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Eine kleine Wohnung als Doping-Zentrale

03.September 2009

Der Tatort: Das blaue, zweistöckige Haus im Stadtteil St. Magdalena hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Haustür steht offen. Türschilder mit Namen? In vielen Fällen Fehlanzeige, obwohl hier mehrere Parteien wohnen.

Die Nachbarn: „Vor ein paar Monaten war die Kriminalpolizei bei uns und hat meine Freundin gefragt, ob ihr aufgefallen ist, dass hier gedopt worden sein könnte“, sagt ein Mieter den OÖN. Er zeigt auf eine Wohnung im ersten Stock, in der die Athleten, wie die Ermittler der Soko Doping herausgefunden haben, Blutdoping betrieben haben sollen. „Die Wohnung ist klein, besteht nur aus einem Zimmer. Gemietet hatte sie eine junge Frau. Wir dachten, es sei eine Studentin.“

Die Studentin: Tatsächlich handelte es sich um Stefan Matschiners Ehefrau. Also jenes Laakirchner Sportmanagers, der mit unerlaubten Mitteln Ex-Radprofi Bernhard Kohl und vielen weiteren Spitzensportlern mit illegalen Mitteln bis vor kurzem auf die Sprünge geholfen haben soll. „Die Frau hat den Mietvertrag unterzeichnet“, bestätigt der Besitzer des Hauses den OÖN. Er selbst, der im Mühlviertel wohnt, habe aber nichts von den Vorgängen bemerkt.

Der Vertrag: Der Mietvertrag wurde laut dem Ermittlungsbericht der Soko Doping, der den OÖN vorliegt, am 1. August 2008 unterschrieben und am 12. November 2008 von Matschiner persönlich telefonisch gekündigt. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Leute bei uns ein- und ausziehen“, sagt ein Nachbar.

Die Besucher: Schnell da und wieder weg waren auch offenbar einige holländische Radsportler. „Ich habe mich schon gewundert, dass auf einmal immer wieder ein paar teure Autos mit holländischen Kennzeichen vor dem Haus gestanden sind“, sagt ein Mieter. Michael Rasmussen (2007 von der Tour de France ausgeschlossen und später des EPO-Dopings überführt), Thomas Dekker (ebenfalls mit EPO erwischt), Michael Boogerd sowie der Italiener Pietro Caucchioli sind laut dem Ermittlungsbericht verdächtig, Matschiners „Dienste“ in Anspruch genommen zu haben, nachdem die Blutbank Humanplasma in Wien nach dem Olympia-Skandal 2006 ihre Pforten für Spitzensportler geschlossen hatte. Matschiner kaufte die Gerätschaft, die für Blutdoping-Zwecke verwendet wurde, kurzerhand auf und betrieb das lukrative Doping-Geschäft in Eigenregie.

Die Aussage: Welche Rolle dabei Weltklasse-Langläufer Christian Hoffmann spielt, wird sich noch genau weisen. Derzeit steht Aussage gegen Aussage. So will ein Zeuge Hoffmann beim Betreten der besagten Wohnung im August des Vorjahres gesehen haben und sagte dies auch in einer eidesstattlichen Erklärung aus. Hoffmann selbst bestritt dies zuletzt im OÖN-Interview vom Mittwoch wieder vehement. Ein Gerichtsverfahren droht, der Ball liegt dazu nun bei der Staatsanwaltschaft.

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

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20. April 2024