Ein Langlauf-Olympiasieger im Höhenrausch
KITZBÜHEL. Wenn ihn das Wettkampffieber packt, ist Christian Hoffmann kaum zu bremsen. Den Mann mit dem langen Atem lockt nun ein Rennen auf das Kitzbüheler Horn..
Das Ehepaar auf E-Bikes staunte nicht schlecht, als da diese Woche bei der Auffahrt auf das Kitzbüheler Horn in einer der ersten Kehren ein drahtiger Kerl auf Skirollern an ihnen vorbeistiefelte. Dass es der Olympiasieger und Staffel-Weltmeister im Skilanglauf, Christian Hoffmann, war, sei zu ihrer Entschuldigung gesagt. Und auch, dass die Bergstraße mit ihren knapp sieben Kilometern sowie über 850 Höhenmetern ohnehin kein Honigschlecken ist und im Radsport zu den schwersten Anstiegen Europas zählt.
Der Österreichische Skiverband veranstaltet ebendort am 26. Juli erstmals ein international besetztes Bergroller-Rennen in der klassischen Technik, weil der Sommer nach skandinavischem Vorbild längst nicht mehr nur wettkampffrei bleiben soll. "Die Norweger und Schweden sind hier wie in so vielem bei uns Vorreiter", sagt der Mühlviertler Christian Schwarz, ÖSV-Chef der Sparte. Dort, wo normal die Österreich-Radrundfahrt in den vergangenen Jahren zumeist entschieden wurde, dürfte auch ein spektakulärer Boden für die Langläufer gegeben sein.
Das meint auch Hoffmann, der mit den OÖN eine exklusive Besichtigungsfahrt unternahm. "Das hier ist die ideale Kulisse für so etwas, ein toller Berg und eine super Idee", sagt Hoffmann, der mit seinen mittlerweile 46 Jahren im Weltcup der Skibergsteiger nach einer erfüllenden Langlauf-Karriere noch immer seine außergewöhnliche Ausdauer unter Beweis stellt, aber für dieses Rennen wieder zu seiner früheren Liebe zurückkehrt.
Für die schöne Landschaft und den immer wieder herrlichen Blick hinunter zum Schwarzsee hatte der Mühlviertler an diesem Tag aber keine Zeit. Es galt, die erste Feinabstimmung für das Rennen zu finden. Und der Tüftler Hoffmann überlässt da wie früher einfach nichts dem Zufall. Ob er mit dem zwei- oder lieber dem dreirädrigen Rennroller antreten werde, war eine dieser Detailfragen, die er sich trotz schweißtreibendem Diagonalschritt stellte.
Und obwohl das Tempo bis zum Ziel oben beim Alpenhaus in 1670 Metern Seehöhe horrend blieb, entging Hoffmann auch die Tafel nicht, die am steilsten Stück des Scharfrichters 22,3 Neigungsprozent auswies. "Wusste ich doch, dass das erst am Ende kommt. Wer da am Anfang zu viele Körner verschießt, geht oben richtig blau", sagt Hoffmann. Ein paar Wanderer schenkten dem heranjagenden Tempobolzer bewundernde Blicke.
Seine jungen Nachfolger im ÖSV-Team werden auf alle Fälle zu tun haben, um den Routinier dort hinauf im Zaum halten zu können. Und es hat sich auch deutsche Klasse angesagt. Mit Lucas Bögl gab etwa der 16. der Tour de Ski seine Meldung ab. Bei den Damen ist Österreichs einziger Weltklasse-Beitrag Teresa Stadlober absolute Favoritin.
Die Zeit, die Hoffmann an diesem Dienstag hinlegte, sei nicht verraten. Nur so viel: Sie würde viele Radprofis mächtig in den Schatten stellen. "Auf Rennrollern und im Wettkampf geht es aber noch schneller", prophezeit Hoffmann bereits.
Wien-Passau auf Rollen
Es kann gut sein, dass er auch im Winter wieder auf schmalen Latten unterwegs ist. "Mich reizen einige Volkslangläufe", so Hoffmann. Erst will er nach dem Horn aber seine persönliche Sommer-Challenge absolvieren. Im August möchte der Mühlviertler die Strecke Wien-Passau auf Skirollern bewältigen. Knapp 320 Kilometer. Flach zwar. Aber bestimmt auch eine steile Sache.