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Grenzerfahrung: Die fünf wichtigsten Fragen zum Fall Djokovic

Von Reinhold Pühringer   07.Jänner 2022

Novak Djokovic hat zwar australischen Boden betreten, viel weiter als bis zum "Park Hotel" (109 Dollar pro Nacht) in Melbourne ist der mutmaßlich ungeimpfte Tennis-Weltranglistenerste, der ab 17. Jänner bei den Australian Open auf seinen 21. Grand-Slam-Titel losgehen will, aber nicht vorgestoßen. Dort wartet der 34-Jährige auf die nächste Gerichtsentscheidung. Seine Anwälte haben angesichts der drohenden sofortigen Abschiebung einen Teilerfolg erzielt und vorerst bis Montag ein Aufenthaltsrecht erwirkt. Djokovic ist gekommen, um zu bleiben. Aber wird er das auch dürfen? Die OÖN versuchen die wichtigsten Fragen in diesem Politkrimi zu beantworten.

Warum wurde Djokovic trotz Sondergenehmigung der Veranstalter der Australian Open stundenlang auf dem Flughafen in Melbourne festgehalten und – von seinem Team isoliert – verhört?

Das Visum, das Djokovic vorgelegt hat, war unvollständig. Seine medizinische Ausnahmeregelung soll von nur einem Arzt bestätigt worden sein. In den Regularien steht allerdings, dass die Anträge doppelt geprüft sein müssen. Insgesamt 26 Spieler und Betreuer hatten bei den Turnierorganisatoren um Ausnahmegenehmigungen angesucht, eine Handvoll bekam grünes Licht. Weitere Profis wurden unter ähnlichen Voraussetzungen durchgewunken, ihre Belege waren ausführlicher als jene von Djokovic. Diese Fälle werden von den Behörden nun überprüft.

Wofür gibt es eine Ausnahmegenehmigung?

1. Wenn ein größerer operativer Eingriff oder eine schwere Erkrankung mit längerem Krankenhausaufenthalt vorausgegangen ist. 2. Wenn die Person eine massive Reaktion auf die erste Corona-Schutzimpfung gezeigt hat. 3. Beim Nachweis einer Herzerkrankung in den vergangenen drei Monaten. 4. Für eine per PCR-Testergebnis nachgewiesene Covid-Erkrankung im abgelaufenen halben Jahr.

Djokovic und das Virus - eine schwierige Beziehung

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Wie versuchte Djokovic seine Einreise zu argumentieren?

Viele spekulieren mit einer Infektion in den vergangenen sechs Monaten. In so einem Fall gibt es einen Ermessensspielraum zwischen den Vorgaben der nationalen Regierung, die für den Grenzschutz zuständig ist, und jenen des Bundesstaates Victoria, welcher die Ausnahmen genehmigt. In einem Schreiben Anfang Dezember wies Australiens Gesundheitsminister darauf hin, dass auch nach einer Infektion zwei Impfdosen für eine Einreise erforderlich sind. Djokovic könnte mitten in einen föderalen Konflikt geraten sein.

Wie ist die Corona-Situation in Australien?

Am Tag der Djokovic-Einreise verzeichnete das 25-Millionen-Einwohner-Land zum dritten Mal in Folge den Rekordwert von 65.000 Corona-Neuinfektionen. Omikron überfordert die Kapazitäten, was zu überlangen Warteschlangen vor Testzentren führt. Die Regierung wirkt hilflos und zerstritten, die Kritik an Ministerpräsident Scott Morrison nimmt zu. Inneraustralische Grenzen wurden wieder geschlossen, geplante Urlaubstrips mussten abgesagt werden. Entsprechend hohe Wellen schlug die Ausnahmegenehmigung für Djokovic im Land. "Menschen, deren Angehörige sterben, können nicht einmal in andere Bundesstaaten reisen. Ihr erzählt den Leuten, sie könnten ungeimpft nicht in den Supermarkt oder ins Café. Aber als Nummer eins bekommst du einen Pass?", twitterte Australian-Football-Größe Corey McKernan in Richtung der Politik.

Welche Konsequenzen hätte eine Abschiebung für Djokovic?

Dann könnte ihm die Wiedereinreise nach Australien und ein Start bei den Open für bis zu drei Jahre untersagt werden. Das sagte Mary Crooke, Professorin für öffentliches Recht an der Universität von Sydney. "Djokovic hat nicht das Recht, wegen irgendetwas in Berufung zu gehen. Er kann nicht sagen: ,Ich bin der beste Tennisspieler, lasst mich rein.‘"

Reaktionen auf den "Fall Novak Djokovic"

  • „Regeln sind Regeln, vor allem, wenn es um unsere Grenzen geht. Niemand steht über diesen Regeln.“ - Scott Morrison, Australiens Regierungschef
  • „Eine Stadt, die sechs Lockdowns überstanden hat und in der eine zweifache Impfung die Bedingung für den Zugang zu jedem öffentlichen Gemeinschaftsraum ist, wird es wahrscheinlich nicht gutheißen, dass der führende Impfskeptiker des Tennis durch die VIP-Spur am Flughafen Tullamarine geleitet wird.“ - The Age, australische Zeitung
  • „Ganz Serbien steht hinter Novak Djokovic. Unsere Behörden werden alle Maßnahmen ergreifen, um die Schikanierung des besten Tennisspielers der Welt binnen kürzester Zeit zu beenden.“ - Aleksandar Vucic, Serbiens Staatspräsident
  • „Das ist der größte Sportskandal aller Zeiten.“ - Kurir, serbisches Boulevardblatt
  • „Sie versuchen ihn zu kreuzigen. Mein Sohn ist in australischer Gefangenschaft, aber er war noch nie freier. Von diesem Moment an ist Novak zum Symbol und Führer der freien Welt geworden, der Welt der benachteiligten Völker.“ - Srdjan Djokovic, Novaks Vater
  • „Natürlich mag ich diese Situation nicht. Auf gewisse Weise tut es mir leid für ihn. Aber gleichzeitig kannte er die Bedingungen seit vielen Monaten und macht seine Entscheidungen. Ich hatte Covid, ich bin zweimal geimpft. Wenn du das machst, hast du kein Problem, hier und überall auf der Welt zu spielen. Die Menschen in Australien sind wegen der Pandemie durch schwere Zeiten gegangen. Von daher kann ich ihren Unmut über die Ausnahmegenehmigung für Djokovic verstehen.“ - Rafael Nadal, 20-facher Grand-Slam-Sieger
  • „Djokovic hat einen völlig legitimen Antrag gestellt, bei dem es keine Bevorzugung für ihn gab. Es wäre aber sicherlich nützlich, wenn Novak erklären würde, mit welcher Begründung er die medizinische Ausnahmebewilligung beantragt und erhalten hat.“ - Craig Tiley, Turnierdirektor der Australian Open
  • „Wir werden Djokovic keine Hilfe gewähren, ein Visum zu bekommen. Wir waren in zwei Punkten immer klar: Visa-Genehmigungen sind eine Sache der Nationalregierung, medizinische Ausnahmen sind ein Fall für die Ärzte.“ - Jaala Pulford, Sportministerin von Victoria

So tickt Novak Djokovic:

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20. April 2024