babos den Doppel-Titel in Paris gewonnen hatte, verneigte sich vor Nadal: „Zwölf Siege sind unglaublich. Ich bin sehr stolz, Domi neben dieser Legende unseres Sports zu sehen.“ Nachsatz an die Adresse ihres Freundes: „Bald bist du am Zug.“

„Du wirst hier gewinnen“

Zunächst heißt es aber noch: Bitte warten. Geht es nach einem spanischen Radiosender, dann noch eine gefühlte Ewigkeit. „In 40 Jahren wird Rafa noch immer in Paris spielen und gewinnen.“ Den Weltranglisten-Zweiten, der für seinen jüngsten Coup 2,4 Millionen Euro brutto kassierte (Thiem bekam 1,18 Millionen), lässt das Tennis-Fieber nicht los. Diese Gnadenlosigkeit, die er auf dem Platz zur Schau trägt, hat er im persönlichen Umgang mit seinen Rivalen nicht. Nadal nahm den „Dominator“ liebevoll in den Arm und sprach ihm Mut zu: „Du wirst hier gewinnen – ganz sicher.“
 

Nach der Auszeit auf Wolke sieben
Paris-Siegerin Ashleigh Barty (Reuters) Bild: REUTERS

Nach der Auszeit auf Wolke sieben

Der erste Sieg einer australischen Tennisspielerin in Paris seit 46 Jahren kam angesichts der Finalpaarung nicht unerwartet – und doch ist der Triumph von Ashleigh Barty eine Überraschung. Denn die 23-Jährige einstige Juniorensiegerin von Wimbledon musste sich nach einer Auszeit erst wieder zurückkämpfen.

„Lasst die Barty-Party beginnen“, schrieb die australische Zeitung „The Age“ folgerichtig. „Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich hier sitzen würde mit der Trophäe der French Open“, strahlte Barty nach dem 6:1, 6:3 gegen die 19-jährige Tschechin Markéta Vondrousová. „Natürlich haben wir als Kinder Ziele und Träume, aber das hier ist einfach unglaublich“, sagte die neue Nummer zwei der Welt, die für ihr elegantes und variables Spiel bewundert wird.

Um ein Haar hätte Bartys Laufbahn ein jähes Ende genommen, bevor sie noch richtig ins Rollen kam. Die ständigen Reisen, die Nächte im Hotel, die Distanz zu ihren Eltern und den älteren Schwestern Ali und Sara stürzten die junge Dame in die Krise.

Nach den US Open 2014 hörte Barty auf mit dem Tennis, sie war ausgebrannt. Augenblicklich schwebt Ashleigh auf Wolke sieben.

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Autor
Alexander Zambarloukos
Redakteur Sport
Alexander Zambarloukos

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